Sebastian Vettel (Ferrari): Für Panik ist keine Zeit
Sebastian Vettel
Ausfall in Singapur, Ausfall in Japan, nur Rang 4 in Malaysia – Asien war für Sebastian Vettel keine Reise wert. Der Rückstand auf Mercedes-Ass Lewis Hamilton beträgt inzwischen besorgniserregende 59 Punkte. Kein Formel-1-Fahrer hat vier Rennen vor Schluss der WM je einen solchen Rückstand noch in einen Titelgewinn drehen können. Daher sind diese Fragen an Sebastian Vettel am Circuit of the Americas nicht unberechtigt: Kommt bei Ferrari langsam Panik auf? Und welche Rolle muss Vettel selber nun spielen, um das Team bei Laune zu halten?
Der Heppenheimer antwortet: «Für Panik haben wir keine Zeit. Wir haben viel zu viel zu tun. Unser Teamchef Maurizio macht einen guten Job, alle auf Kurs zu halten. Wir schauen vorwärts.»
«Es ist Maurizios Job, sich um das Team zu kümmern. Meine Aufgabe besteht vielmehr darin, auf der Piste alles zu geben. Klar rede ich ständig mit meinen Jungs, ich war auch in Maranello. Wir haben sehr viel zu tun, da bleibt keine Zeit, sich den Kopf zu zerbrechen darüber, was sein könnte.»
«Wir sind noch immer im Rennen. Klar ist auch uns bewusst, dass die Chancen in den letzten Grands Prix gesunken sind, aber das ist noch nicht gegessen. Es wäre völlig falsch, sich nun ablenken zu lassen. Wir müssen auf unsere Aufgabe konzentriert bleiben. Wir hatten in den letzten drei Rennen ein Auto, mit dem wir hätten gewinnen können. Aus verschiedenen Gründen hat das nicht geklappt. Gleichzeitig hat uns das aber auch gezeigt, dass wir die kommenden Rennen gewinnen können. Wir richten all unser Denken auf das nächste Rennen, also Austin.»
«Alles in allem kann das aber den guten Eindruck von 2017 nicht schmälern. Wir sind das Team, das die meisten Fortschritte geschafft hat. Alle erwarteten von Red Bull Racing einen grossen Schritt, das ist aber zu Beginn der Saison nicht passiert. Wir hatten ein starkes Mercedes erwartet, das hat sich bestätigt.»
«Es gibt keinen Grund, wieso wir in Zukunft nicht noch stärker werden sollten. Das ist noch viel Potenzial, das wir erschliessen dürfen. Wir haben gute Leute an Bord, hinter den Kulissen passiert viel, für die nächsten Rennen und auch für 2018. Das macht Mumm.»
Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist – ist dies das neue Motto für Ferrari? Seb: «In jeder Sprache wird das ein wenig anders formuliert. Im Englischen sagt man: Es ist nicht vorbei, bis die fette Dame gesungen hat. (Eine Anspielung auf die Schlussarie in einer Oper. M.B.) Also müssen wir sicherstellen, dass die Dame bis Abu Dhabi die Klappe hält. Aber so weit schaue ich nicht voraus. Wir bleiben auf das nächste Rennen fokussiert.»
«Mir ist nicht ganz klar, was ich von Austin erwarten soll. Die Piste beinhaltet ein wenig alles, die Bedingungen werden auch eine Rolle spielen. Aber wir haben grundsätzlich in den letzten Wochen Fortschritte gemacht, wir wissen, dass wir den Speed haben, um gewinnen zu können. Ich bleibe Optimist.»
In Italien wird verbreitet: Die technischen Probleme von Ferrari seinen eine Folge des verzweifelten Versuchs, mit Mercedes Schritt zu halten. Vettel schüttelt den Kopf: «Das sehe ich nicht so. Es gab bestimmte Gründe für die Defekte, und klar gibt es Bereiche, wo wir besser arbeiten müssen. Es ist normal für die Formel 1, dass du an die Grenzen gehst. Manchmal gehst du dabei zu weit. Manchmal schleichen sich kleine Fehler ein, die grosse Folgen haben. Teile gehen im Rennsport nun mal kaputt. Das tut weh, gewiss, aber es gibt immer Gründe dafür. Wir müssen aus diesen Fehlern lernen.»