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Zweifel an Reiti: Volle Breitseite vom Althea-Boss

Von Ivo Schützbach
Markus Reiterberger ist auf sich alleine gestellt

Markus Reiterberger ist auf sich alleine gestellt

Seit seinem schweren Sturz in Misano im Juni 2016 kommt Markus Reiterberger in der Superbike-WM nicht mehr voran. Statt ihn zu unterstützen, schießt Althea-BMW-Chef Genesio Bevilacqua gegen ihn.

In seinen ersten 15 Superbike-WM-Läufen als Fixstarter bei Althea BMW eroberte Markus Reiterberger 2016 sechs Top-10-Plätze. In Buriram brillierte er als Fünfter, in Sepang wäre es ohne Elektronikprobleme Rang 4 geworden. Im ersten Rennen in Misano wurde der Bayer Sechster, dann geschah der schlimme Sturz, bei dem er sich mehrere Rückenwirbel brach.

Alle BMW-Fahrer haben seit Jahren damit zu kämpfen, dass das Abstimmungsfenster, in dem die S1000RR optimal funktioniert, sehr klein ist. Der Spanier Jordi Torres kommt am Besten damit zurecht, er wurde 2016 WM-Sechster.

Nach vier von 26 Läufen in dieser Saison ist Torres mit 29 Punkten WM-Siebter, Reiti liegt mit 15 Punkten auf Platz 12.

Das Althea-Team hat sich längst auf Torres versteift, Reiterbergers Wünsche werden weitgehend ignoriert. Sein deutscher Mechaniker Wolfgang Kampe musste Ende letztes Jahr das Team verlassen, dem Youngster wurden alle Bezugspersonen geraubt. Der Einfluss von BMW ist auch sehr begrenzt, weil der Vertrag mit Althea klar definiert, dass die Bayern lediglich für die Motoren und die Elektronik verantwortlich sind und sonst nicht viel zu melden haben.

Das Credo bei Althea: «Das Team macht das Set-up, nicht der Fahrer.» Nur funktioniert dieses für den 23-jährigen Obinger selten. Statt auf ihn einzugehen, sagt ihm das Team, er müsse sich anpassen.

Zu allem Übel wurde im Winter Superstock-1000-Champion Raffaele De Rosa als Ersatzfahrer verpflichtet, Teamchef Genesio Bevilacqua hätte ihn lieber gestern als morgen auf Reitis Motorrad sitzen.

SPEEDWEEK.com sprach mit dem Althea-Boss.

Genesio, kannst du dir erklären, weshalb Reiterberger so weit hinter Torres liegt?

Für mich ist das ganz klar, eine Kurzgeschichte. Wenn ein Fahrer eine andere Mentalität hat wie ein professioneller Rennfahrer wie Torres oder Rea... Markus ist sehr jung, ich glaube außerdem, dass der Schritt von der IDM in die WM zu groß war für ihn. Nach seinem Sturz hat sich seine Attitüde etwas geändert, das ist normal, das war ein wirklich schwerer Sturz.

Sich von so etwas zu erholen, ist für einen jungen Fahrer nicht einfach. Ein sehr professioneller Fahrer mit einer langen Karriere, mindestens zehn Jahre in MotoGP oder SBK, kann so etwas wegstecken. Checa, Rea oder Laverty hatten viele Stürze, aber sie sind daran gewöhnt, an der Spitze zu kämpfen.

Der Druck auf Markus ist zu groß. Nach den schlechten Ergebnissen letztes Jahr erwartet dieses Jahr jeder gute. Ich befürchte, dass dieses Jahr deshalb für ihn noch schlechter werden könnte.

Du glaubst wirklich, dass der Schritt von der IDM in die Superbike-WM für ihn zu groß war?

Der Schritt ist riesig. Du kannst die IDM mit der Italienischen Meisterschaft vergleichen, sie schenken sich nichts. Es gibt zahlreiche Beispiele von Italienern, die in der Superbike-WM sogar auf einem Werksmotorrad saßen und sich trotzdem schwer taten.

Ich mag Markus, er ist sehr höflich, ein guter Typ. Aber er braucht mehr Zeit, um sein Gefühl auf dem Motorrad zu finden.

Wenn die Ampel auf grün schaltet, dann musst du mit 20 Löwen kämpfen. Fünf, sechs oder sieben kannst du immer hinter dir lassen. Aber wenn du auf Platz 10 auf Nicky Hayden triffst, dann geht das nicht mehr. Selbst wenn dein Motorrad schneller ist, musst du ununterbrochen gegen die Erfahrung solcher Piloten kämpfen. Das ist eine andere Welt.

Markus fuhr in der Superbike-WM 2016 in die Top-5. Ohne seinen Ausfall wäre er in Malaysia Vierter geworden. Bei seinem Comeback auf dem Lausitzring war er nach monatelanger Verletzungspause Zweitschnellster am Freitag. Wie passt das zu deinen Aussagen?

Er hat seinen Speed gezeigt, richtig. De Rosa aber auch, besser sogar. Deshalb ist er jetzt unser Ersatzfahrer.

Reiti sagt, dass er nicht so fahren kann, wie es seiner Natur entspricht, weil das Set-up dafür nicht passt.

Wir sprechen von unterschiedlichen Meisterschaften. Das Motorrad in der IDM ist eine andere Spezifikation, diese hat er in seinem Kopf. Aber das hier ist die Superbike-WM.

Der Fahrer ist in der Superbike-WM das Wichtigste, das ist offensichtlich. Würde Jonathan Rea zu BMW kommen, würden wir gewinnen. Rea hat selbst auf Honda jedes Jahr Rennen gewonnen.

Chaz Davies und Tom Sykes sind wie Reiterberger Spätbremser, ihre Motorräder erlauben ihnen das. Markus sagt, mit seiner BMW sei das unmöglich, er müsse seinen Stil deshalb ändern, womit seine Vorteile dahin sind.

Das liegt an der Motorbremse, sie beeinflusst das zu arg. Wenn du keine gute Motorbremse hast, kannst du heimgehen.

Deshalb weiß ich die Leistungen von Torres in diesem Jahr wirklich zu schätzen. Letztes Jahr betrachtete ich seine Leistungen sehr kritisch. Er kam von Aprilia, gewann beim Saisonfinale ein Rennen. Ich war überrascht, dass er bei uns so strauchelte.

Dann habe ich die Elektronikprobleme intensiv analysiert. Das ist keine Kritik an BMW, ich verstehe ihre Strategie mit dem Kundensport-Programm. Mir ist aber klar, dass die anderen in diesem Bereich uns gegenüber einen Vorteil haben. Unsere Elektronik setzt uns Grenzen, gewisse Strategien können wir nicht implementieren.

Ist das BMW bewusst oder halten sie ihre Elektronik für hervorragend?

Mir ist es bewusst. Für mich zählen nur die Ergebnisse. Ich weiß den finanziellen und sportlichen Einsatz von BMW zu schätzen und bringe ihnen den gebührenden Respekt entgegen.

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