Formel 1: «Dumme Regel half Verstappen»

Sim-GP Australien: Johnny Herbert kontert Kritik

Von Mathias Brunner
​Nur sechs Fahrer aus dem aktuellen GP-Feld haben am simulierten Australien-GP teilgenommen. Ex-GP-Fahrer Johnny Herbert kontert Kritik, die Formel-1-Aktion könne nicht ernst genommen werden.

In Zeiten ohne echte WM-Läufe veranstaltet die Formel 1 virtuelle Rennen: Am 5. April wurde der Grosse Preis von Australien ausgetragen, gewonnen von Ferrari-Star Charles Leclerc. Viele Fans fragen sich: Wie ernst darf Sim-Racing genommen werden, wenn nur sechs Fahrer aus dem aktuellen Feld mitmachen? Neben Sieger Leclerc waren dies Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo), das Williams Duo Nicholas Latifi und George Russell, McLaren-Fahrer Lando Norris sowie Alex Albon von Red Bull Racing-Honda.

Kritiker finden: Wenn Golfspieler am Computer sitzen (wie Ian Poulter beim simulierten Bahrain-GP) oder Cricketspieler (wie Ben Stokes beim Melbourne-GP), dann kann das alles nicht besonders ernst genommen werden. Erfahrene Sim-Racer rümpften nach dem Rennen von Bahrain die Nase: Das war ohne Frage Unterhaltung pur, hatte aber mit eSports auf hohem Niveau wenig zu tun. Manöver, die im echten Leben die Autos völlig zerstört hätten, blieben ohne Folgen, Strafen gab es keine, Nico Hülkenberg benutzte sogar die Traktionskontrolle.

Der dreifache GP-Sieger Johnny Herbert hat beide Rennen bestritten, in einem Auto von Alfa Romeo-Sauber. Herbert kürzte in Bahrain nach dem Start in der ersten Kurve so rigoros ab, dass er plötzlich in der Spitzengruppe herumfuhr. Eigentlich war er von Rang 16 losgefahren. Überholmanöver fanden in der Wüste von Sakhir oft im Rambo-Stil statt. Wer sich nur ein wenig unterhalten wollte, war grundsätzlich an der richtigen Stelle, denn spaßig war das Chaos auf der Strecke durchaus.

Und genau dies sollte im Mittelpunkt stehen, meint Sky-GP-Experte Herbert: «Natürlich habe ich die Kritik vernommen, dass wir kein volles Feld aus GP-Piloten bieten. Aber ich höre auch Anderes – dass wir mehr Gamer und weniger Rennfahrer am Start haben sollten. Ich sehe das so: Klar nehmen wir das ernst, aber die Rennen sollten auch ein wenig Spass machen. Ich glaube, hätten wir die echten 20 Fahrer am virtuellen Start, dann würde der Unterhaltungseffekt auf der Strecke bleiben.»

«Für mich stimmt die Mischung aus aktuellen Grand-Prix-Fahrern, früheren Formel-1-Piloten, Gamern und ein paar Athleten aus anderen Sportarten. Ich finde, das hat was für sich. Klar könnten wir auch darüber diskutieren, die Aufgabe für nicht unechten Racer etwas einfacher zu machen. Aber dann pfuschen wir zu sehr herum. Das ist eine Wanderung auf schmalem Grat.»

Wenn wir uns die 20 Teilnehmer des Rennens von Melbourne ansehen, erkennen wir wirklich einen recht bunten Haufen.

Virtueller Australien-GP

1. Charles Leclerc (MC), GP-Fahrer Ferrari
2. Christian Lundgaard (DK), Nachwuchsfahrer Renault
3. George Russell (GB), GP-Fahrer Williams
4. Arthur Leclerc (MC), Ferrari-Nachwuchsfahrer
5. Antonio Giovinazzi (I), GP-Fahrer Alfa Romeo
6. Stoffel Vandoorne (B), Formel-E-Fahrer Mercedes
7. Louis Delétraz (CH), Reservist von Haas
8. Alexander Albon (T), GP-Fahrer Red Bull Racing-Honda
9. Jimmy Broadbent (GB), Sim-Racer, Racing Point
10. Pietro Fittipaldi (BR), Reservist von Haas
11. Nicholas Latifi (CDN), Formel-1-Fahrer Williams
12. Jenson Button (GB), Formel-1-Weltmeister, McLaren
13. Luca Salvadori (I), Motorrad-Rennfahrer, AlphaTauri-Honda
14. Nunzio Todisco (I), Sim-Racer, AlphaTauri-Honda
15. Anthony Davidson (GB), Ex-GP-Fahrer, Racing Point
16. Andre Heimgartner (AUS), Tourenwagen-Pilot, Renault
17. Johnny Herbert (GB), Ex-GP-Fahrer, Alfa Romeo
18. Ben Stokes (GB), Cricket-Spieler, Red Bull Racing-Honda
19. Esteban Gutiérrez (MEX), Ex-GP-Fahrer, Mercedes
20. Lando Norris (GB), GP-Stammfahrer, McLaren

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