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Athina-Forward: Was Teamchef Cuzari von 2015 erwartet

Von Günther Wiesinger
Seit 2010 ist Forward Racing im Geschäft, mit «Athina Eyewear» wurde heute in Mailand ein neuer Hauptsponsor präsentiert. Die grössten Hoffnungen ruhen auf Stefan Bradl.

Im «Il Gattopardo Café» in de Via Piero della Francesa 47 wurde heute in Mailand das neue «Athina Eyewear Forward Racing Team» mit den MotoGP-Piloten Stefan Bradl und Loris Baz sowie den Kalex-Moto2-Fahrern Simone Corsi und Lorenzo Baldassarri präsentiert.

Teambesitzer Giovanni Cuzari und sein Managing Director Marco Curioni haben nach vier Jahren mit NGM Mobile einen neuen Hauptsponsor aufgetrieben, der bereits 2014 als Co-Sponsor mit dabei war.

Cuzari bezeichnet Neuzugang Stefan Bradl als «Diamant», er erwartet von ihm den Gewinn der Open-Class auf der Yamaha YZR-M1.

Das Team Forward Racing ging im Jahr 2010 aus dem Kawasaki-MotoGP-Nachfolge-Team Hayate hervor, das anfangs von Andrea Dosoli geleitet wurde.

Giovanni Cuzari, ehemaliger Rallye-Pilot und seither leidenschaftlicher Motorsportfan, ist heute in Lugano/Schweiz als Immobilien-Unternehmer tätig, ausserdem betreibt er die Agentur Media Action, die sich um Marketing und Kommunikation kümmert. «Ich liebe Deutschland und die Deutschen», betont er im Gespräch mit SPEEDWEEK.com. «Ich habe mein erstes Geld als 17-Jähriger in Betzdorf im Eiscafè Riviera verdient...»

Forward Racing trat also in der Motorrad-WM 2010 erstmals in Erscheinung, Infrastruktur und Personal wurden grossteils vom ehemaligen Hayate-Kawasaki-MotoGP-Werksteam übernommen.
In der Saison 2010 nahmen Jules Cluzel und Claudio Corti für Forward an der Moto2-WM teil; der Franzose stand gleich beim Saisonauftakt in Katar auf dem Podest und bescherte dem Team am 20. Juni in Silverstone den bisher einzigen GP-Sieg – auf Suter. Der Franzose beendete die WM auf dem achtbaren siebten Gesamtrang.

Auch 2011 trat das Team mit Suter-Motorrädern an, mit Alex Baldolini bekam er einen neuen Teamgefährten. Der sturzeifrige Cluzel kam in der WM über Gesamtrang 21 nicht hinaus.

Inzwischen hatte Forward Racing den Schritt in die Königsklasse angekündigt. Dank der Verpflichtung von Colin Edwards sollten für die neue Claiming-Rule-Kategorie 2012 kostenlose Superbike-Rennmotoren von Yamaha ergattert werden, aber dieser Plan schlug fehl, es wurde schliesslich mit Suter-BMW gefahren.

Forward warf Suter mangelnde Weiterentwicklung vor, aus München kamen ebenfalls keine erfreulichen Signale, Edwards bezeichnete das Motorrad als «Scheisshaufen», und Eskil Suter warf ihm vor, er sei nur noch ein «laues Lüftchen» und kein «Texas Tornado» mehr, denn Mika Kallio war bei Tests in Brünn schon ein Jahr vorher in allen Kurven 3 bis 5 km/h schneller gefahren.

Forward Racing wechselte für 2013 hoffnungsfroh zu FTR-Kawasaki und engagierte neben Edwards noch den Italiener Claudio Corti. Doch die Resultate liessen zu wünschen übrig: Edwards sammelte als WM-Vierzehnter nur 41 Punkte, Corti als WM-Neunzehnter sogar nur 14. Auf der Suter-BMW hatte Edwards im Jahr zuvor 27 Punkte gesammelt.

In der Moto2-WM 2012 setzte Forward eine neue Fahrerpaarung ein: Yuki Takahashi und Alex De Angelis. Der Sanmarineser sorgte in Sepang für den zweiten GP-Sieg des jungen Teams.

Nach dem Zerwürfnis mit Suter rückte Forward Racing 2013 in der Moto2-Klasse auf Speed-up-Maschinen aus. Forward schloss ein Joint Venture mit Speed-up-Teambesitzer Luca Boscosocuro und nahm neben Mattia Pasini und Simone Corsi auch noch Alex De Angelis und Ricky Cardùs für die Moto2-WM 2013 unter Vertrag.

In der MotoGP-Klasse hatte Teambesitzer Giovanni «Gio» Cuzari die Nase voll von den Bastler-Motorrädern der Claiming-Rule-Fabrikanten, er leaste für 2014 bei Yamaha Factory Racing ehemalige Werks-Prototypen für die Open Class und engagierte Aleix Espagaró und Colin Edwards, der im August 2014 durch Alex De Angelis ersetzt wurde.

Mit diesem Open-Class-Paket gelang Forward Racing der Durchbruch in der Königsklasse: Aleix Espargaró sicherte sich gleich beim Saisonstart in Katar den vierten Platz, er dominierte die Open-Class, fuhr in Assen auf die Pole-Position und im Rennen auf Platz 4, er brauste im Regen von Aragón auf Platz 2 und wurde grossartiger WM-Siebter.

Als sich im Juli 2014 abzeichnete, dass Aleix Espargaró ins Suzuki-Werksteam wechseln würde, wurde zuerst Stefan Bradl als neue Nummer 1 engagiert, erst im November wurde der Vertrag mit dem Superbike-WM-Fünften Loris Baz (21) besiegelt.

Ursprünglich wollten Yamaha und Forward das Chassis für die Yamaha-YZR-M1-Motoren bei FTR in England bauen lassen, dazu auch die Moto2-Fahrwerke für die letztjährigen Fahrer Simone Corsi und Mattia Pasini, aber um FTR ist es inzwischen still geworden. Schliesslich rückte Forward in der Moto2-WM 2014 mit Kalex-Maschinen für Corsi und Pasini aus, Pasini schaffte in Silverstone Rang 3, er wurde WM-Siebter.

Der ehemalige FTR-Designer Mark Taylor arbeitet aber weiter bei Bedarf für Forward. Aber Yamaha liefert wie schon 2014 das komplette Open-Motorrad, das Chassis von 2014, die Motoren werden ab dem Katar-GP aus dem Jahrgang 2015 stammen.

Übrigens: Die erste Kontaktaufnahme zwischen den Forward-Managern Cuzari und Curioni fand am Freitag, 11. Juli, in der Mittagspause beim Sachsenring-GP statt. «Denn beim GP von Deutschland wurde mir endgültig klar, dass mein Platz bei LCR für 2015 gefährdet war», erinnert sich Stefan Bradl.

Aber sein Interesse an Forward hatte auch einen zweiten Grund. «Kurz zuvor war Wolfgang Terfloth beim Grand Prix in Assen gewesen, der Chef von Bridgestone Deutschland», erinnert sich Bradl. «Er kam dann zu mir und sagte, er habe mich draussen auf der Strecke beobachtet und wäre neugierig, ob mein Fahrstil besser zu Yamaha passen würde als zur Honda. Dadurch bin ich hellhörig geworden...»

Und da beim Werksteam und bei Tech3-Yamaha beide Plätze vergeben waren, nahm Stefan Bradl die Verhandlungen mit Forward Racing.

Am 5. August 2014 unterschrieb er einen Ein-Jahres-Vertrag. «Und ich habe diesen Schritt bisher keine Sekunde bereut», stellte der Moto2-Weltmeister von 2011 kürzlich fest.

Die Ziele für 2015 sind klar festgelegt. «Wir wollen mit Stefan die Open-Class gewinnen und in der MotoGP-WM mit ihm unter die Top-Ten der Gesamtwertung kommen», erklärte Cuzari heute. «Und in der Moto2-WM peilen wir einen Top-5-Rang an mit ein paar Podestplätzen.»

«Bei HRC und LCR waren die Zielsetzungen 2014 unrealistisch», meint Bradl. «Jetzt wollen wir die Open-Class gewinnen und manchmal einige Factory-Bikes besiegen. Das sollte machbar sein.»

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