Neues Rätsel Racing-Raritäten: Vom Fahren im Freien
Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Beim letzten Rätsel hatten wir diesen kleinen Schubser in die richtige Richtung gegeben: «Der Hintergrund verrät deutlich, wo wir uns befinden. Die Fahrer-Auto-Kombination ist eher ungewöhnlich. Denn normalerweise sass ein anderer Fahrer in diesem Rennwagen.»
Die meisten Teilnehmer lagen richtig: Zu sehen war der Engländer David Hobbs mit einem Honda RA301 im Grossen Preis von Italien 1968 in Monza. Hobbs fiel wegen Motorschadens aus. Der Tipp mit dem Hintergrund bezog sich natürlich auf die berühmte Parabolica, im Honda sass üblicherweise John Surtees.
David Wishart Hobbs war als Rennfahrer ein echter Allrounder. Der heute 78-Jährige aus Leamington Spa in Mittel-England hat so ziemlich jedes Renngefährt bewegt: Formel Junior, Tourenwagen, Formel 3 und Formel 2 und Formel 1, IndyCar, IMSA-Sportwagen, CanAm, TransAm, er war ihn Le Mans (zwei Mal Dritter) so zuhause wie in Daytona (Führung 1969) oder Monza.
Hobbs durchlief die klassische britische Rennschule der 60er Jahre: Klubsport, Formel Junior, Formel 3, Formel 2. Beachtliche Erfolge spülten ihn in die besten Langstreckenrennställe der Welt, zu John Wyer (Sieg in Monza 1968 im Ford GT40) oder Roger Penske (Partner von Mark Donohue im tollen Ferrari 512).
In der Formel 1 blieb Hobbs ein Lückenbüsser, oft von Pech verfolgt. Sein GP-Debüt war eigentlich für 1965 geplant, im Rennstall von Tim Parnell in Frankreich, aber ein Autounfall zwang Hobbs für drei Wochen ins Krankenbett.
1967 wurde er mit einem privaten BRM von Bernard White Racing Achter in England und Neunter in Kanada. Bei Honda wurde er für den Einsatz des zweiten 1968er RA301 neben John Surtees verpflichtet. 1971 bewegte er einen von Penske eingesetzten McLaren in den USA (Zehnter), ein Jahr später holte ihn McLaren als Ersatz für den verletzten Mike Hailwood in einem M23. Hobbs wurde Siebter auf dem Österreichring und Neunter in Monza. Für McLaren bestritt Hobbs 1974 auch das Indy 500 und wurde Fünfter.
Hobbs eroberte den US-amerikanischen Formel-5000-Titel 1971 (fünf Siege in acht Rennen), 1983 wurde er TransAm-Champion.
Nach Abschluss seiner Rennkarriere wurde David Hobbs ein überaus beliebter TV-Kommentator für CBS, SpeedTV und NBC. Er ist noch heute regelmässig bei zahlreichen Autorennen und Veranstaltungen mit historischen Rennfahrzeugen anzutreffen.
John Surtees erreichte mit dem Honda RA301 in Frankreich einen zweiten und in den USA einen dritten Platz, dazu war er Fünfter in England – das ergab WM-Rang 8. Auf der Power-Strecke von Monza hatte er sein Auto auf die Pole-Position gestellt.
Der 1968er Honda Wagen war eine Zusammenarbeit zwischen den Japanern und Lola. Das Experiment mit dem wassergekühlten RA302, mit dem Jo Schlesser in Rouen tödlich verunglückte, wurde abgebrochen – Surtees weigerte sich, den RA302 zu fahren. Da sich Honda Ende 1968 aus der Formel 1 zurückzog, war das Modell RA301 der letzte Werksrenner im GP-Sport bis zur Saison 2006.
Dieses Mal stellen wir fest: Wir verweilen in einer Epoche, als die Sicherheit der Rennwagen gemessen am heutigen Niveau ein schlechter Witz war. Der Helm? Eine bessere Nussschale. Schultergurte? Fehlanzeige. Knautschzone? Der Fahrer. Heutige Piloten wie Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel, gewiss keine Angsthasen, staunen immer wieder darüber, wie ungeschützt die Piloten früher an die Arbeit gingen.
Wer ist das?
Wo und wann ist das Bild entstanden?
Viel Spass beim Rätseln und viel Glück!