Christian Horner: Ricciardo bleibt, Mercedes geht
Daniel Ricciardo ist die heisseste Formel-1-Aktie: Wer im China-GP nicht erkannt hat, welch hervorragender Rennfahrer der Australier ist, sollte einen Termin beim Augenarzt verabreden. Ricciardo muss in dieser Form für die Top-Teams Mercedes und Ferrari ein Thema sein. Denn Ricciardo zeigt genau, was den beiden Finnen Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen in Abrede gestellt wird – Killerinstinkt. Wie sich Ricciardo an seinen Gegnern vorbeiarbeitete, das war grosses Kino. Gewiss, der 28-Jährige profitierte dabei von seinen frischeren Reifen. Aber von selber fährt sich der Red Bull Racing-Renner auch nicht.
RBR-Teamchef Christian Horner staunt mit der Fachwelt: Mercedes hat nun drei Mal in Folge nicht gewonnen, das hat es in der neuen Turbo-Ära der Formel 1 noch nicht gegeben. Lewis Hamilton fuhr ein unauffälliges Rennen, Bottas war dieses Mal der stärkere Mercedes-Fahrer. Christian Horner sagt: «In diesem Sport ist es immer so gewesen – wenn du viele Rennen gewinnst, dann wird das mit der Zeit immer schwieriger. Der Sport ist zyklisch, immer wieder hat ein bestimmter Rennstall die Nase vorn, für eine gewisse Zeit, dann wird er eingeholt und überholt.»
Horner hält es für möglich, dass die Ära Mercedes (vier WM-Titel in Folge seit 2014) zu Ende geht. Was er nicht wahrhaben will: Dass die Ära Ricciardo bei Red Bull Racing zu Ende gehen könnte. Daniel ist für 2019 ohne Vertrag, und Horner möchte das ändern.
«Ich sehe einen Daniel Ricciardo, der glücklich ist. Wenn wir ihm ein Auto geben, mit dem er Rennen gewinnen kann, warum sollte er dann woanders hingehen? Er hat sich zu einem abgerundeten Racer entwickelt. Er hat den Speed und auch die Erfahrung, die beste Kombination.»
«Daniel hatte keinen einfachen Saisonbeginn. Die Strafe in Australien, ein Batterieproblem führte zum Ausfall in Bahrain, dann ein Turboschaden im dritten freien Training von China. Der Sieg in Shanghai gibt ihm viel Vertrauen zurück. Er selber ist in exzellenter Verfassung. Ich halte ihn für den besten Angreifer der Formel 1, er schätzt Lücken makellos ab, und wie er bei seinen Attacken von ganz weit hinten dennoch rechtzeitig für eine Kurve bremst und auch um sie herumkommt, das ist eine Schau.»
Daniel Ricciardo gehört seit zehn Jahren zum Red-Bull-Förderprogramm, damals befand sich der Australier auf dem Weg zum Titel in der Formel Renault 2.0. Red Bull. Ricciardo wurde 2011 zu HRT (Hispania Racing Team) in die Formel-1-Lehre geschickt, bestritt dann zwei Saisons bei Toro Rosso (2012 und 2013), für 2014 holte ihn Red-Bull-Rennchef Dr. Helmut Marko zu Red Bull Racing, wo Daniel den vierfachen Weltmeister Sebastian Vettel hinter sich liess und WM-Dritter wurde. 2016 wurde Daniel erneut WM-Dritter.