Team Althea und BMW: Gegenseitige Schuldzuweisungen
Hinter Kawasaki, Ducati und Yamaha ist BMW derzeit vierte Kraft in der Superbike-WM. BMW-Rennchef Marc Bongers macht sich keine Illusionen über die Leistungsfähigkeit der S1000RR. «Dass Kawasaki und Ducati vorne sind, liegt auch am Budget», weiß der gebürtige Niederländer. «Sie können viel mehr testen, wir können unsere Ressourcen nicht nur auf Superbike setzen. Unser Prinzip mit dem Kundensport-Programm kann funktionieren, andere Hersteller haben ja auch Partner. Ten Kate operiert sehr ähnlich, sie bekommen auch nicht alles von Honda.»
Rang 5 von Jordi Torres im zweiten Lauf in Thailand ist das beste Ergebnis von Althea BMW in diesem Jahr. «Mit der Konstellation, wie wir jetzt fahren, ist es nicht realistisch, dass wir weiter nach vorne kommen», glaubt Bongers.
Für Althea-Teamchef Genesio Bevilacqua ein unerträglicher Zustand. Der Italiener, 2011 mit Ducati und Carlos Checa Weltmeister, lebt für Podestplätze und Siege.
Während Bongers davon überzeugt ist, dass mit mehr Motorleistung und einer verbesserten Elektronik nur wenige Zehntelsekunden zu finden sind und das meiste Potenzial im Chassis schlummert, hat Bevilacqua andere Vorstellungen, wie er SPEEDWEEK.com verriet.
Der Konflikt ist vorprogrammiert.
Genesio, Jordi Torres wurde in Buriram Fünfter, da war aber auch Pech der Gegner im Spiel. Unter normalen Umständen ist Rang 7 hinter Kawasaki, Ducati und Yamaha derzeit das Maximum?
Die Resultate von Torres sind gut, wir müssen am Motorrad aber ein paar Sachen anpassen. Auch das Verhalten der Fahrer muss sich ändern. Das ist die Voraussetzung dafür, damit wir drittstärkster Hersteller werden. Ducati und Kawasaki sind zu weit entfernt. Wir kämpfen gegen Yamaha und Aprilia. Honda hat noch Probleme. Ich gehe davon aus, dass wir mindestens die Yamaha-Performance erreichen können.
Das bedeutet Resultate um Platz 5 herum.
Realistisch betrachtet ist derzeit nicht mehr möglich.
Für mich hat es den Eindruck, als würde das Althea-Team und BMW jeweils ein eigenes Süppchen kochen, ich sehe keine richtige Einheit.
Das sehe ich anders. Wir bemühen uns seit letztem Jahr, die Experten von BMW in unserem Team zu integrieren. Wir müssen aber die Arbeitsweise ändern. Das liegt in erster Linie daran, weil wir nicht wissen, was BMW elektronisch noch in der Hinterhand hat. In diesem Bereich konnten wir uns nicht verbessern, was uns etwas enttäuscht.
Auf der anderen Seite müssen wir härter daran arbeiten, das Chassis, die Schwinge und die Umlenkung zu verbessern. Das muss das Team erledigen.
Wenn es bei der Elektronik und beim Motor keine Fortschritte gibt, was sollen wir dann mehr integrieren? Nach einem Jahr haben wir unsere Erfahrungen gemacht.
Wir schauen jetzt, dass das Handling der Maschine besser wird. Damit finden wir hoffentlich einige Zehntelsekunden.
Die Stimmung im Team ist nicht schlecht. Mit Thomas und Valerio haben wir zwei gute Ingenieure von BMW. Ihnen sind von der Elektronik aber auch Grenzen gesetzt, daran kann ich nichts ändern.
BMW-Rennchef Bongers ist der Überzeugung, dass im Chassis deutlich größeres Verbesserungspotenzial liegt als im Motor und in der Elektronik. Das fällt in eure Zuständigkeit – aber könnt ihr das überhaupt? Ihr seid kein Hersteller.
Exakt.
Ich stimme dieser Analyse auch nicht zu. Die 1000er-Vierzylinder brauchen zum Beispiel eine gute Motorbremse. Wenn diese nicht passt, gibt es negative Effekte, gegen die wir nichts unternehmen können. Wir haben dieses Problem seit dem Beginn der letzten Saison. Für das Serienmodell hat BMW eine sehr gute Elektronik, aber nicht für die Superbike-WM. Sie haben viel Arbeit in ihr System investiert, in Superstock kann man Potenzial sehen. Um bei den Superbikes vorne zu fahren, reicht das aber nicht.
Für Superstock gibt es kein besseres Paket als jenes von BMW. Auch in der ehemaligen Evo-Klasse würden wir mit der BMW-Elektronik gut dastehen. Aber nicht bei den Superbikes. Das ist die Wahrheit, niemand kann das Gegenteil behaupten.