MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Rätsel Racing-Raritäten: Neben dem Pfad der Tugend

Von Mathias Brunner
​​Das Rätsel «Racing-Raritäten» zeigt, dass es die Formel-1-Fahrer schon früher mit weissen Linien und Pistenbegrenzungen nicht ganz so ernst nahmen. Wer ist es? Wo und wann ist das Bild entstanden?

Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Beim letzten Rätsel hatten wir diesen Tipp gegeben: «Wir verweilen in einer Epoche, als die Sicherheit der Rennwagen gemessen am heutigen Niveau ein schlechter Witz war. Der Helm? Eine bessere Nussschale. Schultergurte? Fehlanzeige. Knautschzone? Der Fahrer. Heutige Piloten wie Lewis Hamilton oder Sebastian Vettel, gewiss keine Angsthasen, staunen immer wieder darüber, wie ungeschützt die Piloten früher an die Arbeit gingen.»

Antwort: Wir sehen jenen Gordini T32, den der Belgier André Pilette und der Franzose Élie Bayol im Monaco-GP 1956 auf Rang 6 lenkten. Bayol hatte das Rennen begonnen, fühlte sich aber nicht wohl, Pilette übernahm. In den 50er Jahren war es erlaubt, sich ein Auto zu teilen, im gleichen Monaco-GP machten das auch die Ferrari-Fahrer Peter Collins und Juan Manuel Fangio sowie Fangio und Eugenio Castellotti. Fangio hatte an der Hafenmauer ein Hinterrad angeschlagen, Castellotti übernahm nach einer längeren Reparatur. Der Argentinier Fangio war inzwischen ins Auto von Collins gesprungen. Aber gegen Stirling Moss im Maserati konnte er an diesem Mai-Tag nichts ausrichten.

Zurück zu unseren Hauptdarstellern: André Pilette stammte aus einer echten Rennfahrerfamilie, vielleicht nicht so erfolgreich wie die Andrettis, Hills oder Rosbergs, dafür unerreicht lange am Werk. Andrés Vater Theodore trat vor dem ersten Weltkrieg bei den grössten Rennen der Welt an und wurde 1913 beim Indy 500 Fünfter. André begann seine Laufbahn mit Sportwagenrennen, von 1951 bis 1964 war er in der Formel 1 am Start, allerdings bei nur neun Rennen. Beste Ausbeute: Rang 5 beim Heim-GP von Belgien 1954, das reichte für WM-Rang 19.

Dazwischen lag eine zwei Jahre lang Rennpause, nach einem schweren Unfall auf dem Nürburgring 1956. Das grösste Problem von Pilette war nicht mangelndes Talent, sondern die teilweise jämmerlichen Renner, die er bewegte – mit Fahrzeugen von Scirocco oder Emeryson war kein Blumentopf zu gewinnen. Pilette, zusammen mit dem blutjungen Ricardo Rodríguez 1960 in Le Mans Zweiter hinter ihren Ferrari-Stallgefährten Olivier Gendebien und Paul Frère, beendete seine Karriere 1964 und übernahm die Leitung einer Rennfahrerschule in Zolder. 

Andrés Sohn Teddy wurde ebenfalls Rennfahrer und gewann unter anderem die europäische Formel-5000-Meisterschaft 1973 und 1975.

André Pilette verstarb am 27. Dezember 1993 im Alter von 75 Jahren.

Élie Marcel Bayol aus Marseille trat über eine Zeitspanne von fünf Jahren zu acht Formel-1-WM-Läufen an, er hatte sich über Sportwagenrennen und die Formel 2 bis in die Formel 1 hochgearbeitet. Highlight: Rang 5 beim Grossen Preis von Argentinien 1954 in Buenos Aires, mit Gordini. Zwei Jahre später war der Garagist und gelernte Mechaniker von der Bildfläche verschwunden: Bayol hatte sich in Le Mans bei einem Unfall so schwere Kopfverletzungen zugezogen, dass er seine Rennkarriere beendete.

Fortan war Bayol in seiner Garage anzutreffen oder beim Kartenspiel im Hafen von Cassis mit seinem früheren Gordini-Markenkollegen Robert Manzon. Aus Bayols Garage wurde nach seinem Tod 1995 mit 81 Jahren eine Autoprüfstätte.

Der Gordini T32 hätte die französische Antwort auf die überlegenden Rennwagen von Mercedes, Lancia, Maserati und Ferrari sein sollen, doch dazu war der blaue Renner zu wenig kraftvoll motorisiert, zu schwer und überdies neigten die innenliegenden Hinterradbremsen zum Überhitzen.

Der sechste Platz von Pilette und Bayol in Monaco 1956 blieb das beste Ergebnis des Fahrzeugs. Es ist heute mit dem einzigen Schwestermodell in der Kollektion Schlumpf des Automuseums «Cité de l’Automobile» in Mulhouse (Elsass) zu bewundern.

Dieses Mal haben wir es durchgehend mit Schwergewichtlern zu tun.

Die Strecke? Eine fabelhafte Naturrennbahn, auf welcher es nicht besonders ratsam war, ein Rad neben die Pistenbegrenzung zu setzen.

Das Auto? Behutsam beflügelt, von einer unvergleichlichen Marke, obgleich hier nicht mit jenem Fahrer an Bord, der dafür am bekanntesten geworden ist.

Der Fahrer? Ein echter Alleskönner, nicht unumstritten zu seiner Zeit, heute ein fabelhafter Botschafter seines Sports.

Wer war es?

Wann und wo ist das Bild entstanden?

Wir wünschen Ihnen viel Spass beim Rätseln!

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