Charles Leclerc zu Ferrari 2019: «Geredet wird viel»
Unter den Augen von Sebastian Vettel: Charles Leclerc am Red Bull Ring
Charles Leclerc ist ein Name, den wir uns schon vor Jahren fett unterstrichen haben. Der Monegasse strebt mit Siebenmeilenstiefel-Schritten einem Platz bei Ferrari entgegen: GP3-Meister 2016, Formel-2-Champion 2017, 2018 im Sauber in den vergangenen fünf Rennen vier Mal in den Punkten. Einige italienische Insider sind davon überzeugt: Leclerc sitzt 2019 statt Kimi Räikkönen im zweiten Ferrari neben Sebastian Vettel. Aber was sagt Charles dazu selber? Fühlt er sich für solch einen Schritt bereit?
Leclerc meint im Fahrerlager des Red Bull Rings: «Schwierige Frage. Es kommt mir vor wie vor einem Jahr, als ich noch Formel-2-Rennen fuhr und ständig gefragt wurde, ob ich mich für die Formel 1 bereit fühle. Das weisst du erst, wenn du dort bist. Was ich sagen kann: Ich versuche, aus jedem Rennen das Beste zu machen. Und ich will jede Gelegenheit ergreifen, wenn sich eine bietet.»
Die feine Serie von Leclerc: Sechster in Baku, Zehnter in Barcelona, Zehnter in Montreal, Zehnter in Le Castellet. Leclerc: «Das zeigt, dass wir auf gutem Weg sind.» Charles schmunzelt: «Ich hatte mit unserem Teamchef Fred Vasseur eine Wette laufen, dass er ins Hafenbecken von Monte Carlo hüpfen muss, wenn ich es im Abschlusstraining unter die schnellsten Zehn schaffe. Wir haben ihn dann nicht gezwungen. (Beginnt zu lachen.) Wir wollten nicht, dass er untergeht.»
«Ich bin sehr zufrieden damit, wie die Saison läuft. In Baku haben wir es das erste Mal geschafft, alle Puzzle-Teilchen ans richtige Ort zu legen. Es war wie ein Traum. In den letzten Rennen ist fast alles wie am Schnürchen gelaufen. Die Gefahr dabei: Du darfst nicht erwarten, dass dies ewig so weitergeht. Es werden auch wieder schwierige Momente kommen. Hier in Österreich müssen wir versuchen, das gute Ergebnis von Le Castellet zu wiederholen. Auf dem Papier ist der Red Bull Ring eine Strecke, die zu unserem Auto passen sollte.»
Von den ganzen Gerüchten um Ferrari lässt sich Charles Leclerc nicht irremachen: «Es ist wichtig, dass du mit beiden Füssen auf dem Boden bleibst. Ich bin kein Typ, der schnell abhebt. Ich glaube nicht, dass mir Erfolg zu Kopf steigt. Ich achte sehr darauf, geerdet zu bleiben. Aber ich glaube, das kommt bei mir von selber. Kein Manager muss mich daran erinnern.»
Was hebt einen herausragenden Piloten von einem guten Fahrer ab? Charles: «Du musst schuften. Ich glaube, die herausragenden Fahrer sind dazu bereit, sich mehr in die Arbeit reinzuknien als andere. Nur 20 Männer auf der Welt fahren Formel 1. Um sich da hervorzuheben, musst du dein Auto durch und durch verstehen. Du musst begreifen, was du als Fahrer benötigst, um schnell zu sein. Und du musst das den Ingenieuren mitteilen können.»
«Seit Februar habe ich am meisten dazu gelernt, wie ich den Wagen ausbalancieren muss, um mich am besten einzubringen. Das ist einer der Gründe, warum uns Fortschritte gelungen sind. Wir haben einen Top-Motor. Wir haben üppig Abtrieb. Wir sind auf einem guten Weg.»
Als Leclerc jünger war, sagte er: «Mein Traum besteht darin, ein Formel-1-Fahrer zu werden.» Das hat der Monegasse abgehakt. Sein neues Ziel beschreibt er so: «Ich will Formel-1-Weltmeister werden.»