Mercedes gibt zu: Lewis Hamilton-Strategie falsch
Lewis Hamilton mit Andrew Shovlin
Es gibt Rennen, da erleben wir nicht den überragenden Lewis Hamilton, sondern den Zweifler und Quengler. Immer wieder meldete sich im WM-Lauf von Suzuka der Engländer am Funk und hinterfragte die Reifenstrategie von Mercedes. Dem Briten wollte partout nicht in den Kopf, wie er so viel Zeit auf Leader Valtteri Bottas einbüssen konnte. Vom Kommandostand kam eher kühl zurück: «Weil der Reifenverschleiss an deinem Wagen höher gewesen ist und du im Verkehr mehr Zeit verloren hast.» Aber so einfach ist das nicht.
Andrew Shovlin ist der leitende Ingenieur an der Strecke. Im Rahmen der Nachbesprechung des Japan-GP müssen die Weltmeister gestehen – die Strategie bei Hamilton war nicht ideal. Noch während des Rennens beklagte sich Lewis darüber, dass er zu wenig Informationen habe, man müsse ihm deutlicher sagen, welchen Rhythmus er sich erlauben könne, um die Rennstrategie optimal umzusetzen.
Shovlin meint: «Wenn wir uns das in Ruhe betrachten, dann müssen wir gestehen – wir hätten Lewis früher hereinholen müssen, um Sebastian Vettel zu unterschneiden. Wir wären bei einer Zweistopptaktik geblieben, aber wir hätten auf diese Weise vor Vettel auf der Bahn liegen können.» Wie Vettel später seinen zweiten Rang verteidigen konnte, das beweist, wie wichtig die Position auf der Piste gewesen ist.
Shovlin weiter: «Also wieso haben wir das nicht getan? Antwort: Wir wollten in Sachen Reifenverschleiss einen anderen Weg gehen als Vettel. Lewis lag zwar hinter Sebastian, aber er hatte frischere Reifen. Wir wissen anhand unserer Rechenmodelle, wie sich der Reifenabbau auf die Rundenzeiten auswirkt. Daher kamen wir zum Schluss: Die jüngeren Walzen am Wagen von Lewis sollten es ihm nicht nur erlauben, zu Sebastian aufzuschliessen, er sollte ihn auch überholen können. Doch im Rennen erwies sich das als falsch.»
Viele Fans fragten sich: Wäre eine Einstopptaktik für Lewis nicht der erfolgverheissendere Weg gewesen? Aber Shovlin meint: «Nein, dazu war der Verschleiss zu hoch. Hätten wir Lewis auf der Bahn gelassen und nur einen Stopp gemacht, wäre er mit alten Reifen unterwegs gewesen, und wir glaubten, damit würde er zu einer leichten Beute.»
«Japan hat auch gezeigt: Wir müssen für 2020 ein Auto haben, mit dem wir besser überholen können. Es scheint Ferrari verhältnismässig leicht zu fallen, einen Platz zu verteidigen. Wir haben es jetzt einige Male erlebt, dass wir zwar auf einen Ferrari Boden gutmachen, aber dann geht es nicht mehr weiter. Da müssen wir den Hebel ansetzen.»