Max Verstappen: Instinkt, Gerissenheit, viel Training
Max und Jos Verstappen
Was Max Verstappen im vergangenen Grand Prix von Brasilien gezeigt hat, wird als eine der grossen Regenfahrten in die Formel-1-Historie eingehen. Der 19jährige Niederländer schien an Stellen Grip zu finden, wo einige Gegner nur hilflos herumrutschten. Klar hatte er mit dem Auto von Red Bull Racing auch ein Chassis zur Verfügung, das tüchtig Abtrieb aufbaut, aber das erklärt nicht vollständig diese tolle Darbietung.
Verstappen war nach seinem Reifenwechsel von Intermediate-Walzen zurück auf Regenreifen nur noch auf Rang 16 zu finden – dann strebte er unwiderstehlich Richtung Siegerpodest und wurde schliesslich Dritter. Auch sein Vater Jos Verstappen wunderte sich: «Niemand kennt Max besser als ich, und ich habe ihn in unzähligen Rennen beobachtet. Aber was er in Brasilien gezeigt hat, das war wirklich etwas ganz Besonderes.»
Fan und Fachleute wundern sich, wie es Red Bull Racing-Teenager Max Verstappen in Brasilien schaffte, förmlich Kreise um seine Gegner zu fahren. Antwort: Instinkt, Gerissenheit, jahrelanges Training.
Max setzte um, was ihm Jos schon im Kart beigebracht hatte: Auf regennasser Bahn frische Linien suchen, Vorteile erarbeiten. Es fiel auf, dass kein Fahrer während der Safety-Car-Phase so ausgiebig alle möglichen Linien ausprobierte. Als dann das Rennen wieder freigegeben wurde, wusste Max genau, an welchen Stellen er einen Angriff wagen konnte.
Jos Verstappen erzählte uns Ende August in einem Exklusiv-Interview über den heranwachsenden Max: «Überholen war für mich auf Kart-Niveau ein riesiges Thema, denn man kann meiner Meinung nach auch falsch überholen. Wenn er bei einem Überholmanöver Zeit verloren hat, dann versuchte ich, ihn zu erklären, wie er das besser machen kann. Wenn du Zeit auf der Bahn liegen lässt, dann hast du das nicht richtig gemacht. Max hat sich das verinnerlicht.»
«Das ging so weit, dass ich ihm verboten habe, auf den Geraden anzugreifen oder an Stellen, die mir zu einfach vorkamen. Ich habe ihm gesagt: “Du darfst nur hier, hier und auch da attackieren, sonst nicht.” Und das waren eben Kurven, wo die anderen vielleicht nicht angreifen.»
«Das ist einer der Gründe, wieso wir heute in der Formel 1 den Eindruck haben, Max könne überall überholen. Ein Überholmanöver ist kein Produkt des Zufalls. Ein Pilot muss den Gegner scharf beobachten, seine Schwächen ausspionieren und sich den Rivalen richtiggehend zurechtlegen. Max hat das im Kartsport jahrelang trainiert.»
«Was wir heute sehen, sind alles Früchte jener Arbeit, die vor mehr als zehn Jahren begonnen hat. Max hat sehr gründlich über solche Zusammenhänge nachgedacht und das geübt. Das ist einer der Gründe, wieso er für sein Alter so reif ist.»
Aber auch Jos Verstappen muss zugeben: «Die Entwicklung von Max verblüfft selbst mich. Da frage ich mich manchmal selber, wie er wohl in zwei oder vier Jahren sein wird.»
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