Gene Haas: «Wir fahren hier in der Formel 1,5»
Australien 2016 war der erste Grand Prix des US-amerikanischen Haas-Rennstalls. Rund zweieinhalb Jahre später kämpft der Rennstall des Werkzeugmaschinenherstellers Gene Haas mit Renault um Rang 4 im Konstrukteurs-Pokal – Hut ab! Der erfolgreiche Unternehmer hatte einst den Schritt in den GP-Sport gewagt, um weltweit für seine Produkte zu werben. Ist diese Botschaft angekommen? Haas schmunzelt: «Der Name Haas ist bekannter geworden, am meisten kann ich das in Übersee feststellen. Ich war vor kurzem in Tunesien, und nachdem ich aus dem Flieger gestiegen war, sagt ein Passant zu mit: „Sie arbeiten in der Formel 1, nicht wahr?“ Ich fand das bemerkenswert für Nordafrika. Die Marke wird erkannt, auch wenn ich nicht behaupten könnte, dass alle Menschen wissen, was wir genau machen.»
Das Fernziel von Gene Haas: einen Formel-1-WM-Lauf gewinnen. Das letzte US-amerikanische Team, dem das gelungen ist, das waren die American Eagles von Dan Gurney, aber dazu müssen wir schon nach Belgien 1967 zurückblättern! Gene Haas weiss: So lange es in der Formel 1 nicht den Ausgleichsfaktor Budgetdeckel gibt, wird es kaum möglich sein, die Bastion der besten drei Rennställe zu knacken – Mercedes, Ferrari und Red Bull Racing.
Haas spottet: «Manchmal geht mir durch den Kopf, dass wir eigentlich gar nicht in der Formel 1 antreten, sondern eher in der Formel 1,5. Wenn wir die WM 2018 als Vierter abschliessen, wäre das für mich wie ein Sieg. Es gibt Rennen, da sehe ich den Speed der besten drei Rennställe und denke: „Wow! Wie können wir um so viel langsamer sein? Was machen wir falsch?“»
«Dann rede ich mit unserem leitenden Ingenieur Ayao Komatsu, und er sagt mir: Eine halbe Sekunde beim Gebrauch der Reifen, eine halbe Sekunde beim Chassis, eine halbe Sekunde bei der Aerodynamik, und schon hast du diesen Rückstand beisammen. Aus heutiger Sicht weiss ich nicht, wie wir 1,5 Sekunden auf ein Top-Team aufholen wollen.»
«Ob ein Budgetdeckel hilft? Vielleicht dann, wenn die Top-Teams nicht mehr so viel in Forschung und Entwicklung stecken können. Wenn sich bei uns ein Spezialist um eine gewisse Aufgabe kümmert, dann tun das bei einem Top-Team fünf Leute. Ich persönlich finde es verwirrend, wenn sich fünf Menschen auf den gleichen Job stürzen, aber das scheint zu funktionieren. Aber letztlich ist es so: Im ganzen System Formel 1 stimmt etwas nicht, wenn wir eine solche Zweiklassengesellschaft haben.»