Mika Häkkinen zu Bottas: Talent alleine reicht nicht
Am Vormittag des ersten Trainingsfreitages der neuen Formel-1-Saison drehte Mercedes-Neuankömmling Valtteri Bottas die zweitschnellste Runde. Der schnelle Finne war deutlich langsamer als sein Teamkollege Lewis Hamilton unterwegs, obwohl beide auf der ultraweichen Reifenmischung unterwegs waren, als sie ihre Bestzeiten aufstellten. 0,583 sec betrug der Rückstand des Blondschopfs zur Mittagspause.
Auch am Nachmittag war der dreifache Champion der schnellere Silberpfeil-Mann. Hamilton setzte sich mit 1:23,620 min an die Spitze der Tages-Zeitenliste und distanzierte Bottas erneut um 0,565 sec. Diesmal reichte die Zeit des Team-Neulings nur für den dritten Platz, denn Ferrari-Star Sebastian Vettel brauchte für seine schnellste Runde neun Tausendstel weniger als der 27-Jährige.
Trotzdem beteuert Motorsportdirektor Toto Wolff, dass er keinen Zweifel an den Fähigkeiten seines Schützlings hegt: «Das sind sehr grosse Fussstapfen, in die er treten muss. Nico ist immerhin der aktuelle Formel-1-Champion. Heute erlebte er seinen ersten Trainingsfreitag mit uns, nachdem er schon ein paar Testtage absolviert hatte, in denen die Zusammenarbeit mit dem Team hervorragend geklappt hat. Er hat sich gut ins Team eingefunden und nun muss er herausfinden, wie er im Vergleich zu einem der besten Fahrer der Welt abschneidet. Ich bin sehr zuversichtlich, dass er seinen Platz im Team und auch das richtige Tempo finden wird.»
Damon Hill warnt hingegen: «Lewis fühlt sich bei Mercedes sehr wohl und Valtteri muss sich erst einfinden. Das könnte natürlich alles erschweren, deshalb muss er sich sehr schnell an alles gewöhnen. Lewis wird nicht auf ihn warten, und er muss herausfinden, wie er im Vergleich zu einem der schnellsten Kerle der Formel 1 abschneidet. Wenn der Abstand nicht so gross ist, dann ist es zwar okay, aber sicher nicht das, was er erreichen will. Er will ja nicht Zweiter werden.»
Von Landsmann Mika Häkkinen gibt es einen gut gemeinten Tipp. Auf Facebook erklärt der Finne: «Valtteri hat nun die Chance, das Beste aus seinem Talent zu machen. Er fährt für das beste Team der Welt und neben Lewis Hamilton. Das ist perfekt. Es ist zwar keine bequeme Situation, aber das muss es auch nicht sein, denn ein Rennfahrer sollte sich nie zu wohl fühlen. Wenn er unter Druck ist, dann kann er daraus Kraft schöpfen und das Maximum herausholen. Ein bisschen Wut kann auch sehr hilfreich sein.»
Der Weltmeister von 1998 und 1999 erinnert sich: «Ich habe mit vielen grossartigen Talenten zusammengearbeitet und sie auch beobachtet. Da waren Ayrton Senna, Alain Prost oder etwa Nigel Mansell. Ich habe sie beobachtet und von jedem etwas gelernt. Sie legten alle einen besonderen Eifer an den Tag und investierten viel Energie, um sich zusammen mit dem Team ständig zu verbessern. Grossartige Fahrer arbeiten sehr hart, sie wissen, dass Talent alleine nicht ausreicht.»
Und Häkkinen schwärmt: «Es war etwa unglaublich, Ayrton bei der Arbeit zuzuschauen, wie er mit den Ingenieuren arbeitete, dabei alle Ablenkungen vermied und sich ganz auf seine Arbeit konzentrierte. Da kann man nur viel lernen und genau das würde ich Valtteri auch ans Herz legen. Er ist nun in der guten Situation, neben einem Piloten zu fahren, der mehr als 50 Grands Prix und drei WM-Titel gewonnen hat. Diese unangenehme Lage ist genau das Richtige für ihn.»