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Damon Hill: Analyse Lewis Hamilton – Nico Rosberg

Von Rob La Salle
Damon Hill und Lewis Hamilton

Damon Hill und Lewis Hamilton

​Der Engländer Damon Hill, Formel-1-Champion von 1996, sagt: «Ich halte Nico Rosberg für weniger talentiert als Lewis Hamilton. Dennoch sage ich – Rosberg wäre ein hochverdienter Formel-1-Weltmeister.»

Macht sich Nico Rosberg am kommenden Sonntag in São Paulo zum 33. Champion der Formel-1-Historie seit 1950? Das ist die Mutter aller Fragen vor dem Brasilien-GP. Und natürlich wird unter Fans und Fachleuten anhaltend kontrovers diskutiert, welchen Stellenwert dieser Titelgewinn hätte.

Damon Hill weiss, wovon er spricht. Er ist mit Williams 1996 selber Formel-1-Champion geworden, er hat epische Duelle mit Michael Schumacher ausgefochten. Der 56-Jährige arbeitet heute als Formel-1-Experte für die britische Sky und hält in einer Analyse für die Kollegen des Guardian fest: «Wenn Lewis Hamilton sein ganzes Talent in die Waagschale legen kann, dann kommt ihm Nico nicht mal in die Nähe. Es gibt einfach ein Niveau von Talent, auf das du nicht gelangen kannst, egal wie viele Arbeitsstunden du investierst. Nico ist zweifellos talentiert, aber er ist nicht auf dem gleichen Niveau wie Hamilton.»

«Gleichzeitig will ich betonen – Nico wäre ein hochverdienter Formel-1-Weltmeister. Jeder, der im gleichen Rennstall wie Lewis antritt und nach einer langen Saison die Nase vorn hat, verdient unseren Respekt. Ich würde seinen Titelgewinn nie abwerten.»

Hill vertieft: «Schaut euch mal an, gegen wen Nico gefahren ist. Zunächst hatte er Michael Schumacher neben sich bei Mercedes, nun ist es Lewis Hamilton. Er hat beiden die Stirn gezeigt. Rosberg ist zweifelsfrei Weltklasse. Und er ist noch besser geworden. Er hat sein Rennhandwerk verfeinert und ist in jeder Beziehung ein kompletterer Fahrer geworden.»

Es gibt eine interessante Parallele: Damon Hill ist mit dem Titelgewinn 1996 genau 34 Jahre nach dem ersten WM-Triumph seines Vater Graham Hill Champion geworden. Und Nico Rosberg ist drauf und dran, exakt 34 Jahre nach seinem Papa Keke Rosberg ebenfalls Weltmeister zu werden!

Der 22fache GP-Sieger Hill sagt jedoch: «Ein erfolgreicher Vater ist keine Hilfe. Eigentlich macht es die Sache nur komplizierter. Die Menschen messen dich immer an deinem Vater. Ich frage mich, ob Keke Rosberg seinem Sohn nicht geholfen hat – vor allem, was die politische Seite des Sports angeht. Und die ist in der Formel 1 ganz wichtig. Keke hat Nico gewiss vor der einen oder anderen Fussfalle bewahrt. Und Hamilton ist ins eine oder andere Fettnäpfchen getreten, nicht wahr?»

«Nico Rosberg hat in dieser Saison einige herausragende Leistungen gezeigt. Gut, er hat auch Glück gehabt. Aber er hat gezeigt, was für ein toller Racer er ist. Er hat sich in Malaysia an Kimi Räikkönen vorbeigequetscht, das war ein Manöver mit vollem Risiko. Er hat in zahlreichen Situationen bewiesen, wie nervenstark er ist. Er hat auch gezeigt, dass er sich nicht mehr herumschubsen lässt.»

«Lewis ist ein überaus gerissener Wettbewerber. Ich denke hin und wieder an die Kollision zwischen Hamilton und Rosberg in Belgien 2014 zurück. Ich halte Nico für weniger schuldig als es den Anschein erweckte. Er wurde damals zur Schnecke gemacht, er wurde sogar ausgebuht. Ich glaubte immer, Nico könne kein Wässerchen trüben. Aber inzwischen bezweifle ich das. In diesem Jahr hat Rosberg gezeigt, dass er mit jeder Situation umgehen kann. Und daher wäre er ein überaus verdienter Champion.»

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