MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

Nicky Hayden über V4-Honda: «Höre verrückte Dinge»

Von Günther Wiesinger
«Es wird für das Team sehr schwierig, bis zum Saisonstart ein Sieger-Motorrad zu bauen», ist sich Honda-Pilot Nicky Hayden bewusst. Die neue Fireblade kam erst am 6. Januar zum Red-Bull-Superbike-Team in die Werkstatt.

Mit der neuen CBR1000RR SP2 Fireblade mussten Nicky Hayden und Stefan Bradl bei den Tests in Jerez und Portimao mit deutlichen Zeitrückständen kämpfen, Honda ist für den Saisonstart Ende Februar in Australien nicht der Favorit.

SPEEDWEEK.com setzte sich mit dem ehemaligen MotoGP-Weltmeister aus den USA zusammen.

Nicky, als du im Herbst 2015 für das Honda World Superbike Team unterschrieben hast, hat man dir damals schon ein neues Motorrad für 2017 zugesagt? Wusstest du bescheid?

Naja... Ich habe verstanden, dass so etwas geplant ist. Es war nichts, was in meinem Vertrag stand, aber man hat mir erzählt, dass im zweiten Jahr ein neues Bike kommen würde.

Und entspricht die neue SP2-Fireblade deinen Erwartungen?

Im Moment kann ich das noch nicht wirklich abschätzen. Zuerst muss ich das komplette 2017-Package ausprobieren.

Und für 2019 kommt ein V4-Superbike mit Anleihen aus der MotoGP-Rennmaschine von Honda? Ist das auch schon zu dir durchgesickert?

Ahhh. Ich weiß nichts davon. Hast du das gehört? Ist da wirklich was dran? Ich weiß ehrlich nichts darüber. Man hört viele verrückte Dinge.

Manche Experten zweifeln, ob die neue SP-Honda ausreicht, um Ducati und Kawasaki ernsthaft zu gefährden. Glaubst du auch, dass ein größerer Schritt notwendig ist?

Hm. Ich mache mir jetzt mal Gedanken über die kommende Saison. Dann sehen wir weiter.

Bei Ten Kate ist zu hören, dass du mit deiner Professionalität viel zum Gelingen beigetragen hast. Du hast bis spät in die Nacht hinein Daten analysiert.

Das Team hat mir ja auch geholfen, als ich neu in die Superbike-WM gekommen bin. Andererseits habe ich 13 Jahre MotoGP-Erfahrung. Ich war in den Werksteams bei Honda und Ducati und habe mit einigen sehr guten Ingenieuren zusammen gearbeitet. Ich habe bei beiden Werken viel getestet und eng mit den Testteams zusammengearbeitet. Da habe ich einiges gelernt, was sich jetzt als nützlich erweist. Ich konnte Honda 2016 einiges an Feedback geben.

Honda war im Vorjahr viel schneller als in der Saison 2015. Ich denke es stimmt, sie haben mit dem Motorrad 2016 ausgezeichnete Arbeit geleistet. Und ich hoffe, das wird sich in diesem Jahr wiederholen.

Wie viel ich dazu beigetragen habe, das muss vom Team beurteilt werden. Ich kann mich ja nicht selber loben und mir auf die Schulter klopfen. Aber ich habe sicher ein paar frische Ideen eingebracht. Ich fühle mich gut mit der Ten-Kate-Truppe. Wir passen gut zusammen, ich mag alle dort.

Honda ist bei der 2017-Maschine bei der Entwicklung im Rückstand. Du wirst froh sein, dass du zwei Rennen pro WM-Runde hast?

Ja, sicher. Es ist auch gut, dass wir bis zum zweiten Rennen einen Tag Zeit haben, so können wir die Daten auswerten von Lauf 1 und uns Gedanken machen. Dann haben wir mehr Verständnis. Was noch wichtiger ist: Wir haben dann noch eine Trainingssession, in der wir Änderungen machen und neue Dinge ausprobieren können.

Natürlich kannst du für den Sonntag kein neues Chassis bauen. Aber du kannst dir beim Set-up einiges einfallen lassen.

Du hast deutlich gesagt, dass es dich ärgert, weil die Honda so spät fertig wurde.

Nein, ich war nicht zornig. Ich habe nur gesagt, was auf der Hand liegt: Je früher das Team die Maschinen erhält, desto früher kann es mit der Arbeit beginnen.

Das ist in jedem Job so, egal ob du einen Artikel schreiben oder ein Rennmotorrad bauen musst. Je mehr Zeit du hast für die Recherche, umso besser. Das habe ich gesagt. Aber das leuchtet ja ein.

Wird die Zeit ausreichen, um rechtzeitig für die erste zwei Runden in Australien und Thailand ein konkurrenzfähiges Superbike hinzustellen?

Es wird für das Team sehr schwierig, bis dahin ein Sieger-Motorrad zu bauen. Dazu reicht die Zeit nicht aus bis zu den ersten zwei Rennen.

Aber nichts ist unmöglich.

Der frühe Saisonstart am 25./26. Februar kommt euch nicht gerade entgegen?

Ja, aber alle kannten den Kalender. Den können wir nicht ändern. Klar, ein Saisonauftakt im Februar setzt die Teams alle unter Zeitdruck.

Andererseits gefallen mir die Rennen im Februar. Ich denke, das ist eine gute Idee, die Superbike-WM so früh zu beginnen. So haben wir mehr Aufmerksamkeit. Keine andere weltweite Motorsport-Serie beginnt so früh. Es gibt noch kein MotoGP, keine MotoAmerica, keine BSB. Das ist eine gute Gelegenheit für uns Fahrer, für die Teams und Werke ins Rampenlicht zu treten.

Ich weiß noch, als ich MotoGP gefahren bin: Da haben wir beim zweiten Sepang-Test alle auf den TV-Bildschirm gestarrt und das erste Superbike-Rennen verfolgt.

Ich beobachte alle attraktiven Serien – Supercross, Motocross, MotoGP, Superbike-WM, Flat-Track, manchmal British Superbikes, denn im Motorhome in Europa habe ich SKY.

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