Valtteri Bottas: Psycho-Spiele gegen Lewis Hamilton
Schnee und eisige Temperaturen können einen Finnen nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Kimi Räikkönen mag der «Iceman» sein, aber Bottas ist gelassen wie ein Gletscher, der Mercedes-Star wirkt in Barcelona tiefentspannt. «Das stimmt», bestätigt der dreifache GP-Sieger. «Ich hatte einen ruhigen Winter. Im Gegensatz zum Jahr davor wusste ich, was ich machen würde, das ist eine ganz andere Saisonvorbereitung. Ich fühle mich stark und ausgeruht und tatenlustig. Ich weiss, die Verhältnisse heute sind mies, aber wenn das Team mir sagen würde, spring bitte in fünf Minuten ins Auto, dann bin ich bereit!»
Alle fluchen in Barcelona über das Wetter. Da ist es schwierig, ein neues Auto richtig einzuordnen. «Das liegt vorrangig an den Reifen», weiss Bottas. «Wenn du die nicht auf Temperatur bringst, dann rutschst du nur herum und kannst natürlich über den Wagen wenig lernen. Wir müssen also vorsichtig bleiben, was Erkenntnisse mit dem neuen Auto angeht. Das generelle Gefühl stimmt. Ich erkenne am neuen Silberpfeil keine Schwächen. Wir sind auf gutem Weg. Die Verhältnisse sind nicht einfach, aber das ist für alle gleich. Auch bei Kälte und Regen ist es wichtig, Kilometer zu fahren, denn zu lernst immer etwas. Ein Gefühl für den Wagen bekommst du auch so.»
«Dieses Jahr wird für mich ganz anders. Ich konnte mich einbringen, was die Entwicklung des neuen Wagens angeht. Ich kenne das Team nun durch und durch. Daher ist mein Ziel klar. Ich will auf einem höheren Niveau fahren, ich will idealerweise in jedem Grand Prix ein Wörtchen um den Sieg mitreden. Ich will Weltmeister werden.»
Dazu muss Bottas erst mal an Lewis Hamilton vorbei, und jeder weiss, wie gut der vierfache Weltmeister ist. Zielt Bottas darauf, den Engländer zu destabilisieren, so wie das Nico Rosberg gelungen ist? Muss Valtteri sein Image abstreifen vom netten Jungen von nebenan? Bottas meint: «Wenn ich so fahren werde, wie ich das von mir selber erwarte, dann werden wir mehr Rad-an-Rad-Duelle mit Lewis erleben. Aber ich muss nichts an meiner Herangehensweise ändern, um Erfolg zu haben. Ich bin kein Freund von Psycho-Spielchen. Ich will nicht so sehr darauf achten, was Hamilton macht und was mögliche Schwächen von Lewis sind, ich will mich auf mich selber konzentrieren. Mätzchen sind einfach nicht mein Stil. Wenn ich auf der Strecke die Muskeln spielen lassen muss, um ein Rennen zu gewinnen, dann werde ich das tun. Aber ich habe nicht vor, meine Zeit mit Psycho-Spielchen zu vertrödeln.»
Wie empfindet Bottas das Fahren mit dem Halo? Valtteri: «Beim Fahren habe ich keine Probleme. Wir haben im Simulator ausprobiert, was der Titanbügel für die Sicht auf die Startampeln bedeutet und das verschiedene Rennstrecken durchgespielt. Mindestens mit einem Auge konnte ich die Ampel immer erkennen, das reicht mir. Es kursierten auch Fotos von der angeblichen Sicht mit dem Halo aus der Fahrerperspektive, da wirkt der Bügel wie ein Dach und sehr klobig. Wenn du aber am Fahren bist, dann ist das komplett anders. Weil du weit nach vorne blickst. Gut, du hast immer die Strebe zentral im Sichtfeld, aber nach einer Weile vergisst du das.»
«Was das Ein- und Aussteigen angeht, so erkenne ich keine Probleme. Wir müssen gemäss FIA innerhalb von sieben Sekunden aussteigen können, und das ist eine gute Frist, denn du brauchst schon ein wenig länger. Aber ich habe die Vorgabe ohne Probleme erfüllt.»
Bislang ist Valtteri erheblich mehr gefahren als Lewis Hamilton, es steht nach Runden 152:25 für den Finnen. Bottas: «Das ist nicht so wichtig, wenn wir uns betrachten, welche Bedingungen hier herrschen. Auf trockener Bahn bei normalen Verhältnissen wäre das etwas Anderes. Klar nehme ich jeden Vorteil, aber da sollten wir nicht allzu viel hineinlesen. Hamilton wird das schnell wettmachen.»
Barcelona hat einen neuen Asphalt erhalten, gemäss Bottas wird das Einiges ändern: «Zunächst einmal ist die Pistenoberfläche wesentlich gleichmässiger. Für mich ist das gut, weil wir festgestellt haben, dass ich immer dann besonders stark fahre, wenn eine Rennbahn so ist. Der Asphalt hier ist brandneu, daher dunkler, das wird später eine grosse Rolle spielen, weil er sich mehr aufheizt. Die Piste bietet mehr Haftung, auch das wird die Aufgabe verändern.»
Barcelona-Test, Tag 2 (Dienstag)
1. Sebastian Vettel (D), Ferrari SF71H, 1:19,673 (98)
2. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:19,976 (94)
3. Stoffel Vandoorne (B), McLaren MCL33-Renault, 1:20,325 (37)
4. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,326 (67)
5. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:21,212 (65)
6. Pierre Gasly (F), Toro Rosso STR13-Honda, 1:21,318 (80)
7. Robert Kubica (PL), Williams FW41-Mercedes, 1:21,495 (41)
8. Sergey Sirotkin (RU), Williams FW41-Mercedes, 1:21,822 (52)
9. Esteban Ocon (F), Force India VJM11-Mercedes, 1:21,841 (79)
10. Charles Leclerc (MC), Sauber C37-Ferrari, 1:22,721 (81)
11. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-18-Ferrari, 1:22,727 (32)
Barcelona-Test, Tag 1 (Montag)
1. Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer, 1:20,179 (103 Runden)
2. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W09 EQ Power+, 1:20,349 (58)
3. Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF71H, 1:20,506 (80)
4. Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18, 1:20,547 (73)
5. Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault, 1:21,339 (47)
6. Carlos Sainz (E), Renault R.S.18, 1:22,168 (26)
7. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+, 1:22,327 (25)
8. Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda, 1:22,371 (93)
9. Lance Stroll (CDN), Williams FW41-Mercedes, 1:22,452 (46)
10. Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari, 1:22,578 (55)
11. Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari, 1:23,408 (63)
12. Nikita Mazepin (RU), Force India VJM11-Mercedes, 1:25,628 (22)
13. Sergey Sirotkin (RU), Williams FW41-Mercedes, 1:44,148 (23)
Und so geht es am Mittwoch, 28. Februar, weiter (wenn wir denn endlich mal zum Fahren kämen):
Barcelona-Test, Tag 3, Fahrer
Kimi Räikkönen (FIN), Ferrari SF71H
Sergio Pérez (MEX), Force India VJM11-Mercedes
Romain Grosjean (F), Haas VF-18-Ferrari
Fernando Alonso (E), McLaren MCL33-Renault
Lewis Hamilton (GB), Mercedes W09 EQ Power+
Nico Hülkenberg (D), Renault R.S.18
Daniel Ricciardo (AUS), Red Bull Racing RB14-TAG Heuer
Marcus Ericsson (S), Sauber C37-Ferrari
Brendon Hartley (NZ), Toro Rosso STR13-Honda
Lance Stroll (CDN), dann Robert Kubica (PL), Williams FW41-Mercedes
Die wichtigsten Termine 2018
Wintertests
26. Februar bis 1. März: Circuit de Barcelona-Catalunya
6. bis 9. März: Circuit de Barcelona-Catalunya
Testfahrten innerhalb der Saison
15./16. Mai: Circuit de Barcelona-Catalunya
31. Juli/1. August: Hungaroring
Formel-1-WM
25. März: Australien (Melbourne)
8. April: Bahrain (Sakhir)
15. April: China (Shanghai)
29. April: Aserbaidschan (Baku)
13. Mai: Spanien (Barcelona)
27. Mai: Monaco (Monte Carlo)
10. Juni: Kanada (Montreal)
24. Juni: Frankreich (Le Castellet)
1. Juli: Österreich (Spielberg)
8. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
22. Juli: Deutschland (Hockenheim)
29. Juli: Ungarn (Budapest)
26. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
2. September: Italien (Monza)
16. September: Singapur
30. September: Russland (Sotschi)
7. Oktober: Japan (Suzuka)
21. Oktober: USA (Austin)
28. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
11. November: Brasilien (São Paulo)
25. November: Abu Dhabi (Insel Yas)