TT2024: Viermal um den Erdball und neue Bestmarke
Michael Dunlop: Mit 29 TT-Siegen das Maß aller Dinge
Nur wenige Wochen vor seinem tragischen Todessturz bei einem Rennen in Tallinn (Estland) zeigte Joey Dunlop, dass er trotz seines Alters von 48 Jahren noch nicht zum alten Eisen zählt. Dreimal blieb er im Juni 2000 bei den Rennen zur Tourist Trophy auf der Isle of Man siegreich und schraubte seinen Rekord auf unglaubliche 26 TT-Siege. Man dachte, das sei eine Bestmarke für die Ewigkeit.
Damals schien kein anderer Rennfahrer in der Lage zu sein, beim wichtigsten Straßenrennen der Welt noch erfolgreicher zu sein.
Doch ein alter Spruch lautet: «Rekorde sind dazu da, um gebrochen zu werden.» John McGuinness, der zum Zeitpunkt von Dunlops Tod erst zwei TT-Siege auf seinem Konto hatte, trat in die Fußstapfen seines Vorbildes und startete eine Siegesserie, die ihresgleichen suchte. Bis 2015 durfte er beim wichtigsten Straßenrennen der Welt 23-Mal, davon 7-Mal bei der prestigeträchtigen Senior-TT, auf die oberste Stufe des Siegespodests steigen. Eine Ablöse an der Spitze der ewigen Bestenliste schien nur eine Frage weniger Jahre zu sein.
Aber dann riss die Siegesserie des Briten, nicht zuletzt, weil ihn eine schwere Verletzung einbremste und die junge Generation das Kommando übernommen hatte.
Und einer dieser zu jedem Risiko bereiten Piloten, die das Limit auf dem über 60 Kilometer langen Snaefell Mountain Course, der seit 1911 mehr als 200 Menschenleben – darunter mit Leslie Graham, Tom Phillis, Santiago Herrero, Gilberto Parlotti, Mac Hobson, Phil Mellor, David Jefferies oder Ian Bell auch Weltmeister, Grand-Prix- und TT-Sieger – gefordert hat, immer weiter nach oben schraubten, schaffte es bei der diesjährigen Tourist Trophy, den Rekord nicht nur einzustellen, sondern neue Maßstäbe zu setzen.
Ausgerechnet ein Mitglied der nordirischen Rennfahrerfamilie Dunlop sorgte dafür, dass 2024 eine neue Zeitrechnung eingeläutet wurde.
2007 betrat Michael Dunlop im Alter von 19 Jahren die TT-Bühne, nachdem er im Jahr davor beim Manx Grand Prix nicht nur durch seinen Sieg im Newcomer-Rennen, sondern vor allem durch seine in den Augen vieler Beobachter gefährlichen Fahrweise auf sich aufmerksam gemacht hatte, was die Offiziellen dazu veranlasste, sich den Heißsporn zur Brust zu nehmen und sogar mit dem Ausschluss aus dem Bewerb zu drohen. Nur zwei Jahre später hatte er im zweiten Supersport-Rennen erstmals alle Favoriten hinter sich gelassen.
Ab 2009 gab es für den zum Publikumsliebling gewordenen Dunlop kein Halten mehr. Egal, in welcher Klasse, er gewann nach Belieben. So bescherte er 2014 ausgerechnet zum 75-Jahr-Jubiläums des Triumphes von Georg Meier BMW den Sieg in der Senior-TT. Während andere Fahrer oftmals einer Motorradmarke treu bleiben, entschied sich der Ausnahmekönner aus Ballymoney immer wieder für eine Maschine jenes Herstellers, der nach seiner Meinung am erfolgversprechendsten war. Deshalb findet sich sein Name in den Siegerlisten in Verbindung auch mit Honda, Yamaha, Suzuki, Kawasaki und Paton.
Mit seinem Sieg im ersten Supersport-Lauf egalisierte der 35-jährige Road-Racing-Spezialist heuer den Rekord seines legendären Onkels. Aber damit nicht genug, Dunlop beendete auch das zweite Supersport-Rennen und beide Supertwin-Läufe an der ersten Stelle. Und wenn der «King of the Mountain» nicht im Superbike-Rennen als klar Führender das Pech mit einem losen Visier gehabt hätte, weswegen er am Streckenrand stehen bleiben, seinen Helm abnehmen und es fixieren musste, stünde die neue Bestmarke mit hoher Wahrscheinlichkeit bei 30 TT-Siegen.
Die Tourist Trophy war aber auch wegen anderer Details bemerkenswert. 1.775 Streckenposten hatten sich bereiterklärt, ihre Freizeit zu opfern, um die Veranstaltung überhaupt möglich zu machen, wovon 1.128 entlang des Kurses ihren Dienst verrichteten. Während der Trainingssitzungen wurden von den Aktiven 1.574 Runden abgespult, bei den Rennen wurden 1.084 Umläufe notiert. Bei einer Rundenlänge von 60,725 Kilometer entspricht das den vierfachen Erdumfang oder mehr als ein Drittel der Entfernung des Mondes von der Erde!
Trotz dieser unglaublichen Distanzen mit einem Schnitt jenseits der 200 km/h auf einer Strecke, die vorbei an Steinmauern, Telegrafenmasten und Hausecken durch Dörfer führt und auf der Fahrfehler oder technische Defekte verheerende Auswirkungen haben können, gab es heuer im Vergleich zu früheren Jahren kein Todesopfer zu beklagen.
Zeitplan TT 2025
26. bis 30. Mai
Training
Samstag, 31. Mai
Supersport-Rennen 1
Seitenwagen-Rennen 1
Sonntag, 1. Juni
Superbike-Rennen
Dienstag, 3. Juni
Superstock-Rennen 1
Supertwin-Rennen 1
Mittwoch, 4. Juni
Supersport-Rennen 2
Seitenwagen-Rennen 2
Freitag, 6. Juni
Superstock-Rennen 2
Supertwin-Rennen 2
Samstag, 7. Juni
Senior-TT