Sergio Pérez zu Fernando Alonso: «Das ist doch krank»
Fernando Alonso und Sergio Pérez
Am 25. November startet Fernando Alonso zum Grossen Preis von Abu Dhabi, und in aller Wahrscheinlichkeit wird das der letzte Formel-1-WM-Lauf des 32fachen GP-Siegers sein. Alonso hat sich zwar die Tür offengehalten, um 2020 eventuell wieder im GP-Boliden zu sitzen, aber der Sport ist gnadenlos. Ich weiss noch, als Michael Schumacher sein (erstes) Karrieren-Ende bei Ferrari verkündete, da ging das Geschrei los, wie sehr Schumi dem Sport fehlen würde. Und was passierte Anfang 2007 im Fahrerlager von Melbourne? Kein Mensch redete von Schumacher. Die Formel 1 vergisst schnell.
Der Mexikaner Sergio Pérez sieht das Formel-1-Aus für Fernando Alonso mit einer gehörigen Portion Bitterkeit. «Es ist jammerschade, dass wir ihn verlieren», sagt der 28-Jährige über den Weltmeister von 2005 und 2006. Pérez weiter: «Das zeigt, wie krank die Formel 1 ist. Wir haben einen der besten Rennfahrer der Welt, und er quält sich im Mittelfeld herum, um Wochenende für Wochenende ein paar Pünktchen zusammenzukratzen. Würden wir ihn in ein anderes Auto setzen, dann könnte er um Siege kämpfen und nochmals Weltmeister werden. Das ist unsere Formel 1. Und wir sitzen alle in diesem Boot.»
Der zweimalige WM-Siebte Pérez weiter: «Alonso hatte das Glück, dass er in seiner Karriere auch gute Autos fahren konnte. Er hat viele Rennen und zwei Titel gewonnen. Das hat er aufgrund seiner Gabe auch mehr als verdient. Ich wünsche ihm für die Zukunft alles Gute. Ob er zurückkommt? Wer weiss das schon.»
Alonso selber hat zu seinem Formel-1-Abschied gesagt: «Was auf der Rennstrecke passiert, das ist nicht jene Formel 1, wegen der ich Rennfahrer werden wollte. Ich höre mit der Formel 1 auf, weil wir meiner Meinung nach eine schwache Show zeigen. Wir reden doch mehr darüber, was neben als auf der Piste passiert. Wir reden über Polemik. Wir reden über Funksprüche. Wir reden über all solche Dinge, und das ist für mich ein schlechtes Zeichen. Die Formel 1 zeigt keine gute Action auf der Bahn. Ich vermute, ich finde mehr Freude in einer anderen Rennserie.»
«Es gab Jahre, von welchen ich ahnte, dass ich wohl nicht viele Rennen gewinnen würde – 2003, 2004, 2008 und 2009 und auch 2011. Und doch blieb immer ein Element der Unwägbarkeit. Das gibt es heute nicht mehr. Wir könnten jetzt schon festlegen, wie die Rennen in Spa oder Monza verlaufen werden. Wir können die ersten 15 Positionen niederschreiben, vielleicht mit einigen wenigen Platzverschiebungen. Ich finde es schwer zu akzeptieren, wie vorhersehbar das alles geworden ist.»
«Wir gehen nach Barcelona, und nach dem ersten Wintertesttag ist klar, wie deine Saison verlaufen wird. Das ist kaum verdaulich. Ich kann immerhin sagen: Ich habe mehr erreichen dürfen, als ich mir je vorstellen konnte. Für andere Fahrer muss das noch schwieriger sein. Sie müssen darauf hoffen, dass ihrem Rennstall ein unfassbarer Schitt nach vorne gelingt oder das richtige Team anruft. Wenn sich die Dinge nicht ändern, wird die Formel 1 für ehrgeizige Fahrer ein hartes Pflaster.»
Nochmals Sergio Pérez: «Fernando Alonso ist ein grosser Fahrer und ein echter Typ. Er liebt den Rennsport bis in die letzte Faser seines Körpers. Ich habe grossen Respekt davor, was er erreicht hat und was er noch alles machen will. Die Formel 1 sollte einen solchen Fahrer nicht verlieren.»