Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Christian Horner (Red Bull): Formel 1 am Scheideweg

Von Mathias Brunner
Christian Horner

Christian Horner

​Bald müssen die Weichen gestellt werden, wie die Formel-1-Motoren 2021 aussehen sollen. Ross Brawn von «Formula One Management» und Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner mit Denkanstössen.

Die Ansicht vieler Fans hat sich nicht geändert: Die Turbomotoren der Formel-1-Generation seit 2014 machen einfach zu wenig Krawall. Besonders ohrenfällig wird das, wenn «Formula One Management» im Rahmen eines GP-Wochenendes den Minardi-Zweisitzer auf einen Grand-Prix-Kurs fahren lässt. Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «In Sachen Motoren müssen wir uns etwas einfallen lassen. Den besten Sound bietet ausgerechnet jenes Auto, das vor zwölf Jahren das Langsamste im Feld war – ein Minardi mit V10-Sauger im Heck. Wenn du die Gesichter der Fans siehst, dann weisst du, was das Heulen für sie bedeutet.»

Derzeit werden die Weichen gestellt, wie die Formel-1-Motoren der Generation ab 2021 aussehen sollen. Zwei Projektsitzungen mit Vertretern heutiger und möglicherweise künftiger Motorenbauer haben stattgefunden, bis September erwartet der FIA-Präsident Jean Todt von diesen Firmen konkrete Vorschläge.

Der Engländer Ross Brawn, bei «Formula One Management» für die Entwicklung der Technik zuständig, gibt zu bedenken: «Der Motor ist der Schlüssel zur Zukunft, wir sind am Diskutieren, wie dieses Triebwerk nach 2020 aussehen soll. Wir stehen meiner Meinung nach an einer Weggabel. Elektrik und selbstfahrende Autos, das sind im Automobilbau grosse Themen, aber das ist nicht Formel 1. Wir brauchen ein gesunde Balance zwischen technischer Herausforderung für die Autohersteller und Show. Die Technik darf nicht so hochgestochen sein, dass der Sport darunter leidet. Letztlich müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir im Unterhaltungsgeschäft sind. Aber der Sport muss auch technisch attraktiv genug sein, um die Autohersteller zur Teilnahme zu ermuntern.»

Im Dialog mit den Motorherstellern kristallisiert sich heraus: Die Basis soll aus Kostengründen erhalten bleiben – also ein 1,6-Liter-V6-Turbomotor. Aber statt Mehrfach-Energierückgewinnung soll nur noch kinetische Energie gesammelt werden. Die heutige zweite Energierückgewinnung am Turbolader (über die so genannte MGU-H, die «motor generator unit – heat») soll ab 2021 wegfallen. Das würde einen besseren Sound begünstigen. Zudem sollen die Motoren mit zwei kleinen Ladern ausgerüstet werden statt einem grossen. Auch das würde einen besseren Sound erzeugen.

Christian Horner vertiefte im Rahmen des Grossen Preises von Grossbritannien in Silverstone: «Der neue Lebenszyklus der künftigen Motoren wird acht bis zehn Jahre betragen, also müssen wir uns schon sehr sorgfältig überlegen, was wir machen. Die Autowelt befindet sich in einem rasanten Wandel. Ich meine, wie viele Menschen sitzen an der Schwelle zum Jahr 2030 in selbstfahrenden Autos? Wie viele fahren rein elektrisch? Wir müssen uns darüber im Klaren sein, was die Formel 1 sein soll. Technische Speerspitze? Pure Unterhaltung? Wir müssen zu einem Punkt zurück, an welchem die Kosten erträglich sind und wir guten Sport bieten – wir brauchen wieder jene Anziehungskraft, welche die Formel 1 früher ausgeübt hat. Wir haben 2017 Autos, die wirklich toll aussehen. Wir brauchen einfach einen Sound, der auch dazu passt.»

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