Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Ross Brawn: «Müssen über Qualifying nachdenken»

Von Rob La Salle
Ross Brawn

Ross Brawn

F1-Sportchef Ross Brawn will die Strafen-Flut in der Formel 1 verringern und das Abschlusstraining interessanter gestalten. «Die Regeln müssen verständlich sein und die bestmögliche Show produzieren», fordert er.

Die Formel-1-Fans erlebten beim jüngsten Qualifying in Sotschi ein denkbar langweiliges Q2: Von den 15 Piloten, die um den Einzug ins Top-10-Stechen für die Startaufstellung zum Russland-GP hätten kämpfen sollen, verzichteten gleich fünf auf eine Zeitenjagd. Dies, weil sie durch diverse Strafen ohnehin eine Rückversetzung hinnehmen mussten. Damit war lange vor dem Ende des zweiten Segments klar, wer am Ende um die Top-10-Startplätze kämpfen würde.

Das sorgte nicht nur bei manch TV-Zuschauer für Ärger, auch im Fahrerlager wurden viele kritische Stimmen laut. Zu jenen, die sich über die Strafenflut in der Königsklasse ausliessen, gehört auch Ross Brawn. Der frühere Technikchef von Ferrari und Mercedes, der sich mittlerweile um die sportliche und technische Entwicklung der Formel 1 kümmert, betont: «In Sotschi rückte wieder einmal das Thema Strafen in den Mittelpunkt. Es wurden derart viele Strafversetzungen verhängt, dass schliesslich entschieden wurde, eine Pressemitteilung zu veröffentlichen, in der erklärt wurde, wie die Startaufstellung zum 16. WM-Lauf letztlich zustande gekommen ist.»

Kein Wunder, schliesslich wurden gleich sieben Fahrer wegen des Überschreitens des Motoren-Kontingents oder eines ungeplanten Getriebe-Wechsels ans Ende des Feldes verbannt. Der sonst so coole Brite fordert deshalb nachdrücklich: «Ich denke, alle Beteiligten müssen darüber nachdenken, ob nicht eine bessere Lösung für das Überschreiten des Motoren-Kontingents und der ungeplanten Getriebe-Wechsel gefunden werden kann, welche die Fahrer nicht bestraft und die Show nicht beeinträchtigt.»

Brawn weiss: «Es ist definitiv nicht hilfreich, wenn fünf der fünfzehn Q2-Teilnehmer keine gezeitete Runde fahren, da es wegen der Strafversetzungen keinen Sinn macht – wie etwa beim Red Bull Racing-Duo oder Toro Rosso-Pilot Pierre Gasly.» Er ist überzeugt: «In diesem Fall ist es besser, wenn man die sechste Startreihe anstrebt, wie das etwa die Renault-Piloten gemacht haben.»

Und der 63-Jährige schimpft: «Es ist auch alles andere als gut für die Show, wenn Fahrer einige Meter vor dem Kreuzen der Start-Ziel-Linie sichtlich abbremsen, um keine Rundenzeit aufzustellen, die ihnen die Q3-Teilnahme garantiert, weil sie nicht auf den gebrauchten Reifen ins Rennens steigen wollen, mit denen sie ihren schnellsten Q2-Versuch unternommen haben.»

«Diejenigen von uns, die der Meinung sind, dass die Fans das grösste Kapital der Formel 1sind, müssen sich die Regeln ansehen, denn diese müssen verständlich sein und die bestmögliche Show produzieren», fordert Brawn, der auch vor einer Anpassung des Qualifying-Formats nicht zurückschreckt.

Dieses habe sich zwar – abgesehen von dem erfolglosen 2016-Experiment – mittlerweile bewährt. «Dennoch heisst das nicht automatisch, dass wir nicht nach Möglichkeiten suchen sollten, das Abschlusstraining noch besser zu gestalten», warnt der Ingenieur, der sich im Namen der Formel-1-Mehrheitseigner von Liberty Media auch um die technische Entwicklung des Sports kümmert.

Positives Beispiel sei etwa die jüngste Diskussion der Strategiegruppe, das Abschlusstraining künftig in vier statt wie bisher drei Schritten zu absolvieren. «Wir konnten zwar keine Einigung für die Einführung im nächsten Jahr erzielen», bedauert Brawn. «Aber die Diskussion wurde nun angeregt und nun müssen wir sicherstellen, dass diese auch weitergeführt wird.»

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