Formel 1: Abschied in der Unterhose

Neues Rätsel Racing-Raritäten: Verrauchte Chance

Von Mathias Brunner
​​​​​​​​​Unser neues Rätsel «Racing-Raritäten» zeigt: Mit Helm und Fahrzeugfarbe mal ein wenig blaumachen, muss nicht unbedingt Freude erzeugen. Wer ist hier am Lenkrad? Wo und wann entstand das Bild?

Vorwiegend aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.

Die richtige Lösung vom letzten Mal: Der Japaner Satoshi Motoyama bewegt im Freitagtraining zum Grossen Preis von Japan 2003 in Suzuka einen Jordan EJ13. Der heute 48 Jahre alte Motoyama war ein wandelnder Widerspruch: Er ist einer der erfolgreichsten Piloten Japans, mit vier Formel-Nippon-Titeln und drei Meistertiteln in der Super GT. Und doch kam in Sachen Formel 1 nicht mehr heraus als obiger Freitageinsatz im Gelb von Eddie Jordan und einige Monate später ein Test mit Renault. Was ist hier schiefgelaufen? Rennwagen-Designer Ricardo Divila, der in der Formel 1 und in Japan gearbeitet hat, ist der Ansicht: «Motoyama war auf allen japanischen Rennstrecken bärenstark. Aber er wirkte ausserhalb des Landes ein wenig verloren. Er brauchte ein gewisses Umfeld, um sich entfalten zu können.»

Der in Tokio geborene Motoyama begann seine Karriere als 13-Jähriger im Go-Kart. Sein Aufstieg verlief zäh – in der Formel 3 wurde er zu einem Teilzeitrennfahrer, weil er nicht genug Sponsoren finden konnte. Aber 1995 wurde er Gesamtzweiter hinter Pedro de la Rosa.

1996 debütierte Motoyama in der Top-Kategorie des japanischen Einsitzersports, in der Formel Nippon, dies im Team des früheren GP-Piloten Aguri Suzuki. Ab 1998 startete er so richtig durch – Meister 1998, 2001, 2003 und 2005. Darüber hinaus gewann er die Meistertitel der Super GT 2003, 2004 und 2008.

In seiner erfolgreichsten Phase versuchte Satoshi, einen Fuss in die Tür zur Formel 1 zu erhalten. Doch abgesehen von den Einsätzen bei Jordan und Renault wurde nichts aus einem Vollzeit-Engagement, weil die Finanzierung scheiterte und weil die Teamchefs nicht überzeugt waren, dass sich Motoyama ohne Erfahrung ausserhalb von Japan durchsetzen würde.

Mit Nissan (1998 und 1999), Highcroft Racing (DeltaWing-Nissan 2012) und erneut Nissan (ZEOD 2014) war Motoyama in Le Mans unterwegs, Rang 10 1998 war der beste Schlussrang.

Mit insgesamt 27 Formel-Nippon-Siegen ist Motoyama der zweiterfolgreichste Pilot Japans hinter dem legendären Kazuyoshi Hoshino (39 Siege). Mit 16 Siegen in der Super GT hält er Rang 3 in der Bestenliste (hinter Tsugio Matsuda und Yuji Tachikawa).

Am 9. Februar 2019 hat Satoshi Motoyama seinen Rücktritt als Rennfahrer verkündet. Am gleichen Tag begann er seine Arbeit als Sonderberater des Sportwagenprogramms von Nissan (Nismo).

Zum neuen Rätsel ein kleiner Tipp: Mehrheitlich blaues Auto, blauer Helm, schönes Wetter, ein prima Tag zum Blaumachen also. Leider löste sich der Formel-1-Traum dieses Piloten in Rauch auf, und das ist durchaus doppelsinnig gemeint.

Wer ist hier zu sehen?

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