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Max Verstappen: Mit Michael Schumacher in den Ferien

Von Rob La Salle
Max Verstappen

Max Verstappen

​Der Niederländer Max Verstappen meldet sich aus der Winterpause zurück. Der 20jährige Red Bull Racing-Star spricht über Michael Schumacher, Sebastian Vettel, Dr. Helmut Marko und seinen Vater Jos.

Wochenlang war Max Verstappen auf Tauchstation. Der dreifache GP-Sieger wollte in Ruhe seine Batterien auftanken. Nun hat er sein erstes Interview vor der Saison gegeben, als ihn Wilfried de Jong vom Sportkanal Ziggo Sport zuhause in Monaco besuchte.

Witziger Zufall: Am Morgen des Interviews klingelte ein Funktionär Verstappen aus dem Bett – für eine Dopingkontrolle!

Max: «Bei uns ist das nicht oft der Fall. Ich werde zwei Mal im Jahr überprüft. Einmal während eines Rennwochenendes, einmal zuhause. Zwei Leute standen heute Morgen vor meiner Tür. Sie werden von der FIA aufgeboten, um nach dem Rechten zu sehen. Ich denke es ist gut, dass wir überprüft werden.»

Während des Interviews zeigt Wilfried mehrere Fotografien, die an die Karriere von Max oder an andere Menschen aus der Formel 1 erinnern.

«Das unterscheidet mich von Vettel»

Zum Beispiel ein Foto von Jim Clark in einem Lotus, dem unvergessenen Weltmeister von 1963 und 1965. Auf die Frage, ob Max sich gerne in die Kultur seines eigenen Sports vertiefe, antwortet der Niederländer: «Nicht so weit zurück. Du kennst die Namen jener Piloten, aber die Autos finde ich etwas weniger interessant. Ich würde mir nie sagen: „Ich möchte dieses Auto fahren.“ Die Autos sind mir zu alt und zu langsam, sie hatten Profilreifen. Ich finde das nicht herausfordernd genug. Gewiss, jedes Auto, das du am Limit fährst, ist eine Herausforderung, aber das möchte ich nicht tun.»

Welches Auto würde er sich gerne in die Garage stellen? «Hundertprozentig ein Auto von heute. Ich kenne Leute, die Oltimer mögen, Sebastian Vettel ist in älteren Autos und Motorrädern sehr zugetan. Ich bin etwas moderner.»

«Wenn ich Angst hätte, könnte ich nicht rennfahren»

Dann gibt es für Max ein Foto von Jules Bianchi, des Franzosen, der einige Monate nach seinem unglücklichen Unfall in Suzuka 2014 verstarb. Max blickt so auf das tragische Ereignis zurück: «Der Unfall ereignete sich in Japan am selben Wochenende, an dem ich mein erstes freies Training in der Formel 1 absolvierte. Ich kannte ihn nicht. Er war schon in der Formel 1, und ich bin gerade gekommen, um zuzuschauen. Du hast sofort gesehen, dass etwas nicht stimmte. Wenn du so auf einen Kran prallst und es im Cockpit danach kaum Bewegung des Fahrers gibt, dann ist das nicht gut. Das Ganze ist tragisch, aber das sind die Risiken, die wir eingehen, und solche Dinge passieren leider.»

«Ich hatte zuvor schon erlebt oder gesehen, dass jemand stirbt. Zum Beispiel 2009 bei einem Kart-Wettbewerb. Du siehst, wie sie versuchen, einen Fahrer wiederzubeleben, und es sah nicht gut aus. Du hast gespürt, was einige Stunden später bestätigt wurde. Im Allgemeinen ist der Sport so sicher als möglich, also passieren solch schreckliche Dinge zum Glück nicht sehr oft. Aber es passiert. Macht mir das Angst? Wenn du die hättest, kannst du nicht rennfahren. Ich glaube nicht, dass viele Fahrer darüber nachdenken.»

Danach bezieht er sich auf sein fabelhaftes Regenrennen in Brasilien 2016, nach dem er sogar mit Ayrton Senna verglichen worden ist: «Ich möchte eigentlich mit keinem verglichen werden. Es ist wichtiger, mit sich selbst beschäftigt zu sein und sich selbst zu verbessern», erklärt Verstappen. «Aber klar ist es schön, dass Leute das tun. Das bedeutet, dass du etwas richtig machst.»

«Doch ich lasse mich nicht zu sehr auf so etwas ein. In der Formel 1 bist du am einen Tag ein Held und am nächsten kannst du der Depp sein. Wenn alles gut geht, lobt dich jeder, aber wenn es schwieriger wird, dann kann das schnell kippen. Ich lebe eher im Moment. Brasilien damals war ein super Rennen, aber danach geht es weiter.»

«Helmut Marko ist wie ein zweiter Vater»

Natürlich wird auch der erste Sieg von Max in Barcelona 2016 diskutiert, beim ersten Einsatz für Red Bull Racing. «Damals hat Helmut Marko in meiner zweiten Saison nach vier Rennen die Chance ergriffen, mich in einen Wagen von Red Bull Racing zu stecken. Die Meinungen darüber waren geteilt, aber dann haben wir auf Anhieb gewonnen, und das war sehr schön. Helmut ist fast ein zweiter Vater für mich, und ich denke, er sieht das selber auch so. Er will für mich immer nur das Beste.»

«Während des Wochenendes sprechen wir oft über das Auto, was verbessert werden kann. Helmut Marko sieht alles, kein Detail entgeht ihm. Wenn du ein gutes Rennen fährst, ist er natürlich glücklich, aber er muss auch ehrlich zu mir sein und sagen können, „das war jetzt nicht gut“, und das tut er auch.»

Max’ Vater Jos sieht, wie sein Sohn mehr und mehr auf eigenen Füssen steht. Sieht der junge Verstappen das als Jahre der Abnabelung? «Ich würde es nicht so nennen, aber es stimmt schon, ich muss mein eigenes Ding machen. Die Leute erwarten mehr von der Person Max, dass ich die Dinge in die Hand nehme. Ich denke, diese Entwicklung ist ziemlich normal. Gleichzeitig ist immer gut, Leute hinter dir zu haben, die dich beraten können.»

«Papa und ich hatten manchmal Meinungsverschiedenheiten, aber das gehört dazu. Es ging zum Beispiel ums Fahren, wenn er fühlte, dass meine Leistung nicht 100 Prozent war. Ich vertraue ihm, aber manchmal hatte ich meine eigene Meinung zu einer bestimmten Situation, und wir hatten eine Diskussion, aber am Ende fühlten wir uns beide besser. Wir haben beide unsere Egos. Das liegt uns im Blut, und hat uns letztlich auch so weit gebracht. Sonst würde ich vielleicht noch immer im Kart sitzen.»

Max hat auch ein schönes Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: «Letztes Jahr hatten wir in Malaysia ein paar neue Teile im Auto. Wir haben das bei beiden Autos versucht. Daniel mochte sie nicht. Es war nicht so einfach, sich anzupassen, aber ich machte damit weiter. Die ganze Zeit über hatten wir Probleme, in den schnellen Kurven oder in den langsamen Kurven. Wir haben es einfach nicht geschafft, die Verbesserungen in Einklang mit dem Wagen zu bringen, aber ich habe weitergemacht, weil ich daran glaubte.»

«Kurz vor dem Qualifying fragte mein Vater: „Was wirst du tun?“ Ich wollte mit den neuen Teilen weitermachen, und mein Vater war nicht einverstanden. Ich sagte: „Ich werde es trotzdem tun. Ich bin zuversichtlich, dass das alles gut wird.“ Im Qualifying haben wir die Abstimmung endlich auf die Reihe bekommen, und ich fuhr die drittschnellste Zeit. Mit unserem Auto war das okay. Als ich ausstieg, ging ich zu meinem Vater und sagte: „Siehst du?“ Da musste er lachen und er sagte: „Gute Wahl.“ Das sind Dinge, die ich schon sehr früh gelernt habe. Wenn dein Gefühl stimmt und du weisst, dass du dies und das ändern kannst, damit es am Ende gut herauskommt, dann musst du deinem Gefühl vertrauen.»

Ferien mit Michael Schumacher

Jos Verstappen und Michael Schumacher waren gute Freunde. Als Kind fuhr Max regelmässig mit der Familie Schumacher in Urlaub. Wie erinnert sich Max an den Rekord-Weltmeister? «Ich kann mich an bestimmte Dinge erinnern. Wir hatten ein paar gemeinsame Ferien, da war ich vier oder fünf Jahre alt. Ich war noch ein kleines Kind, also spielte ich mit seinem Sohn Mick, der ein bisschen jünger ist als ich. Das war alles sehr entspannt und spielerisch, du denkst nicht daran, dass das der grosse Schumacher ist.»

Denkt Max oft an Michael Schumacher? «Nur wenn die Rede auf ihn kommt. Im Allgemeinen versuchen wir, nicht zu viel darüber nachzudenken. Es ist schwer genug für die Familie.»

Verstappen mag die Mentalität Schumachers: «Er hat alles getan, um zu gewinnen, auch wenn dazu jemand von der Strecke gedrängelt werden musste. Das ist die Mentalität eines Siegers.»

Schließlich kommt das Verhältnis zu seinem Teamkollegen Ricciardo zur Sprache: «Die Beziehung zu Ricciardo ist extrem gut. Normalerweise bist du mit einem Stallgefährten nicht befreundet. Im Allgemeinen gehst du immer deiner eigenen Wege, aber er ist ein sehr entspannter Typ. Wir teilen alles über die Einstellung des Autos, weil wir wollen, dass es mit dem Auto vorwärtsgeht. Und das funktioniert umso besser, wenn beide am gleichen Strick ziehen. Ich denke, du wirst das im Fahrerlager kaum woanders sehen, eine solch gute Beziehung zwischen zwei Teamkollegen. Auf der Strecke ist er ein Konkurrent, aber wir behandeln uns mit viel Respekt.»

Die Kollision von Ungarn 2017 hat die Beziehung zwischen den beiden nicht getrübt, obwohl Daniel danach sichtlich wütend auf Max war. «Es war verständlich, dass Ricciardo wütend war. In diesem Moment bist du emotional. Wenn das Adrenalin durch deinen Körper fliesst, ist das immer so. Es wäre nicht gut, wenn er ruhig reagiert hätte. Dann würde etwas nicht stimmen.»

Hält sich Verstappen für den Besten? «Ich denke, du solltest immer an dich glauben, sonst bleibst du besser zu Hause. Wenn du nicht an deine Fähigkeiten glaubst, dann nützt es nichts mitzumachen. Das Ziel muss darin bestehen, der Beste zu sein. Aber ob ich das wirklich bin, muss ich zuerst beweisen, und ich hoffe, ich bekomme in Zukunft öfter die Chance, das zu tun.»

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