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Maurizio Arrivabene: «F1-Gegner heisst PlayStation»

Von Mathias Brunner
​Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene spürt Unbehagen: Er will nicht, dass die Formel 1 von Standardisierung durchsetzt wird. Und er ist der Ansicht: «Der echte Gegner der Formel 1 heisst PlayStation.»

Das Weihnachtsessen bei Ferrari 2017 gab vor, was Ferrari von einer schleichenden Vereinheitlichung in der Formel 1 hält. Der damalige Firmenchef Sergio Marchionne zündete beim Weihnachts-Mittagessen von Ferrari kein Kerzchen an, sondern gleich den ganzen Baum: Er las seinem Rennstall die Leviten («Rang 2 ist kein schönes Ergebnis»), er machte seinen Stars Vettel und Räikkönen Beine, und erst recht in Fahrt kam der charismatische Manager beim Thema Reglement.

Der Fiat/Chrysler-Konzernchef sagte: «In einer idealen Welt würde ich mir die Formel 1 so vorstellen – wir haben einen Satz Reifen und die Vorgaben beim Motor, und alles Andere würde ich freigeben.» Das ist ungefähr das Gegenteil davon, was Ross Brawn anstrebt, der als Sportchef für «Formula One Management» die Weichen in Sachen Technik stellt. Der Engländer will vielmehr gewisse Teile standardisieren, um die ausurfernden Kosten im GP-Sport in den Griff zu bekommen.

Marchionne weiter: «Wenn wir heute einen Bereich um einen Millimeter zu breit gestalten, dann gibt’s was auf die Ohren. So ist es doch unmöglich, ein kreatives Auto herzustellen! Am liebsten wäre mir, wir würden die ganzen Regeln aus dem Fenster werfen. Ich würde alles komplett freigeben, dann würden wir sehen, wozu die Techniker fähig wären. DAS wäre eine Herausforderung.»

«Aber nein, stattdessen haben wir Vorschläge, welche dazu führen, dass alle Fahrzeuge früher oder später gleich aussehen. Am Ende unterscheiden sie sich nur noch durch die Farbe. Wenn das die Formel 1 der Zukunft sein soll, dann ist Ferrari innerhalb von drei Sekunden raus.»

Im vergangenen Juli haben wir Marchionne verloren: Der Fiat-Sanierer verstarb in Zürich nach schwerer Krankheit. Das Unbehagen in Maranello gegenüber der Standardisierung im GP-Sport ist geblieben, wie Teamchef Maurizio Arrivabene in Austin betont.

Arrivabene sagt: «Kosten herunterzufahren, dagegen lässt sich nichts einwenden. Wenn das aber heisst, dass die Formel 1 gleichgeschaltet wird, dann ist das nichts für uns. Rennställe künstlich auf das gleiche Niveau zu zwingen, das entspricht nicht dem Geiste der Hersteller. Um das Interesse an unserem Sport zu erhöhen, müssen wir die Fehler der Vergangenheit analysieren. Ein Kostendeckel ist kein Allheilmittel.»

«Für mich ist die Antwort wichtiger auf die Frage: Wieso haben wir ein Publikum, das immer älter wird? Wenn wir es nicht schaffen, wieder jüngere Fans zu faszinieren, haben wir ein echtes Problem. Die Formel 1 hat es versäumt, ans Publikum zu denken, und so wurden die Fans immer älter.»

«Der echte Gegner der Formel 1 heisst PlayStation. Wir müssen uns überlegen, wie wir die PlayStation-Generation für den GP-Sport gewinnen können. Dazu brauchen wir ein interessanteres Produkt. Wir müssen über den Tellerrand des Sports hinausblicken und uns in der Unterhaltungsindustrie umschauen. Und wir müssen uns fragen, wieso andere Sportarten, ich unterstreiche hier den Fussball, die Massen in ihren Bann ziehen und wir uns teilweise so schwertun.»

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