Alex Albon (Red Bull Racing): «Ich will 2020 siegen»
Das schmerzt jeden Formel-1-Rennfahrer in tiefster Seele: Der Testbetrieb hat begonnen, aber am Lenkrad sitzt ein Anderer. Bei Red Bull Racing-Honda ist es der Niederländer Max Verstappen, der die Arbeit mit dem neuen Modell RB16 anfängt, der Thai-Brite Alex Albon muss zugucken.
Der Thai-Brite hat sich 2019 im ersten Formel-1-Jahr sehr gut geschlagen – achter WM-Rang. Für 2020 hat sich der in London geborene Mann mit den zwei Reisepässen vorgenommen, Max Verstappen ein wenig zu ärgern.
Albon zur kommenden Saison: «Ich geniesse die Kontinuität, dass ich einen Winter mit dem gleichen Rennstall verbringen konnte. Das ist ganz wichtig. Dennoch bin ich weiterhin am Lernen. Wir haben 2019 stark beendet, daran will ich anknüpfen. 2020 will ich im Idealfall ein Rennen gewinnen. Im Zentrum steht jedoch, dass ich nach jedem Einsatz sagen kann – ich habe mich erneut verbessert, oder besser hätte ich das nicht machen können. Das ist mir wichtiger als ein bestimmtes Saisonziel zu nennen.»
Der letzte Sieg von Alex Albon: in Sotschi 2018, damals in der Formel 2 mit DAMS.
Nach dem Wechsel von Toro Rosso zu Red Bull Racing hatte Albon im Anschluss an die Sommerpause in neun Rennen acht Mal gepunktet (in Brasilien wurde er nach einer Kollision mit Hamilton nur 14., statt als Zweiter auf dem Siegerpodest zu stehen, Alex vergoss bittere Tränen); er wurde Vierter in Japan, Fünfter in Belgien, Russland, Mexiko und den USA sowie Sechster in Italien, Singapur und Abu Dhabi.
«Manchmal musste ich mich daran erinnern, dass ich eigentlich noch immer ein Neuling bin», stellt Albon fest. «Denn nach dem Wechsel in der Sommerpause fühlte sich das nicht mehr so an. Die Erwartungen bei Red Bull Racing waren natürlich grösser. Ich glaube, ich darf mit meiner ersten Saison wirklich zufrieden sein. Klar erinnere ich mich gerne an gute Momente, aber vor allem arbeite ich unermüdlich daran, mich zu verbessern.»
«Ich wollte es nie als Ausrede gelten lassen, ein Neuling zu sein. Ich erwarte von mir selber. Die Formel 1 ist Team-Sport, aber letztlich geht es darum, wie du als Einzelkämpfer das Beste aus dir herausholst. Die Art und Weise, wie du deine Aufgaben am Lenkrad löst, sind sehr individuell. Ich habe mich immer wieder selber in Frage gestellt. Eine meiner grössten Lehren besteht darin, es im freien Training ein wenig ruhiger angehen zu lassen.»
Mit der Erfahrung von 21 Grands Prix will Albon 2020 endlich den ersten Podestplatz einfahren. «Klar will ich vorne mitmischen. Mir ist klar, dass ich dazu weiter hart an mir zu arbeiten habe. Ich habe noch lange nicht alles aus mir herausgeholt. Es gibt Bereiche, in welchen ich weiter zulegen muss.»
«Eine Saison Erfahrung zu haben, gibt mir das Gefühl zu wissen, was auf mich zukommt. Ich kenne alle Pisten. Ich habe ganz verschiedene Szenarien von Rückschlägen erlebt. Mit Max an meiner Seite kann ich dazulernen. Sein Speed steht wohl ausser Frage. Aber ich kann anhand der Daten nachvollziehen, wo er besonders gut ist. Danach liegt es an mir, meine Arbeit so gut zu machen, dass ich die Lücke zu ihm schliessen und ihn eines Tages überholen kann. Das wäre schön.»
Zum 2020er Renner von Red Bull Racing-Honda meint Albon: «Ich habe noch keinen Meter zurückgelegt, aber im Simulator habe ich einen ersten Vorgeschmack aufs Fahrverhalten bekommen. Wir kennen die Richtung, in welche wir uns bewegen, und die fühlt sich gut an. Ich spüre, wie aufgekratzt die Menschen im Werk sind, wir glauben an unsere Chance, 2020 Aussergewöhnliches zu leisten. Uns ist klar, dass die Konkurrenz mit Mercedes und Ferrari sehr stark ist. Alle werden sich verbessern. Die Frage ist nur, wer sich am meisten verbessern kann.»
Für den Tiroler Franz Tost – Teamchef von AlphaTauri (vormals Toro Rosso) – kam die gute erste Saison von Alex Albon überhaupt nicht überraschend. «Alex hat bei uns von Anfang an eine fantastische Leistung gezeigt und konnte bereits beim zweiten Rennen in Bahrain als Neunter zwei WM-Punkte einfahren. Das zeigte, wie stark er ist.»
Dass sich Albon neben dem bärenstarken Max Verstappen behaupten muss, sei positiv, ist sich Tost sicher. «Du kannst sehen, wo du im Vergleich Zeit liegen lässt oder gewinnst. Andererseits kann es manchmal frustrierend sein, weil Max so schnell ist und man vielleicht nicht an ihn herankommt. Alex sollte in Ruhe dazulernen, und dann wird er es auf seine Art und Weise schaffen, in die Nähe von Verstappen zu kommen. Er bestreitet nun seine zweite Saison, und ich sage immer, dass es drei Jahre braucht, bis ein Fahrer die Formel 1 durch und durch versteht.»
Barcelona-Test, Tag 1, Stand nach vier Stunden
1. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W11, 1:17,313 (79) C3
2. Sergio Pérez (MEX), Racing Point RP20-Mercedes, 1:17,375 (58 Runden) C3
3. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16-Honda, 1:17,787 (91) C2
4. Carlos Sainz (E), McLaren MCL35-Renault, 1:18,001 (64) C2
5. Esteban Ocon (F), Renault RS20, 1:18,004 (62) C3
6. George Russell (GB), Williams FW43-Mercedes, 1:18,168 (73) C4
7. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF1000, 1:18,289 (64) C3
8. Robert Kubica (PL), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari, 1:18,386 (59) C3
9. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-20-Ferrari, 1:18,466 (55) C3
10. Daniil Kvyat (RU), AlphaTauri AT01-Honda, 1:18,484 (54) C3
Pirelli-Reifen von C1 (hart) bis C5 (extraweich)
Am Nachmittag im Einsatz:
Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Sauber C39-Ferrari
Lewis Hamilton (GB), Mercedes W11
Lance Stroll (CDN), Racing Point RP20-Mercedes
Daniel Ricciardo (AUS), Renault RS20
Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43-Mercedes
Zum Vergleich: Bestzeit am ersten Tag 2019
Sebastian Vettel, Ferrari SF90, 1:18,161 (169 Runden)