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Yamaha-Desaster: Motoren werden in Japan untersucht

Von Günther Wiesinger
Worst Case-Szenario in Mugello: Rossis Motor platzt ausgerechnet vor der Ducati-Tribüne

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Vorläufig tappen die Yamaha-Ingenieure noch im Dunkeln. Die in Mugello geplatzten Motoren sind in Japan eingetroffen, die Schadensursache ist aber noch unerforscht.

Die beiden Motorschäden der Yamaha-Stars Jorge Lorenzo und Valentino Rossi im Warm-up und während des Rennen in Mugello waren natürlich kein Werbespot für die Qualität der 1000-ccm-Hightech-Motoren aus Hamamatsu.

Die Rauchwolken in der Toskana überschatteten den 100. MotoGP-Sieg von Yamaha in der MotoGP-Viertakt-Ära, die 2002 mit 990 ccm begann, ehe ab 2007 fünf Jahre lang mit 800 ccm gefahren wurde, die 1000er kamen 2012.

Aber diese Motorschäden stellen nicht notwendigerweise ein Riesendebakel für das Yamaha Motor Racing-Werksteam dar.

Klar, Rossi hat die Chance auf 25 oder 20 kostbare Punkte verspielt.

Aber für die unmittelbare Zukunft besteht kein extremes Bedrohungsszenario, obwohl dies von manchen Yamaha-Fans so dargestellt oder befürchtet wird.

Die Motorenentwicklung bei den Factory-Teams, das betrifft alle Fahrer von Honda, Yamaha und Ducati, ist zwar seit dem Saisonstart in Doha/Katar auf einem bestimmten Niveau eingefroren worden. Ducati hat drei Spezifikationen homologiert, die GP16, die GP15 und die GP14.2. Honda hat hingegen nur eine Motorversion der RC213V für alle fünf Fahrer homologiert.

Das heisst aber nicht, dass Yamaha beim Auftauchen technischer Probleme nicht auf reagieren kann.

Es werden nämlich jeweils nur jene Motoren verplombt und in die Allocation gegeben, die am jeweiligen Wochenende gebraucht werden. Bei einem Motorschaden kommt sofort ein IRTA-Funktionär in die Box und verplombt ein weiteres Triebwerk, falls das vom Team erwünscht wird.

Die Fahrer von Honda, Yamaha und Ducati dürfen in der Saison 2016 insgesamt sieben Motoren verwenden, die Fahrer haben bisher drei bis vier Motoren eingesetzt.

Yamaha hat nach dem Mugello-Desaster die defekten 1000-ccm-Reihenvierzylinder-Triebwerke natürlich aus der Allocation genommen und die Plomben entfernen lassen, sonst dürften sie nicht geöffnet werden. Die Ursache der Defekte wird jetzt nicht im europäischen Hauptquartier von Yamaha Motor Racing in Gerno di Lesmo bei Monza aufgespürt, wo Motorrevisionen gemacht werden können, sondern im Yamaha-Werk in Japan analysiert.

Lin Jarvis, Managing Director von Yamaha Motor Racing: «Beide Motoren wurden mit Luftfracht nach Japan geschickt, sie sind dort am Donnerstag eingetroffen.»

Jetzt werden die Triebwerke von den japanischen «Engine Engineers» genau untersucht und die Schadensursache erforscht.

Falls die Motorschäden durch fehlerhafte Leistungsteile hervorgerufen wurden, werden diese Teile bei den restlichen Motoren nach Möglichkeit durch Komponenten anderer Zulieferfirmen oder mit eines anderen Herstellungsdatums ersetzt.

Da die Werksteams am Sonntag jeweils die frischesten Motoren verwenden, haben die Defekte bei Yamaha keinesfalls mit Alterschwäche zu tun. Das waren keine YZR-M1-Motoren, die sich am Ende ihrer Laufzeit befanden.

Es ist keinesfalls so, dass beim Saisonstart in Katar bereits alle sieben Motoren verplombt wurden.

Und jene Triebwerke, die sich eventuell bereits in der Allocation (zu Deutsch: Zuteilung) befinden, können wieder zurückgeholt und ersetzt werden, wenn sie bis dahin noch in keiner YZR-M1-Yamaha die Boxengasse verlassen haben. Wenn die eingebaut waren, aber nie auf der Strecke waren, gelten sie als nicht verwendet, sie können also ersetzt werden.

Honda und Yamaha haben die Saisonen 2014 und 2015 mit je fünf Motoren überstanden, deshalb sollte es möglich sein, die Saison 2016 mit sieben Triebwerken zu überstehen. Die Motoren laufen bis 3000 bis 3500 km. Im Notfalls können Triebwerk, die sich am Ende der Laufzeit befinden, künftig noch in den Freitag-Trainings oder im Regen eingesetzt werden. Im schlimmsten Fall, bis sie sich in einer Rauchwolke verabschieden.

Übrigens: Suzuki und Aprilia dürfen als Neueinsteiger sogar neun Motoren pro Fahrer verwenden. Ducati hatte 2014 und 2015 dank der Open-Class-Privilegien zwölf Motoren, deshalb willigten sie für 2016 nicht auf fünf Motoren ein.

Zuletzt war Rossi in Misano 2007 bei Yamaha durch einen Motorschaden liegen geblieben. 2007 war das erste Jahr der 800-ccm-Ära, Ducati war mit Casey Stoner haushoch überlegen.

Yamaha reagierte damals mit dem hastigen Bau eines neuen Triebwerks mit pneumatischem Ventiltrieb, der neue Motor wurde in Misano ohne ausreichende Tests eingesetzt – und gab den Geist auf.

Honda-Star Marc Márquez war 2015 in Texas im Qualifying von einem Motorschaden ereilt worden. Das betreffende Triebwerk wurde nachher nie mehr bewegt. Trotzdem kam der Spanier 2015 mit dem Motorenkontingent von fünf Triebwerken über die Runden.

Übrigens: Wer einen zusätzlichen Motor einsetzt, muss beim entsprechenden Rennen aus der Boxengasse starten.

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