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Neue Autos 2020: Nur Ferrari und Red Bull glänzen

Von Mathias Brunner
​Am 11. Februar zeigt Ferrari im Stadttheater von Reggio Emilia das Rennauto der Saison 2020. Abgesehen davon sind Präsentationen mit einer Prise Glamour rar geworden – die Formel-1-Führung schläft.

Vor Jahren versuchten die Formel-1-Rennställe, sich auch neben den Rennstrecken zu übertreffen: mit immer noch pompöseren Präsentationen. Unvergessen, wie Mika Häkkinen und David Coulthard 1997 von den Spice Girls zur Seite geschoben wurden, denn die trällernden Wirbelwinde wollten im Alexandra Palace lieber selber das Tuch vom neuen Silberpfeil ziehen. Da staunte auch der frühere Mercedes-Werksfahrer Manfred von Brauchitsch mit seinen 91 Jahren. Später rockte Jamiroquai die Menge.

Benetton-Teamchef Flavio Briatore liess seine Piloten Gerhard Berger und Jean Alesi über das Kopfsteinpflaster von Taormina rumpeln. Im antiken Theater auf Sizilien folgte dann die Präsentation. Die meisten Berichterstatter (meine Wenigkeit eingeschlossen) bekamen davon nichts zu sehen, denn sie blieben im Verkehr stecken. 2001 stellte Briatore Fahrzeug und Fahrer in Venedig vor, der Rahmen stimmte, das Wetter spielte leider nicht mit.

Ein Formel-1-Auto in der ehrwürdigen Londoner Royal Albert Hall, als Rahmen für das neue Arbeitsgerät von Damon Hill und Ralf Schumacher traten die begnadeten Artisten des Cirque du Soleil auf – einem Eddie Jordan musste keiner erklären, was eine Show ist.

Mechaniker, die einen neuen Sauber herbeischieben und sich dann genüsslich aus ihren Overalls schälten – hervor kamen (zur Freude nicht nur der echten Mechaniker) die adretten Sugababes! Das war 2004. Im Jahr davor präsentierte Sauber im Rahmen der beliebten Veranstaltung «Art on Ice», wenn Eiskunstlauf und Musik jeweils zu einer atemberaubenden Show verschmolzen werden. Die Show gibt es noch heute jedes Jahr, einen GP-Renner auf Eis leider nicht.

2007 strömten rund 200.00 Fans nach Valencia, als Lewis Hamilton und Fernando Alonso den neuen McLaren vorstellten und auch fuhren.

Unvergessen Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo, der hunderte Gäste in Maranello mit seinen flammenden Reden in den Bann zog, als Hintergrund die stolze Belegschaft mit ihrem Erzeugnis, der neuen roten Göttin.

Die Präsentationen der Formel-1-Renner hatten früher wirklich Glamor und Pfeffer.

Heute ist davon nicht viel übriggeblieben. Immerhin präsentiert Ferrari am 11. Februar im Stadttheater von Reggio Emilia, und das kleinere Red-Bull-Team AlphaTauri (vormals Toro Rosso) zeigt den neuen Wagen am 14. Februar im tollen Hangar-7 von Salzburg.

Das sind Ausnahmen, denn heutzutage wird oft nur noch im Internet präsentiert, nicht selten lediglich in Form einiger stinklangweilier Studiofotos, die mehr Täuschung als Wahrheit sind.

Einige Teams rollen ihre Wagen für zehn Minuten Fotos in die Boxengasse eines trüben katalonischen Morgens, unmittelbar vor Beginn eines Wintertesttags auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya, dann verschwindet der Hoffnungsträger wieder im Dunkel der Box, unter dem Motto: «Das war’s, und jetzt lasst uns gefälligst arbeiten.»

Die Formel-1-Führung schlummert dazu selig und erkennt keinen Handlingsbedarf. Dabei ist die Nüchternheit weder zuschauerfreundlich, noch dürfte das die Sponsoren in helle Begeisterung versetzen.

Nein, die Formel 1 verpasst hier eine Chance, sich besser ins weltweite Schaufenster zu stellen, und dies gleich aus mehreren Gründen.

Die Fans gieren im testfreien Winter nach den neuen Autos. Richtig fette Schlagzeilen macht nicht, wer seinen Renner scheinbar unwillig ins fahle Morgenlicht von Barcelona rollt. Schlagzeilen erhält, wer sich von anderen abhebt.

Das beginnt beim Präsentationstermin. Es muss ja gar kein Millionen-teures Spektakel sein wie damals von McLaren-Mercedes oder Jordan. Aber ein Team muss sich schon etwas mehr bieten als Hausmannkost.

Aus PR-Sicht beinahe tödlich, wenn gleich mehrere Rennställe am gleichen Tag präsentieren, oder – noch schlimmer – die Autos in Barcelona im Zehnminutentakt vor die Fotografenmeute gestellt werden. Was jetzt brennend interessieren würde, ist in einer Viertelstunde schon mit Bildern eines anderen Autos zugepflastert und vergessen.

Das Problem: Die Rennställe sprechen sich in Sachen Vorstellungen nicht untereinander ab, weil sich jeder selbst der Nächste ist. Viele verzichten auf glamouröse Präsentationen, um Geld zu sparen und um möglichst viel Entwicklungszeit zu erhalten. Das ist verständlich. Ferrari rechnete vor, dass sie mit einer klassischen Präsentation Tage verlieren würden, das wollten sich die Italiener nicht erlauben.

Die Sachlichkeit hat auch damit zu tun, dass sich die Rennställe nicht Protzerei vorwerfen lassen wollen; und dass intern die Mittel lieber in die Technik investiert werden als in eine millionenteure Show. Die Techniker haben hier das letzte Wort, nicht die Mitarbeiter der PR-Abteilung. Auch das ist nachvollziehbar. Aber etwas eleganter ginge es trotzdem.

Die Formel-1-Führung hat kurz erwogen, eine Woche vor den Testfahrten einen grossen Präsentationstermin zu veranstalten, mit allen Rennställen. Zum Glück ist diese Schnapsidee ganz weit hinten in der Schublade verschwunden, denn, pardon, geht es noch dümmer? Dann gehen die einzelnen Teams ja noch mehr unter.

Dabei läge die Lösung auf der Hand: Zehn Teams, ein Zeitfenster von zehn Tagen vor den Tests, jeder Rennstall erhält einen Tag zugesprochen. Dann hätte ein Grand-Prix-Rennstall gute 24 Stunden lang die Aufmerksamkeit der Formel-1-Fans ganz für sich. Fans und Sponsoren hätten ihre Freude daran.

Die Formel-1-Termine 2020

Präsentationen und Roll-outs
11. Februar: Ferrari (Reggio Emilia)
12. Februar: Renault (Paris)
12. Februar: Red Bull Racing-Honda (Silverstone)
13. Februar: McLaren (Woking)
14. Februar: AlphaTauri (Salzburg)
14. Februar: Mercedes (Silverstone)
17. Februar: Racing Point (Mondsee)
17. Februar: Williams (online)
19. Februar: Alfa Romeo Sauber (Barcelona)
19. Februar: Haas (Barcelona)
Noch ohne Termin: Red Bull Racing und Williams

Wintertests
19.–21. Februar: Montmeló, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
26.–28. Februar: Montmeló, Circuit de Barcelona-Catalunya/E

Rennen
15. März: Melbourne, Albert Park Circuit/AUS
22. März: Bahrain, Bahrain International Circuit/BRN
5. April: Hanoi, Street Circuit Hanoi/VN
19. April: Shanghai, Shanghai International Circuit/RCH
3. Mai: Zandvoort, Circuit Park Zandvoort/NL
10. Mai: Montmeló bei Barcelona, Circuit de Barcelona-Catalunya/E
24. Mai: Monte Carlo, Circuit de Monaco/MC
7. Juni Aserbaidschan, Baku City Circuit/AZ
14. Juni: Montreal, Circuit Gilles Villeneuve/CDN
28. Juni: Le Castellet, Circuit Paul Ricard/F
5. Juli: Spielberg, Red Bull Ring/A
19. Juli: Silverstone, Silverstone Circuit/GB
2. August: Mogyoród bei Budapest, Hungaroring/H
30. August: Francorchamps, Circuit de Spa-Francorchamps/B
6. September: Monza, Autodromo Nazionale/I
20. September: Singapur, Marina Bay Street Circuit/SGP
27. September: Sotschi, Sochi Autodrom/RUS
11. Oktober: Suzuka, Suzuka Circuit/J
25. Oktober: Austin, Circuit of the Americas/USA
1. November: Mexico City, Autódromo Hermanos Rodríguez/MEX
15. November: São Paulo, Autódromo José Carlos Pace/BR
29. November: Abu Dhabi, Yas Marina Circuit/UAE

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