Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Ärger über Werbung: Christian Danner verteidigt RTL

Von Mathias Brunner
Christian Danner

Christian Danner

​Am 25. Januar teilte die deutsche Sky mit: 2018 werden keine Formel-1-WM-Läufe gezeigt. Viele deutsche Fans schalten RTL ein – und ärgern sich über die Werbeblöcke. Christian Danner nimmt Stellung.

Viele deutsche Formel-1-Fans haben die Nase voll: Nachdem Sky Deutschland keine WM-Läufe mehr zeigt (siehe weiter unten: Formel 1 ohne Sky: Die Gründe), sind viele von ihnen auf RTL angewiesen. Und es hagelt Kritik. Das Fachwissen des RTL-Experten Christian Danner steht ausser Frage, und Kai Ebel darf durchaus ein Farbtupfer in der Boxengasse sein. Nein, was die Fans auf die Palme bringt, das sind die Werbe-Einschaltungen. Einige GP-Freunde haben den Eindruck: Es werde mehr Werbung gezeigt als Renn-Action. Andere monieren, dass die Werbeblöcke scheinbar ungeschickt gesetzt werden. Von wegen «bei uns verpassen sie nichts»! Zahlreiche Zuschauer schimpfen: «Mir vergeht die Lust auf Formel 1.»

Wir treffen im Fahrerlager des Bahrain International Circuit Christian Danner. Dem 60jährige Münchner ist die Werbeproblematik wohlbekannt. Aber es ist dem Formel-3000-Champion von 1985 wichtig, dass gewisse Zusammenhänge von den Zuschauern verstanden werden.

«Wir bei RTL betreiben einen sehr grossen Aufwand, um das Timing der so genannten Werbe-Inseln so zuschauerfreundlich wie möglich zu gestalten. Dazu müssen wir wissen: Wir haben vom Gesetzgeber klare Vorgaben, wie wir Werbung schalten müssen, zu welchem Zeitpunkt und in welcher Länge, ebenso in welchen Abständen, alles inklusive eines Werbe-Trenners, also eines Übergangsstücks, indem wir darauf aufmerksam zu machen haben, dass nun Werbung folgt. Wir haben ferner exakte Vorgaben, wie lange wir den Schirm splitten dürfen – also mit dem Bild von der Formel 1 und einer gleichzeitigen Form von Werbung.»

«Innerhalb dieses Gerüsts versuchen wir, die Werbung so sinnvoll als möglich zu setzen. Wir haben einen Mann, der ausschliesslich dafür da ist, ständig hochzurechnen, wie sich das Rennen entwickelt und wie daher die Werbung am besten zu platzieren ist. Er ist ständig am Kalkulieren, wie beispielsweise Boxenstoppfenster liegen, um einen wichtigen Moment im Rennen ja nicht zu verpassen.»

«Es liegt in der Natur unseres Lieblingssports, dass solche Berechnungen über den Haufen geworfen werden, wenn wir auf einmal einen Unfall und eine Safety-Car-Phase haben. Aber wir geben uns wirklich wahnsinnig viel Mühe, das so klug als möglich hinzukriegen. Die gesetzlichen Vorgaben zwingen uns jedoch zu gewissen Abständen, und die ganzen schönen Berechnungen können eben durch die Aktualität komplett auf den Kopf gestellt werden.»

«Eine GP-Übertragung ist nicht wie die andere. Wir haben Rennen, für welche mehr Werbung verkauft wird als für andere. Australien war als Saisoneröffnung für die Werbung ein sehr attraktiver Grand Prix.»

Aus der Erfahrung der letzten Jahre und ohne die RTL-Zahlen für 2018 zu kennen: Für einen WM-Lauf wie Monaco verkauft der Sender mehr Werbung als für China, für Australien als Saionstart mehr als für Russland. Entscheidend sind auch die Sendezeiten, am Nachmittag oder am Abend.

Danner weiter: «Wenn du mehr Werbung verkauft hast, dann musst du logischerweise all diese Spots irgendwie in die Grand-Prix-Berichterstattung packen.»

«Unsere Fachleute nehmen teilweise mit mir in der Kabine Kontakt auf: „Was glaubst du, Christian, wie lange bleibt das Safety-Car noch auf der Bahn?“ Ich gebe dann nach bestem Wissen und Gewissen Antwort. Und ich sitze wie auf Nadeln, damit sich das ausgeht.»

«Wir haben einen gewissen Spielraum mit dem Herumschieben der Werbe-Inseln und auch mit ihrer Länge. Will heissen: Wenn wir merken, dass demnächst etwas Wichtiges passiert, können wir eine Insel auch kürzen. Aber es ist klar, dass wir das später irgendwo wieder anhängen müssen.»

Formel 1 ohne Sky: Die Gründe

Sky Deutschland wollte ab 2018 die Formel 1 exklusiv zeigen, doch RTL erhielt Ende Dezember einen neuen Vertrag zur Ausstrahlung der WM-Läufe im freien Fernsehen. Die Konsequenz, am 25. Januar der Öffentlichkeit mitgeteilt: Sky steigt aus!

Kurz vor Weihnachten 2017 durften sich die deutschen Formel-1-Fans freuen: Mit RTL wurde ein neues Abkommen abgeschlossen, um auch weiterhin die Formel-1-WM-Läufe im freien Fernsehen zu zeigen, für drei weitere Jahre. Das kam beim Pay-TV-Sender Sky gar nicht gut an. Sky-Chef Carsten Schmidt hatte gehofft, dass er mehr Leute zum Bezahlsender locken kann, wenn in Deutschland die Rennen exklusiv im Pay-TV zu sehen sind (so wie 2018 in Italien).

Teilen wollte Schmidt mit RTL nicht: «Wir haben uns nicht dazu überzeugen lassen, einfach so weiterzumachen.» Man habe die Ziele bei den Verhandlungen mit den Formel-1-Machthabern nicht erreicht.

Aber der Zuschlag für RTL war nicht der einzige Grund für den Rückzieher. So sind die Kosten für die Übertragung der Bundesligaspiele massiv gestiegen.

Formel-1-CEO Chase Carey und Geschäftsleiter Sean Bratches hatten RTL die Zustimmung gegeben, um in Deutschland anhaltend viele Menschen zu erreichen. Das Abkommen mit RTL gilt bis Ende 2020.

Ian Holmes, bei «Formula One Management» Direktor für Medienrechte: «Deutschland ist ein wichtiges Land für die Formel 1. Motorsport hat dort ganz tiefe Wurzeln. Und RTL ist seit Jahren ein treuer Partner. Die Verlängerung des Vertrags war die logische Folge davon.»

Frank Hoffmann, Chef von RTL: «Ich bin sehr froh, dass wir eine der attraktivsten Sportarten auch weiterhin im freien Fernsehen zeigen können. Wir wollen mit der neuen Führung der Formel 1 wachsen.» Gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung meinte der RTL-Chef: «Wir haben die Formel 1 hier gross gemacht, sie begeistert ein Millionenpublikum und ist ein wichtiger Baustein geworden.»

RTL zeigt Formel 1 seit 1984 und seit 1991 ununterbrochen. 2017 guckten bei RTL pro Rennen 4,3 Millionen Fans zu, rund ein Viertel mehr als im Jahr zuvor.

Sky hatte (zunächst unter den Bezeichnungen DF1 und Premiere) seit 1996 Formel-1-Rennen übertragen, mit dem früheren GP-Piloten Marc Surer als Fachmann.

Ganz anders präsentiert sich die Lage in anderen Märkten: Das Abkommen mit Sky Italien ist bestätigt, es gilt bis Ende 2020. Mindestens vier der 21 WM-Läufe werden auf TV8 übertragen, bei der öffentlich-rechtlichen RAI gehen die Formel-1-Lichter aus.

In Grossbritannien haben wir eine Mischlösung: Sky zeigt alle Rennen live, Channel 4 zeigt ungefähr die Hälfte im freien Fernsehen.

In Frankreich sind alle Rennen beim Pay-TV-Sender Canal+ zu sehen, vier Rennen zeigt TF1 im freien Fernsehen, davon den Frankreich-GP in Le Castellet und den GP-Klassiker von Monaco.

In Spanien bleibt die Formel 1 im Bezahlfernsehen bei Movistar+.

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