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Michael Dangrieß: «Dem Lizenzsport fehlt eine Vision»

Von Andreas Gemeinhardt
Bike Promotion-Geschäftsführer Michael Dangrieß

Bike Promotion-Geschäftsführer Michael Dangrieß

Nach neun Jahren wirft Bike Promotion überraschend das Handtuch und teilte dem DMSB mit, dass man im kommenden Jahr nicht mehr als Promotor für die DMV Rundstrecken Championship zur Verfügung steht.

Seit 2010 führte der Bike Promotion Motorsportverein im DMV mit der DMV Rundstrecken Championship (DRC) die nationale deutsche Straßenmeisterschaft als Promotor durch. Ihre besten Jahre feierte die DRC unter Bike Promotion zwischen 2011 und 2014, als es den Thüringern gelang, die Schweizer Motorrad-Meisterschaft in die Serie zu integrieren. Das Ergebnis waren volle Starterfelder, interessanter Motorsport, eine ansehnliche Show und 45-minütige Fernsehmagazine der Events, die über Kabel ausgestrahlt wurden.

Nach dem Entschluss der Schweizer Föderation FMS zur Beendigung der Zusammenarbeit bewegte sich die DRC auf sehr überschaubarem Niveau hinsichtlich der Teilnehmerzahlen und wurde nur durch den guten Willen des Promotors am Leben erhalten. Intensive Versuche, die Serie mit Leben zu erfüllen führten erst ab 2016 zu ersten messbaren Erfolgen. Besonders die ab 2017 enger geknüpfte Verbindung zur Langstreckenserie DLC führte dank zahlreicher Doppelstarter zu einem Aufschwung der DRC. Zudem gelang es häufiger, Gastklassen aus den Nachbarländern für die DRC-Events zu gewinnen. Im laufenden Jahr erreichte die DRC bei Teilnehmerzahlen und in der sportlichen Qualität einen neuen Höhepunkt, ohne jedoch in wirtschaftlicher Hinsicht auf die Haben-Seite zu wechseln.

Nach neun Jahren wirft Bike Promotion nun das Handtuch und hat dem DMSB mitgeteilt, dass man für 2019 nicht mehr als Promotor der Serie zur Verfügung steht. In der Begründung dieser Entscheidung findet man zahlreiche Aspekte: Die Akquise der DLC-Piloten als Doppelstarter gelang nur durch das Gewähren teilweise massiver Nenngeldnachlässe, was zwar die Felder füllte, die Kasse aber nicht. Die Anzahl an Fahrern, die in der DRC an den Start gingen, um sich ausschließlich für die IDM zu präparieren bzw. um das nationale Championat zu fahren war vergleichsweise gering und wurde über die Jahre auch nicht wesentlich größer. Das weist darauf hin, dass sich das Format der DRC offensichtlich nicht die nötige Akzeptanz in der deutschen Motorsportszene erarbeiten konnte bzw. diese Akzeptanz verloren hatte.

«Nicht zu unterschätzen ist auch der Konkurrenzdruck durch freie Veranstalter, deren Events mit weniger Aufwand und geringeren Kosten durchaus viele Fahrer ansprechen», erklärte Bike Promotion-Geschäftsführer Michael Dangrieß. «Eigene Fehler bei der Termin- und Streckenauswahl sowie Reserven bei der Vermarktung der Serie trugen sicherlich auch ihren Teil dazu bei. Die Fehleranalyse ergab jedoch einen weiteren Umstand, mit dem man schon länger haderte: Dem deutschen Lizenzsport fehlt eine Vision! In den letzten Jahren waren die Verbände und die Industrie mehrheitlich damit beschäftigt, der taumelnden IDM zu mehr Stabilität zu verhelfen, was seit 2017 auch zunehmend gelang. Dabei geriet die Basis jedoch völlig aus dem Blickfeld, die Veranstalter blieben weitestgehend allein gelassen. Diese Basis soll aber der IDM den nötigen Nachwuchs liefern, den sie für einen langfristigen Erhalt auf hohem Niveau auch dringend braucht. Hier machte sich das Fehlen einer auf Nachhaltigkeit begründeten Strategie und der Definition einer Zielstellung für die Entwicklung des deutschen Lizenz-Straßensports deutlich bemerkbar.»

In der Pflicht stehen hier mehrere Instanzen: Der DMSB als die Lobbyorganisation für den Motorsport sowie seine Trägerverbände, die Industrie (IVM) mit ihrem Engagement in der IDM und die IDM-Organisation selbst. Alle diese Parteien haben ein massives Interesse an der Existenz einer breiten Basis. Umso unverständlicher ist es, wenn diese in der Praxis ohne eine ideelle Grundlage und mit geringer Unterstützung auskommen muss. In einem Meeting von Vertretern von DMSB und Bike Promotion anlässlich der Motorsport Expo in Köln wurden Anfang November diese Probleme besprochen. Dabei wurde übereinstimmend festgestellt, dass es besagter Ziele und Strategie bedarf um dem Lizenzsport eine an den Realitäten orientierte geordnete Entwicklung zu ermöglichen. An deren Erarbeitung sollen neben den oben genannten Parteien auch die in Frage kommenden Veranstalter und Clubs einbezogen werden, die sich bereits bis dato im Lizenzsport engagiert haben.

«Wir haben diese Entscheidung schweren Herzens getroffen, da die Veranstaltungen an sich tolle Events waren», meinte Dangrieß nach dem Meeting. «Wir glauben aber, dass eine Zäsur unumgänglich geworden ist, um eine sinnvolle Neuaufstellung möglich zu machen. Wir sind gern bereit, uns in den Erarbeitungsprozess einzubringen und, bei Erfolg, uns um einen Neustart der DRC in 2020 zu bemühen. Wir hoffen, dieser Schritt führt bei den Entscheidern in den Verbänden und in der Industrie zum Nachdenken und wünschen uns für die Zukunft bessere Bedingungen für die Durchführung von Lizenzveranstaltungen im Straßensport auf nationalem Niveau. Im Frühjahr 2019 soll ein ‚Runder Tisch‘ unter Beteiligung der Vorgenannten erste Vorschläge für die Schaffung einer durchgehenden Struktur im Straßensport erarbeiten.»

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