Alain Prost, verpasst Renault das Saisonziel 2019?
Mercedes ist mit drei Doppelsiegen besser als je zuvor in der Turbo-Ära in eine neue Saison gegangen. Der einzige Makel am Tafelsilber: Von drei möglichen Zusatzpunkten für die beste Rennrunde haben die Dauer-Weltmeister nur einen geholt (mit Valtteri Bottas in Australien). Ansonsten ist die Überlegenheit gemessen an der Punktebeute grösser denn je. Gucken wir uns das mal im Detail an.
2014 konnte Mercedes nach drei Rennen 111 Punkte vorweisen (vor Force India mit 44 und McLaren mit 43). 2015 waren es 119 (vor Ferrari mit 79 und Williams mit 48). 2016 kam Mercedes auf 114 Zähler (vor Ferrari mit 61 und Red Bull Racing mit 57). 2017 führte nach drei Rennen Ferrari mit 102 Punkten (vor Mercedes mit 99 und Red Bull Racing mit 47). 2018 war fast Gleichstand – Mercedes gegen Ferrari 85:84, dahinter Red Bull Racing mit 55. Und dann das: 2019 führt Mercedes die Markenwertung mit satten 130 Punkten an, dahinter folgen Ferrari (73) und Red Bull Racing (52).
Doch Ferrari ist nicht der einzige Rennstall, der mit dieser Zwischenbilanz unzufrieden sein muss. Wie wir uns erinnern, sollte die Saison 2019 jenes Jahr sein, in dem Renault der Spitze noch näher rückt und anfängt, den Top-Teams ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Davon kann bislang keine Rede sein. Renault kann nur 12 Punkte vorweisen, gleich viele wie Alfa Romeo-Sauber. Dahinter folgen Haas und McLaren (mit je 8), Racing Point (7), Toro Rosso (4) und das punkte- und hoffnungslose Williams.
Renault hat von sechs möglichen Fahrten unter die Top-Ten nur zwei Punktefahrten zustande gebracht, mit Nico Hülkenberg auf Rang 7 in Australien und mit Daniel Ricciardo auf Platz 7 in Shanghai. Das ist zu wenig, und das weiss auch Renault-Sonderberater Alain Prost.
Beim 1000. Formel-1-WM-Lauf erhielt der vierfache Weltmeister die Ehre, die Zielflagge zu zeigen. Aber so richtig Freude hatte der inzwischen 64jährige Franzose nicht. Die Frage muss erlaubt sein: Kann Renault sein ehrgeiziges Saisonziel überhaupt noch schaffen?
Prost sagt bei den Kollegen von Canal+: «Wir erzählen immer ein wenig das Gleiche, aber die heutige Situation beweist einfach, dass das moderne Reglement nicht eben genial ist. Wir sehen das, alle beklagen sich ein wenig, aber gut, es gibt offenbar Leute, die eine unfassbar gute Arbeit machen. Im Winter glaubten wir schon, Mercedes würde ein wenig schwächeln, und dann zeigen sie solch einen Auftritt. Aber wenn die das können, müssen alle Anderen das auch können.»
Der 51fache GP-Sieger Prost bezeichnet das Top-Team von Mercedes sogar als «uneinholbar. Wir müssen schon Realisten sein. Unsere Aufgabe besteht darin, sich näher an die Spitze heran zu arbeiten, das gilt für die Leistung im Qualifying wie auch fürs Rennen. Wir müssen entwickeln, entwickln und nochmals entwickeln, aber gleichzeitig müssen wir auch die Standfestigkeit in den Griff bekommen. Ich erwarte noch ein, zwei schwierige Rennen für uns, dann sollte es aufwärts gehen.»
«Wir müssen uns freilich auch dessen bewusst sein, dass diese Top-Teams wahre Maschinen sind, mit erheblich mehr Mitteln und mehr Personal. Also müssen wir einfallsreicher sein. Leider lässt das Reglement wenig Spielraum, um einfallsreicher zu sein. Wir haben ein besseres Auto gebaut als 2018, aber die Anderen haben vielleicht noch vorzüglicher gearbeitet. Wir müssen jetzt einen Zahn zulegen, das weiss hier jeder. Wir haben auch jede Menge an Entwicklungen auf Lager. Sehen wir mal, wie sich das entwickelt. Für den Moment sehe noch keinen Anlass, etwas an unserem Saisonziel zu ändern. Wir sind nicht, wo wir sein wollen, weil wir zu wenig schnell sind; vor allem jedoch deshalb, weil die Zuverlässigkeit zu wünschen übrig lässt.»
«Was die Leistung des Motors angeht, so stehen wir recht gut da. Wir haben mit dem Chassis mehr Arbeit. Zwei oder drei Jahre lang waren wir von der Motorleistung her beschränkt. Dann haben wir einen stattlichen Schritt nach vorne getan, aber wie üblich in solchen Situationen geht das auf Kosten der Standfestigkeit. Da kannst du die Motoren noch so viele Stunden auf den Prüfständen laufen lassen. Es kommt doch immer eine Situation, in welcher du kalt erwischt wirst.»