Sebastian Vettel (Ferrari/4.): «Schuss in den Ofen»
Vettel lässt seinen rechten Vorderreifen verrauchen
Fünf Grands Prix, zehn Möglichkeiten für Ferrari, einen Piloten aufs Siegerpodest zu bringen. Aber geschafft hat das der berühmteste Rennstall der Welt nur drei Mal (Leclerc Dritter in Bahrain, Vettel Dritter in China und Baku). In Barcelona ist Sebastian Vettel Vierter geworden, Charles Leclerc kam auf Rang 5 ins Ziel. Dort gibt Vettel zum Besten: «Vom Speed her waren wir vergleichbar mit Max. Bei der Anfahrt zur ersten Kurve habe ich die Hoffnung gehabt, dass hier vielleicht etwas geht gegen die Mercedes, dann war Valtteri sehr spät auf der Bremse, ich musste aussenrum fahren und verlor den Schwung, Max konnte davon profitieren und vorbeischlüpfen.»
«Ich hatte mir in der ersten Kurve mit dem späten Bremsmanöver eine Bremsplatte eingehandelt. Das erzeugte unheimliche Vibrationen. Der erste Teil des Rennens war ein Schuss in den Ofen. Der Rest des Rennens war okay, aber da waren wir schon zu weit weg.»
«Gewiss sind wir dann durch die Safety-Car-Phase nochmals rangekommen, aber wenn du nur vergleichbar schnell bist, dann reicht das eben nicht. Wir hatten mehr oder weniger den gleichen Speed wie Max Verstappen, also war da nicht viel zu machen.»
Am Funk entstand nach der Bremsplatte eine lebhafte Diskussion. Vettel wollte sich gerne frische Reifen abholen. Dann gab es die Kontroverse, ob und wann der zu diesem Zeitpunkt schnellere Charles Leclerc nach vorne geholt werden sollte. Hätte Ferrari strategisch anders vorgehen müssen? Seb: «Im ersten Teil des Rennens war mein Auto angeschlagen, als Charles dann mehr und mehr Druck machte, war es klar, dass ich ihn vorbeilassen würde, denn sonst wären wir uns gegenseitig auf den Füssen gestanden. Später war mir nicht klar, ob Leclerc und ich auf der gleichen Strategie sind. Als ich vorbeikonnte, war ich deutlich schneller. Letztlich war es egal, denn schneller als Max waren wir nicht. Die Strategie von Charles wurde durch die Safety-Car-Phase verdorben. Ohne Bremsplatte hätte ich das Tempo vielleicht mitgehen können.»
Eine italienische Kollegin will wissen: Vertrödelt Ferrari auf der Piste nicht zu viel Zeit mit Diskussionen, wie eine Strategie im Zusammenspiel der beiden Ferrari gehandhabt werden soll? Vettel fährt eine diplomatische Schleife um das heikle Thema: «So wie sich das Rennen entwickelt hat, haben wir das Maximum herausgeholt. Ich habe mir die Chance auf einen Podestplatz mit dem Verbremser in Kurve 1 selber genommen. Aber ich wollte etwas versuchen. Ich weiss auch, dass ein Grand Prix nicht in der ersten Kurve gewonnen wird, aber gegen Mercedes musst du etwas versuchen.»
«Jedes Mal, wenn wir etwas versuchen, wird später eine Menge darüber geredet, was auch nicht hilft. Wir arbeiten so gut zusammen, wie es geht. Das heute war okay.»
Muss Ferrari das Thema WM-Titel in den Hintergrund schieben und ein Rennen ums andere nehmen? Vettel: «Das ist eigentlich, was wir bisher schon machen. Zu so einem frühen Zeitpunkt der WM ist es sinnlos, vom Titel zu reden. Aber eines ist schon klar – wir wollten schneller sein. Wir haben hier einen Schritt nach vorne getan, aber dieser Schritt ist eben nicht gross genug.»
Fühlt sich Vettel frustriert? «Nein, wir dürfen ja nicht vergessen, dass wir etwas machen, das wir lieben, und dass wir hier für ein fabelhaftes Team fahren. Wir müssen zulegen und haben einige Vorstellungen, was wir in den kommenden Wochen alles unternehmen wollen, um den Wagen schneller zu machen. Ich verstehe, wenn die Tifosi enttäuscht sind, wir sind es ja auch. Wir müssen konzentriert bleiben und unseren Job machen, dann kommen bessere Resultat. Es ist einfach eine Frage der Zeit. Unsere Gegner arbeiten sehr gut, das muss man auch respektieren.»
Welche Hoffnung kann Vettel den Ferrari-Fans schenken? «Wir haben in der Vergangenheit bewiesen, dass wir das beste Auto bauen können. Genau das wollen wir erneut machen.»
Was ist von Ferrari in Monaco zu erwarten? Seb: «Wir verlieren Zeit in langsamen Kurven, Monte Carlo besteht fast nur aus langsamen Kurven. Aber auf der anderen Seite kann ich vielleicht auch als Fahrer einen Unterschied machen.»