Sebastian Vettel (Ferrari): Keine Pause zum Grübeln
Sebastian Vettel in Ungarn
In Hockenheim war Sebastian Vettel scheinbar auf dem Weg zu einem sicheren Sieg. Der Fahrfehler hat alles zunichtegemacht. Auf dem Hungaroring hat der Ferrari-Star im zweiten freien Training Bestzeit gefahren. Aber das ist wenig wert. «Ich kann zum Kräfteverhältnis noch nicht viel sagen», meint der 51fache GP-Sieger nach den zweiten 90 Trainingsminuten. «Es wird eng. Red Bull Racing ist stärker als an den früheren Freitagen. Aber es ist oft schwer einzuschätzen, wo man steht. Ich bin froh, sitze ich wieder im Auto und kann weitermachen. Wir liegen in der WM ein weiteres Mal hinten, aber klar hoffen wir, dass wir den Spiess wie zuvor umdrehen können. Ich kann nicht ausblenden, was passiert ist, aber ich kann es auch nicht ändern. Zum Glück folgt gleich der nächste Einsatz, da ist noch keine Sommerpause zum Grübeln.»
Nicht Ausblenden lässt sich auch der Verlust von Firmenchef Sergio Marchionne. Vettel: «Es ist das Beste, wieder an die Arbeit zu gehen. Es ist nicht leicht für alle im Team. Aber es ist wichtig, dass man sich jetzt auf seine Aufgabe konzentrieren kann.»
Vettel mit einem Blick auf die kommenden Tage: «Quali und Start werden ganz elementar, weil Überholen hier kaum möglich ist. Mit dem Wagen war ich am Nachmittag zufriedener als am Morgen. Auf eine schnelle Runde fühlt sich der Wagen schon recht gut an.»
Martin Brundle hat sich das Geschehen im zweiten freien Ungarn-Training entlang der Bahn angeschaut. Dem 158fachen GP-Teilnehmer ist aufgefallen: «Wenn das Auto von Red Bull Racing durch eine Passage zischt wie die Schikane, dann denkst du – wow! Diesen Gedanken hast du beim Ferrari nicht, aber das Auto ist über eine Runde heute Nachmittag schneller gewesen. Der Ferrari ist ein prima Allrounder, der auf dieser Bahn überall überdurchschnittlich gut ist und auch auf jedem anderen Pistentyp funktioniert. Ein Auto, das hingegen bis jetzt nicht gut läuft, ist der Mercedes – Hamilton und Bottas haben Mühe damit, die Leistung auf den Boden zu bringen. Die Fahrer müssen richtig mit dem Auto kämpfen.»
Sportwagen-Weltmeister Brundle weiter: «Wir dürfen auch nicht vergessen – Ferrari fährt am Freitag immer mit gedrosselter Leistung. Erst am Samstag kommt da Volldampf. Ferrari kann sich hier nur selber schlagen.»
Nochmals Sebastian Vettel: «Ich bin ziemlich lange auf den ultraweichen Pirelli gefahren, um zu sehen, wie das läuft. Ich schätze, wir haben da einige Antworten erhalten. Ich erwarte an der Spitze einen Dreikampf, Red Bull Racing ist sehr gut positioniert.»
Der dreifache GP-Sieger Johnny Herbert weiss: «Es ist davon auszugehen, dass es wieder heiss wird am kommenden Sonntag. Da brauchst du einen Wagen, der so gut ausbalanciert ist wie jener von Ferrari oder Red Bull Racing, denn diese Chassis fressen die Reifen nicht auf. Mercedes wird eine lange Nacht vor sich haben, um Mittel und Wege zu finden, eine bessere Abstimmung zu finden.»