Stefan Bradl: «Mit der Zeit muss ich nicht lügen»
Stefan Bradl in Aragón
Lediglich 4/10 sec büßte Stefan Bradl nach 60 Runden auf Honda-Teamkollege Nicky Hayden ein. Zur Bestzeit von Tom Sykes (Kawasaki) fehlen dem 26-Jährigen 1,5 sec – der Engländer fuhr in seiner eigenen Liga. Auf Hayden, Lowes und Melandri verlor Bradl keine halbe Sekunde, Michael van der Mark gelang bei seiner Yamaha-Premiere die gleiche Zeit wie dem Zahlinger: 1:51,8 min.
«Das hat Spaß gemacht», hielt Bradl, der die letzten fünf Jahre MotoGP fuhr, im Gespräch mit SPEEDWEEK.com fest. «Das ist ein anderes Motorrad, ich komme mit den Reifen immer besser zurecht, das war ein guter erster Tag. Wir haben an der Balance des Motorrads gearbeitet, damit es mir entgegenkommt. Wo ich noch ein bisschen brauche, ist beim Anbremsen, speziell mit Schräglage in den Kurvenscheitelpunkt hinein, da weiß ich noch nicht, was der Reifen macht. Mit der Balance haben wir uns rangetastet, sind etwas weicher gegangen und haben an der Höhe gearbeitet. Ich habe mit den Reifen auch ziemlich viele Runden abgespult. Bezüglich Rundenzeiten habe ich auch keine Referenzen, wer mit welchem Reifen wie schnell fuhr, darum ging es auch überhaupt nicht. Ich fuhr nur einmal mit einem neuen Reifen raus. Mein erster Eindruck ist positiv, ich habe gemerkt, dass ich recht flott fahren kann, dass ich zurechtkomme. Klar ist es schön, wenn man nahe dran ist und weiß, dass man zurechtkommt. Ich brauche mich nicht zu verstecken und muss bei der Rundenzeit auch nicht lügen. Das wäre auch gar nicht in meinem Interesse. Wichtiger ist, dass ich die nächsten Schritte mache, dass wir das Motorrad an mich anpassen. Alles muss aus einem Guss sein, damit ich nicht die Zähne zusammenbeißen muss, um unter 1:51 min zu fahren. Aber das ist ganz normal am Anfang.»
Der Moto2-Weltmeister von 2011 weiter: «Es ist eine große Umstellung von dem, was ich noch letztes Wochenende in MotoGP gefahren bin, vor allem die Pirelli-Reifen. Die Bewegungen im Fahrwerk sind nicht das, was mir Probleme bereitet. Ich weiß einfach noch nicht, wo das Limit ist. Das ist klar, am ersten Tag die Kiste gleich wegfeuern, wäre auch keine Art gewesen – das Knie war einigermaßen am Boden.»
«Anders sind für mich vor allem die Bremsen, ich muss auch meinen Fahrstil etwas umstellen, das ist klar. Wir arbeiten in die richtige Richtung, ich habe die Set-up-Änderungen gemerkt, die wir gemacht haben. Ich habe nicht erwartet, dass mir die Bremsen Probleme bereiten. Ich habe mit den Stahlbremsen aber deutlich weniger Bremsdruck, ich muss weniger mit den Fingern machen als bei den Karbonbremsen. Gleichzeitig habe ich ein etwas schlechteres Feedback, ich habe nicht denselben Bremspunkt und Bremsdruck wie am Kurveneingang. Wenn die Scheiben und Beläge richtig heiß werden, dann verändert sich der Bremspunkt, dann merke ich, dass der Bremshebel ein bisschen wandert. Da muss ich mehr Vertrauen und Gefühl aufbauen. Ich bin jetzt fünf Jahre Karbonbremsen gefahren und nur hin und wieder im Regen Stahl.»
Zeiten Superbike-Test Aragón, Mittwoch:
1. Tom Sykes (GB), Kawasaki, 1:50,3 min
2. Chaz Davies (GB), Ducati, 1:50,7
3. Jonathan Rea (GB), Kawasaki, 1:51,0
4. Nicky Hayden (USA), Honda, 1:51,4
Marco Melandri (I), Ducati 1:51,4
6. Alex Lowes (GB), Yamaha, 1:51,5
7. Stefan Bradl (D), Honda, 1:51,8
Michael van der Mark (NL), Yamaha, 1:51,8