Afrika-GP: Kyalami (Südafrika)? Marrakesch (Marokko)?
Seit Jahren wird daran gearbeitet, dass die Formel 1 nach Afrika zurückkehrt. Grand-Prix-Rennen gab es auf dem schwarzen Kontinent schon in den 30er Jahren mit den legendären Silberpfeilen von Mercedes und der Auto-Union, auf dem sündhaft schnellen Mellaha-Kurs von Tripolis. Die grandiose Atmosphäre dort wurde in einem ebenso grandiosen Buch festgehalten. 1958 rückte die Formel 1 nach Casablanca aus, der Lauf war sogar das WM-Finale, es blieb aber bei einem Rennen. Später wurde der GP-Tross Stammgast in Südafrika: Drei Mal wurde in East London gefahren (1962, 1963 und 1965), dann 20 Mal ausserhalb von Johannesburg, in Kyalami (1967–1980, 1982–1985 sowie 1992/1993).
Es hat einige Versuche gegeben, die Formel 1 nach Kapstadt zu locken, leider ist aus der Finanzierung nie etwas geworden. In jüngerer Vergangenheit haben sich Vertreter der marokkanischen Stadt Marrakesch bei der Formel-1-Führung gemeldet. Dort fand von 2009 bis 2017 ein Lauf zur Tourenwagen-WM statt, die Formel E ist dort seit 2016 zu Gast.
Formel-1-Geschäftsleiter Sean Bratches: «Unser Sport ist auf fünf Kontinenten zuhause, der einzige bewohnbare, der uns noch fehlt, das ist Afrika. Wir hatten sehr produktive Gespräche in Südafrika, eher losere Kontakte zu Marokko. In Sachen Rückkehr der Formel 1 nach Afrika sind wir am Ball, das ist uns wirklich wichtig.»
Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters meint der in Berlin geborene US-Amerikaner weiter: «Wir sind ein globaler Sport. Und Afrika ist ein Markt, wo wir uns gerne zeigen würden. Kyalami hat eine grosse Traition. Porsche-Händler Toby Venter hat die Strecke erworben und Fahrerlager sowie die Boxen saniert.»
«Mit der Situation in Marrakesch bin ich etwas weniger vertraut, meines Wissens handelt es sich um eine Rennstrecke, die keine Grade-One-Homologation besitzt, welche für einen Formel-1-WM-Lauf notwendig ist. Aber das Interesse in Marokko ist da.»
«An den meisten Orten, wo wir gastieren, sind die Rennen Wirtschaftsmotoren für Länder, Staaten, Städte, Fürstentümer und Gemeinden. Die grosse Mehrheit unserer WM-Läufe wird durch öffentliche Gelder gestützt, weil das so am besten funktioniert. Die Formel 1 ist an diesen Orten ein helles Licht, wir bringen einen direkten, wirtschaftlichen Nutzen.»
Auf die Frage, wie schnell ein Grosser Preis in Afrika realistisch sei, meint Bratches: «Wir zielen auf eine kurzfristige Lösung.»