Jacques Villeneuve zu Lewis Hamilton: Wahre Schande
Der Plan von Lewis Hamilton war klar: An der Spitze des WM-Finales von Abu Dhabi liegend, musste er sich gegen Nico Rosberg etwas einfallen lassen – also fuhr der Engländer auffällig langsam, in der Hoffnung, dass die auf den zweitplatzierten Rosberg aufrückenden Vettel und Verstappen Nico angreifen würden.
Der Plan ist gescheitert: Hamilton gewann, Rosberg wurde Zweiter, das reichte zum Titel. Danach gab es viel Aufregung um das Verhalten von Lewis Hamilton, der die Team-Anweisung ignoriert hat, Tempo aufzunehmen.
Doch Jacques Villeneuve, Formel-1-Champion 1997, findet nichts dabei. Der Kanadier gibt sogar zu, er hätte das Gleiche wie Hamilton versucht: «Das war ein fabelhaftes Rennen. Lewis tat, was er tun musste, das war meiner Meinung nach nie dreckig. Die wahre Schande ist für mich die Anweisung des Teams. Die schaut für mich nicht gut aus, denn Lewis hat einfach versucht, aus seiner Situation das Beste zu machen. Für Mercedes gab es ohnehin nichts zu verlieren. Ich sage – beide, Hamilton und Rosberg, haben das sehr gut gemacht.»
1997 wurde Villeneuve nach dem Rammstoss von Michael Schumacher Formel-1-Weltmeister. Im Jahr zuvor hatte er gegen seinen Williams-Stallgefährten Damon Hill noch Chancen, und der elffache GP-Sieger gibt zu: «Ich hätte sogar noch mehr gemacht als Lewis. Wenn es beim Finale nur noch um die Fahrer geht, der Rennstall also die WM schon in der Tasche hat, dann gibt es für mich kein Team mehr. Das ist doch die einzige Situation, in welcher das Team einen Schritt zurück machen und mit der Situation leben muss.»
Für Villeneuve ist Nico Rosberg «ein überaus würdiger Champion, und das liegt am Druck von Hamilton. Lewis ist ein wenig spät aufgewacht, um sich den Titel noch zu holen. Ihm ist wohl erst zur Mitte der Saison klargeworden, dass es jetzt wirklich eng wird gegen Nico, dass Rosberg für ihn ein echter Gegner ist. Zum Schluss der Saison ist Nico taktisch gefahren, er hat alles richtig gemacht.»
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