Lucy Glöckner könnte BMW-Star Tom Sykes verblüffen
Es gab einige kleingewachsene Rennfahrer wie Dani Pedrosa oder Marco Melandri. Doch man sollte sich von ihrer Statur nicht täuschen lassen: Das sind drahtige und muskulöse Männer, durchtrainiert vom Scheitel bis zur Sohle.
Ana Carrasco sorgte für einige Schlagzeilen, als sie sagte: «Ich weiß nicht wann eine Frau in der Lage sein wird, in der MotoGP-Klasse zu gewinnen. Aber ich hoffe, dass ich die Erste sein werde, der das gelingt. Ich bin 22 Jahre alt, also noch immer sehr jung. Ich halte es für möglich, dass ich in vier oder fünf Jahren MotoGP fahre.»
In drei Jahren in der Moto3-WM kam die Spanierin nie über Rang 8 hinaus. Seit sie 2017 in die Supersport-300-WM einstieg, diese Bikes haben ebenfalls um die 50 PS, ist sie deutlich erfolgreicher: Sie beendete die Weltmeisterschaft auf den Plätzen 8, 1 und 3, gewann fünf Rennen und preschte mit ihrer Kawasaki Ninja achtmal aufs Podium.
Doch Carrasco ist die Einzige, die sich über die Jahre etablieren konnte. Maria Herrera, Alexandra Pelikanova, Beatriz Neila, Steffie Naud, Avalon Biddle – sie alle verschwanden wieder aus der Weltmeisterschaft.
Herrera schaffte es immerhin bis in die Supersport-WM und fuhr in acht Rennen viermal in die Punkte.
Wie weit es eine Weltmeisterin wie Carrasco in ihrer Karriere mit Maschinen mit weit über 200 PS bringen könnte? Schwer zu sagen.
Ralf Waldmann pflegte zu sagen, dass Frauen genauso gut Motorrad fahren können wie Männer, dass ihnen im Rennsport aber das letzte bisschen Killerinstinkt fehle.
BMW-Pilot Tom Sykes, Superbike-Weltmeister von 2013, sieht noch weitere Aspekte. «Es ist fantastisch für den Sport, dass Ana Weltmeisterin wurde», unterstrich der Engländer gegenüber SPEEDWEEK.com. «Sie hat alles dafür gegeben, hart gearbeitet und gezeigt, dass alles möglich ist. Das sollte allen Jungs in der Klasse eine Lehre sein. Ihr Titelgewinn hat mich damals trotzdem überrascht.»
Kannst du dir vorstellen, dass eine Frau auch auf einer 600er oder in der Superbike- oder MotoGP-WM erfolgreich ist? «Auf der 600er kann ich mir vorstellen, da kann eine Frau erfolgreich sein», überlegte Sykes. «Ohne negativ klingen zu wollen: Ein Superbike ist etwas anderes. Das ist eine körperlich sehr anstrengende Klasse. Dafür müsste eine Frau lange und hart körperlich trainieren und auch die nötigen körperlichen Voraussetzungen mitbringen.»
Beim deutschen SBK-Event am ersten August-Wochenende in Oschersleben erleben wir eine Premiere: Dann wird Lucy Glöckner in der Superbike-WM dabei sein. Im diesjährigen Fahrerfeld hat bis auf Eugene Laverty jeder Pilot mindestens einen nationalen oder internationalen Titel vorzuweisen, der Nordire wurde dafür dreimal Vizeweltmeister. Die 29-jährige BMW-Pilotin aus Zschopau erwartet härteste Konkurrenz.