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Christian Klien: «Sonst wirst du wahnsinnig»

Von Mathias Brunner
Christian Klien

Christian Klien

​Ex-GP-Fahrer Christian Klien will 2020 GT-Rennen fahren, die liegen auf Eis. Der Vorarlberger lobt in der Krise Bundeskanzler Sebastian Kurz und geniesst Medien in Dosen: «Sonst wirst du wahnsinnig.»

Von Australien 2004 bis Abu Dhabi 2010 ist der Östereicher Christian Klien bei 49 Formel-1-WM-Läufen an den Start gegangen. 2020 will der 37-Jährige mit einem Mercedes AMG GT3 Rennen der internationalen GT-Open-Serie bestreiten, für JP Motorsport, an der Seite des polnischen Teambesitzers Patryk Krupunski – aber diese Einsätze liegen so auf Eis wie der ganze Spitzenmotorsport.

Christian, der Alltag vieler Menschen ist durch die Corona-Katastrophe auf den Kopf gestellt worden. Wie sieht das bei dir aus?

Eigentlich sollte ich jetzt Rennen der GT Open fahren. Wir konnten noch einen Test in Barcelona absolvieren, das war Anfang März. Der zweite Test in Le Castellet wurde gestrichen, das gilt auch für das erste Rennen, das in Südfrankreich hätte stattfinden sollen. Derzeit steht Belgien als erster Renntermin im Kalender, auf Anfang Juni.

Nun wäre die Zeit, in welcher die Rennen Schwung aufnehmen, stattdessen fühlt sich das an wie eine verlängerte Winterpause. Ich versuche, mich so gut als möglich fit zu halten. Trainieren können wir ja, wir haben sogar mehr Zeit fürs Training als in einer normalen Saison. Davon abgesehen kümmere ich mich um Dinge, die ein wenig zu kurz gekommen waren, seien dies Arbeiten rund ums Haus oder etwa im Büro. Dafür gibt es nun viel Zeit.

Du bist in Österreich geboren und aufgewachsen, lebst aber seit vielen Jahren in der Schweiz. Wie haben diese beiden Länder deiner Ansicht nach auf die Bedrohung reagiert?

Es ist aufgefallen, wie schnell der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz reagiert hat. Ich finde, das hat er sehr gut gemacht, da war er sicher in Europa führend. Besonders bei Krisenherden wie in den Tiroler Skigebieten wurden flink und strikt Massnahmen umgesetzt. Er ist auch einer der ersten Spitzenpolitiker, die angekündigt haben, wie eine Exit-Strategie aussehen soll, dass also in Österreich Mitte April erste Geschäfte schrittweise wieder aufgehen können. Auch da ist er vorbildlich, denn er hat verstanden, dass irgendwann die Wirtschaft wieder anlaufen muss. Kurz weiss – keine Wirtschaft hält zwei Monate Lockdown durch. Dann wäre so viel kaputt, dass es sehr schwierig wird, das alles wieder aufzubauen. In der Schweiz ist da gewiss langsamer reagiert worden und auch deutlich weniger konsequent.

Viele Menschen verfolgen wie gebannt alles, was über diese Pandemie berichtet wird, andere schotten sich bewusst ab. Wie hältst du dich auf dem Laufenden über Corona?

Wenn du den ganzen Tag nur Medien konsumierst, dann wirst du wahnsinnig. Ich finde es ganz wichtig, dass wir uns informieren. Aber irgendwann muss auch gut sein. Ich bin mit der Freundin oft in der freien Natur, wir treiben gerne und viel Sport. Zum Glück dürfen wir ja – unter allen Vorsichtsmassnahmen – nach draussen, und beim schönen Wetter vergisst du zwischendurch ein wenig, was alles passiert. Denn die ganze Situation ist schon sehr belastend.

Was ist für dich persönlich der schwierigste Aspekt in der Coronakrise?

Ich würde sagen – die Ungewissheit. Ich weiss, dass irgendwann das Veranstaltungsverbot aufgehoben werden wird und der Motorsport wieder Fahrt aufnimmt. Für mich als Fahrer fühlt es sich wie gesagt wie eine lange Winterpause an. Damit muss ich leben, und damit kann ich umgehen. Wenn mir einer sagen würde, dass wir im Juni wieder fahren, dann kann ich mich mental darauf einstellen. Aber so hängen wir alle ein wenig im Vakuum, denn keiner weiss letztlich, wie es weitergeht.

Für einige Rennställe ist das eine ganz, ganz schwierige Situation. Ich fürchte, da werden gewisse Teams auf der Strecke bleiben. Gerade im GT-Rennsport hast du die Situation, dass Rennställe ihre Autos geleast haben, und diese ganzen Leasingraten laufen weiter. Es kommt aber kein Geld herein, wir haben ohne Rennen keine Preisgelder, und das Einkommen durch betuchte Fahrer, die für ihre Einsätze bezahlen, fehlt natürlich ebenso. Das wird für das eine oder andere Team finanziell ganz eng.

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