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Jake Gagne: «Ich kann Nicky Hayden nicht ersetzen»

Von Ivo Schützbach
Bei der Superbike-WM in Laguna Seca durfte der Kalifornier Jake Gagne zwei Rennen für Red Bull Honda bestreiten. Wer den Rest der Saison fahren wird, ist bislang nicht entschieden.

Nächste Woche Dienstag und Mittwoch testet das Red Bull Honda-Team gemeinsam mit einigen anderen WM-Teams auf dem Lausitzring. Weil Stefan Bradl dann auf dem Weg nach Japan ist zum Suzuka-Eight-Hours-Race, wird Testfahrer Michele Magnoni ausrücken. Wer der zweite Pilot an seiner Seite sein wird, ist noch nicht entschieden.

Bei den Rennen in Laguna Seca hinterließ der 23-jährige Jake Gagne aus San Diego einen ordentlichen Eindruck, wegen mangelnder Erfahrung und Streckenkenntnis drängt er sich aber nicht unbedingt für den Rest des Jahres auf.

In den drei Laguna-Trainings büßte Gagne auf Stefan Bradl 0,873, 0,023 und 0,336 Sekunden ein – in der Superpole nur 0,065. Er wurde in beiden Rennen 15. und verlor auf den Bayer 1,844 und 14,337 sec. Wobei sich im zweiten Rennen sein Reifen auf der Felge drehte.

SPEEDWEEK.com traf sich mit Jake Gagne zum Interview.

Jake, bist du zufrieden mit deinen zwei 15. Plätzen?

Ja, ich habe viel gelernt. Das waren meine ersten Superbike-WM-Läufe, vieles war neu. Das Team war unglaublich, es gibt so viele gewitzte Leute bei Red Bull Honda. Sie haben für alles jemanden.

Du hast mit der Crew von Nicky Hayden gearbeitet: Machte es das für dich noch spezieller?

Sicher. Ich kannte Nicky, er mochte seine Jungs. Crew-Chief Dino wollte er immer um sich haben. Diese Crew hat so viel Erfahrung und Wissen, das ist verrückt.

Ein Team wie Red Bull Honda ist einem MotoAmerica-Team zwei Schritte voraus?

Alles hängt von den verfügbaren Ressourcen und Geld ab. Ich habe gute Leute in meinem MotoAmerica-Team, aber wir haben nicht viele Ressourcen zur Verfügung. Wir können nur mit dem arbeiten, was wir haben.

Die Honda ist ein neues Motorrad, wir müssen erst herausfinden, wie alles funktioniert. Die Superbike-WM ist ein anderes Level, sie haben großartiges Material.

Du warst in Laguna der einzige Amerikaner im Feld: Hast du dadurch mehr Aufmerksamkeit bekommen als gewöhnlich?

Die Unterstützung der Fans war wahnwitzig. Ich fahre normal MotoAmerica und habe dort meine Fans. Aber in Laguna waren es 69 Mal mehr als sonst. Es war unfassbar. Ich hatte keine freie Minute, war die ganze Zeit auf den Beinen, gab Interviews und ließ Fotos mit mir machen. In meinem ganzen Leben wollten nie so viele Menschen Bilder mit mir haben. Für mich war das surreal – ich bin nur ein Junge, der Motorradrennen fährt. Aber es war cool, ich weiß das wirklich sehr zu schätzen.

War den Fans in Laguna bewusst, dass du als Ersatz für die Nummer 69 gefahren bist?

Ich sah mich nicht als Ersatz von Nicky, niemand kann ihn ersetzen. Er war mein ganzes Leben ein Idol für mich, ich werde ihn nie vergessen. Aber irgendjemand muss seinen Sitz einnehmen, ich bekam in Laguna die Chance. Mir war es eine große Ehre, dass ich dafür ausgesucht wurde.

Als ich nach den Rennen auf der Auslaufrunde war, sah ich die ganzen Fans winken und jubeln, es war sehr speziell, dass ich als Amerikaner in Laguna dabei sein durfte.

Von den ausstehenden Rennstrecken kennst du nur Jerez?

Richtig. Lausitzring, Portimão, Magny-Cours und Doha kenne ich nicht.

Macht es dann für Red Bull Honda Sinn, dich die restlichen Rennen des Jahres fahren zu lassen? Du hast keine Erfahrung mit Elektronik oder Motorradentwicklung.

Diese Entscheidung treffe ja nicht ich. Ich kann nur versichern, dass ich immer alles gebe, dazu lerne und mich weiterentwickle.

Glaubst du, dass deine Kommentare zum Motorrad für das Team hilfreich waren?

Das hoffe ich, wir haben gut zusammengearbeitet. Für mich waren die drei Tage in Laguna wie ein Traum. Wir hatten eine gute Zeit und ich holte sogar ein paar WM-Punkte.

Normalerweise werden für die Motorradentwicklung sehr erfahrene Piloten ausgewählt. Vielleicht wäre es eine gute Idee, jemand Unvoreingenommenen, Frischen auf die Honda zu setzen?

So sehe ich das auch. Natürlich habe ich nicht so viel Erfahrung wie Nicky oder Stefan – das sind Weltmeister. Aber ich erzähle auch keinen Mist, ich schildere meine Eindrücke genau.

Wodurch unterscheiden sich die Honda in MotoAmerica und der Superbike-WM?

Die Reifen sind anders, in MotoAmerica Dunlop, in der WM Pirelli. Man muss die Maschinen komplett anders abstimmen. Die Motoren sind unterschiedlich, die WM-Maschine hat deutlich mehr Leistung. Das war das schnellste Motorrad, das ich je gefahren bin. In MotoAmerica habe ich so gut wie keine Elektronik zur Verfügung, sie machte mir das Fahren auf dem WM-Bike einfacher. Die Federelemente sind unterschiedlich und damit das Gefühl.

Unterm Strich ist gar nichts gleich, auch wenn beides Honda sind.

Konntest du von Stefan Bradl profitieren?

Nicht arg. Wir haben miteinander geredet, waren zusammen beim Abendessen, er ist ein super netter Typ. Ich habe ihm immer zugesehen, auch als er Moto2-Weltmeister wurde. Auf dem MotoGP-Bike fuhr er in Laguna auf Pole und aufs Podium. Während des Rennwochenendes zog aber jeder von uns sein Ding durch.

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