Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Daniel Ricciardo: Urteil über Hamilton und Vettel

Von Mathias Brunner
Max Verstappen und Daniel Ricciardo wagten sich aufs Eis

Max Verstappen und Daniel Ricciardo wagten sich aufs Eis

​Baku-Sieger Daniel Ricciardo (28) spricht über seinen Ausflug als Eishockeyspieler und die Chancen seines Teams auf dem Red Bull Ring. Er wagt sich auch aufs heikle Parkett des Duells Vettel gegen Hamilton.
Daniel, du hast auf dem Eis eine gute Figur gemacht. Ich wusste gar nicht, dass du verborgene Qualitäten als Eishockeyspieler hast.

(Lacht.) Ich auch nicht. Wenn ich an den kommenden Tagen nicht so viel zu tun habe, dann findest du mich in der Eishalle. Nein, ernsthaft: Als ich ein Knabe war, sind wir mit der Schule zwei Mal aufs Eis. Aber Hockey hatte ich noch nie gespielt. Das hat Spass gemacht!

Wir rutschig wird es für dich auf dem Red Bull Ring?

Wenn es regnet, dann dürften wir ungefähr auf dem Niveau Eishockey sein. Wenn dieser Asphalt nass wird, dann kann das schon eine tüchtige Rutschpartie werden. Im Trockenen sehe ich keine Probleme. Wir haben hier vor einem Jahr eine frische Asphaltdecke erhalten, die hat nun zwölf Monate lang reifen können.

Wo siehst du Red Bull Racing an diesem Wochenende?

Realistisch mindestens auf dem fünften Rang. In einer idealen Welt können wir die beiden stärksten Teams ein wenig beunruhigen. Wir werden von Rennen zu Rennen stärker. Diese Strecke ist nicht die Beste für uns, aber auch nicht die Schlimmste. Im vergangenen Jahr hat es Max immerhin aufs Podest geschafft. Aber Mercedes und Ferrari werden hier schon verflixt schnell sein. Besonders Mercedes, die sind hier immer sehr konkurrenzfähig, sie waren in Baku stark, und sie haben wohl immer noch eine Sondereinstellung beim Motor, dank der sie mehr Power mobilisieren können. Der erste Sektor hier am Red Bull Ring ist reine Power.

Lewis und Vettel haben sich versöhnt ...

(Beginnt zu grinsen.) Zungenkuss?

Nein, das eben nicht. Aber früher schien eine Rivalität wie zwischen Ayrton Senna und Alain Prost ewig anzuhalten. Siehst du das zwischen Vettel und Hamilton anders?

Gut, zwischen Sebastian und Lewis hatte es schon in Spanien geknistert. Und der Vorfall von Baku war ungewöhnlich. Aber ich glaube nicht, dass dieser Rempler ausreicht, um eine ausgewachsene Fehde zwischen den beiden zu rechtfertigen. Ich wäre auch sauer, wenn mir einer in die Kiste fährt, aber wenn der Grand Prix mal fertig ist, musst du das abhaken können. Es wird zwischen Vettel und Hamilton sicher spannend bleiben, aber ich erkenne keine Feindseligkeit.

Gab es mal so eine Szene zwischen dir und einem anderen Fahrer? Jetzt über die Formel 1 hinaus.

Ja, das ist vor allem im Kartsport recht häufig vorgekommen. Du hattest Duelle auf der Bahn, und wenn die karierte Flagge fiel, dann hast du gewusst – das ist noch nicht zu Ende. Das ging weiter auf der Fahrt zurück zur Box und auch nach dem Aussteigen, und es war auch nicht selten, dass sich die Väter eingemischt haben (Beginnt zu lachen.) Für meinen Geschmack ist das sogar ein wenig zu häufig passiert. Im Rennwagen erinnere ich mich an eine Szene in der Formel Renault 2.0 mit dem Spanier Roberto Merhi, in Dijon. Aber das zwischen Seb und Lewis ist eine andere Hausnummer. Sie sind zu reif für eine solche Pausenhofbalgerei. Sie werden das nun hinter sich lassen – bis zum nächsten Mal!

Du bist ein früherer Stallgefährte von Vettel. War das für ihn unüblich?

Das würde ich nicht sagen, denn er hat oft bewiesen, dass er eine überaus wettbewerbsorientierte Person ist. Er sagt auch am Funk oft, was er denkt – hm, hin und wieder, bevor er richtig nachdenkt! Und das Fahrmanöver gegen Hamilton gehört in die gleiche Kategorie, eine Aktion, die eben in der Hitze des Gefechts passiert ist. Er hat sehr schnell reagiert, und ich bin sicher, ihm ist bald danach klar geworden, dass er das nicht hätte tun sollen. Ein Teil von mir bewundert diese Leidenschaft. Ich habe kein Problem damit. Und die Strafe im Rennen war für ihn angemessen.

Du hast nun mehrere Podestplätze in Serie eingefahren, samt des tollen Siegs von Baku. Zur gleichen Zeit hat dein Stallgefährte Max Verstappen ein technisches Problem nach dem anderen. Ist das nur Zufall?

Er war in den vergangenen vier Abschlusstrainings schneller als ich. Vielleicht fährt er mit diesem Auto einfach zu flott! (Beginnt zu lachen.) Nein, ich erkenne nichts, was er falsch machen könnte. Er kann den Motor nicht überdrehen, es gibt nichts, was die Ausfälle erklärt. Ich mag die Begriffe Glück oder Pech nicht, aber letztlich läuft es darauf hinaus. Ich habe in einigen Trainings Fehler begangen, aber das soll die Leistung von Max nicht schmälern. Er ist einfach saugut gefahren und fühlt sich mit dem Wagen sichtlich wohl. Ich muss perfekter fahren, um dagegen zu halten. Aber das soll keine Ausrede sein – er hat einfach einen besseren Job gemacht als ich.

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