Luis Salom-Drama: Wie die Race Direction reagiert hat
Am Samstag um 12.10 Uhr nahm erstmals auch der tief betroffene Dorna-Chef Carmelo Ezpeleta Stellung zum folgenschweren Unfall des neunfachen Moto3-GP-Siegers Luis Salom (24).
Die Race Direction hatte am Freitagabend nach dem tragischen Unfall von Salom unter sehr traurigen Umständen einige wichtige und rasche Entscheidungen getroffen.
«Wir haben wie immer am Freitag ein Meeting der Grand Prix Safety Commission gehabt, denn wir arbeiten sehr eng mit den Fahrern zusammen. Alle Fahrer waren in den letzten Jahren sehr hilfreich, mit ihrer Unterstützung konnten wir die Sicherheit immer weiter erhöhen», erklärte Ezpeleta. «Wir sind sehr stolz auf das Benehmen und die Mitarbeit der Fahrer. Am Freitag sind zehn Fahrer beim Meeting erschienen, natürlich wurde sofort über den Unfall von Luis diskutiert. Wir sind tief geschockt nach dem Unfall, der gestern im Moto2-Training passiert ist. Wir haben zwar gesehen, dass alle Systeme gut funktioniert haben. Die Ambulanzfahrzeuge waren sehr rasch an der Unfallstelle, das Mitarbeiter-Team des Circuit de Catalunya hat sehr gut gearbeitet. Auch unsere Ärzte waren sofort an der Unfallstelle, die medizinische Versorgung hat ausgezeichnet geklappt auch der Transport ins Krankenhaus, wobei wir uns auch bei der Polizei bedanken möchten, die den Transport vorbildlich begleitet und beschleunigt hat. Leider konnte das Leben von Luis nicht gerettet werden.»
Ezpeleta berichtete dann vom Freitag-Meeting der Safety Commission, in der Franco Uncini die FIM vertritt, auch die Dorna, die Race Direction und die Fahrer sind dort vertreten.
Ezpeleta: «Gestern wurde von den Fahrern sofort die Frage gestellt, ob wir Filmaufnahmen vom Unglück haben. Wir haben zwar Aufnahmen, sie geben aber keinen Aufschluss über die Ursache. Es war ein aussergewöhnlicher Unfall, darüber sind sich alle Beteiligten Experten einig. Wir studieren die Daten und analysieren alle Unterlagen, die zur Verfügung stehen. Bis heute liegt kein Ergebnis vor, es gibt noch keine Erklärung.»
Die Mitglieder der Safety Commission haben den Fahrern gestern möglichst viele Informationen gegeben, es kam aber auch die Frage auf, wie diese Stelle in Turn 12 entschärft werden kann.
«Es wurde auch überlegt, ob wir die Durchführung des Grand Prix fortsetzen oder ob wir ihn absagen sollten», erzählte Ezpeleta. «Wir haben uns mit Eduardo Perales, dem Besitzer des SAG-Teams von Luis Salom unterhalten. Er sagte nach kurzem Nachdenken, er werde jede Entscheidung der Safety Commission akzeptieren. Nachher haben wir mit den Fahrern über die Möglichkeit einer Absage gesprochen... Aber Barcelona ist wohl der einzige Circuit, auf dem wir die Gelegenheit hatten, dieser Kurve 12 aus dem Weg zu gehen, indem wir die zwei Formel-1-Schikanen in Betrieb nahmen. Auf jeder anderen Piste wäre die Entscheidung, den Grand Prix nicht abzubrechen, schwerer gefallen. Wir sind mit den Fahrern an diese Stelle hochgefahren, wir haben die neue Streckenführung besichtigt. Wir haben zuerst überlegt, wie wir die Sicherheit in der Kurve 12 erhöhen könnten. Doch es bot sich keine sinnvolle Lösung an, also haben wir uns die Schikanen-Version angeschaut. Die Fahrer haben diese Möglichkeit studiert. Sie sprachen sich sofort dafür aus, nicht mehr auf dem bisherigen Layout zu fahren. Das heisst aber nicht, dass wir in Zukunft nie mehr die alte Version befahren werden. Es muss einfach überlegt werden, wie und ob wir dort mehr Sturzraum schaffen können.»
Vorläufig wird die 72 Meter kürzere Version der Piste mit den zwei Schikanen bevorzugt. Aber es wurde bis spät in die Nacht gearbeitet, geschuftet und umgebaut, um diese drei Kurven für die Motorradfahrer umzugestalten.
«Wir haben diese zwei Schikanen vor zwei Jahren schon einmal auf Wunsch der Fahrer getestet, aber damals war niemand begeistert. Was heute hier befahren wird, hat mit dem Formel-1-Layout nicht sehr viel zu tun. Die Fahrer haben nämlich gestern einige Stellen beanstandet, sie haben die Entfernung einiger Mauern verlangt, das wurde alles bewilligt und für gut befunden und nachher durchgeführt», schilderte Ezpeleta. «Die Fahrer haben dann einstimmig eingewilligt, an den restlichen zwei Tagen hier die neue Piste mit 16 statt 13 Kurven zu befahren. Es gab sofort viel Konsens. Wir haben also die beweglichen Mauern entfernt und in der zweiten Schikane die Fahrbahn mit Farbe schmaler gemacht, um die Bremszone zu ändern, aussen mehr Sturzraum zu gewinnen und die Stelle langsamer zu machen. Wer die Fahrbahn dort verlässt, dem wird die Rundenzeit gestrichen, er wird also bestraft. Wir haben sogar ein Kiesbett erschaffen und hinter dem Kiesbett weitere Airfences aufgestellt. Die Fahrer haben die Arbeiten Samstagfrüh besichtigt, sie waren mit unseren Massnahmen einverstanden. Es war immer das Verständnis der FIM und der Safety Commission, sofort zu reagieren, wenn etwas Aussergewöhnliches passiert. Wir haben alle Vorstellungen und Wünsche der Fahrer erfüllt. Und es ist gestern von keinem einzigen Fahrer eine Sekunde lang der Wunsch geäussert worden, den Grand Prix abzusagen.»
«Die letzte Kurve wird jetzt in der Beschleunigungsphase befahren, aber der Speed erhöhte sich nur um wenige km/h. Nach Gesprächen mit den Fahrern habe ich gehört, dass sie mit der Lösung recht happy sind. Sie müssen zwar aufpassen, aber niemand hat sich deswegen beschwert», erklärte Franco Uncini, der 500-ccm-Weltmeister von 1982. «Klar, wir werden nie die 100-prozentige Sicherheit erreichen. Aber der Unfall von Luis ist bisher unerklärlich, es war ein fataler Zwischenfall... Die Airfences haben das Motorrad von Luis zurückgeschleudert, er ist dann nicht in die Luftkissen gekracht, sondern gegen sein Fahrzeug.»
Ezpeleta und Uncini verrieten auch, warum in Turn 12 aussen der Sturzraum asphaltiert ist. «Weil noch nie ein Motorradrennfahrer den Wunsch geäussert hat, dort ein Kiesbett zu haben.»
«Und die FIA verlangt den Asphalt an dieser Stelle, weil er selbst bei Benutzung der Formel-1-Schikane für die Autos Teil der Auslaufzone nach dem Anbremsen ist», erklärte Uncini.