Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Formel 1 verrückt: So geht ein Start ohne Autos

Von Adam Cooper
Kuriose Szene beim zweiten Start zum Ungarn-GP: Lewis Hamilton rollte als Einziger in die Startaufstellung, alle anderen Piloten holten sich an der Box frische Reifen. Was, wenn das auch Hamilton getan hätte?

In loser Reihenfolge gehen wir in Form von «SPEEDWEEKipedia» auf Fragen unserer Leser ein. Dieses Mal möchte Peter Winkler aus Osdorf wissen: «Beim Start zum Grossen Preis von Ungarn ist mir unweigerlich Indianapolis 2005 in den Sinn gekommen. Damals rollten nur sechs Autos zum Start, alle Anderen bogen an die Box ab. In Ungarn war es noch extremer – nur Lewis Hamilton stellte sich zum zweiten Start auf, seine Gegner fuhren alle zum Reifenwechsel an die Box. Was wäre passiert, hätte das auch Weltmeister Hamilton getan? Wie wäre das Startprozedere dann abgelaufen? Und gab es eine solche Situation schon mal?»

Fangen wir mit dem kuriosen Moment von Indianapolis an, denn dort war die Ausgangslage eine andere als in Ungarn. Michelin hatte Reifen in die USA gebracht, welche der Belastung im Oval-Teil der Strecke nicht gewachsen waren. Ralf Schumacher erlitt im Training einen schweren Unfall, nach einem Reifenschaden links hinten in Kurve 13. Michelin liess in aller Eile andere Reifen einfliegen, Spezifikation Barcelona, aber das Problem blieb.

Rechtsexperten warnten die Franzosen: Kommt es zu einem weiteren Unfall, vielleicht sogar mit verletzten Zuschauern, dann werdet ihr mit Prozessen eingedeckt, welche euch Millionen kosten.

Michelin bat um den Einbau einer Schikane vor Kurve 13, um die Balastung auf die Walzen zu senken, die FIA-Regelhüter lehnten das ab. Ebenso verworfen wurde das Ansinnen, dass die Michelin-Fahrer alle zehn Runden frische Reifen abholen. Das hätte sechs bis sieben Boxenstopps bedeutet, denn gefahren wurde über 73 Runden.

Ergebnis: Nach der Aufwärmrunde zum USA-GP fuhren alle Michelin-bereiften Autos an die Box, also vierzehn Renner der Rennställe Renault, McLaren, BMW-Williams, Toyota, Red Bull Racing, Sauber und BAR-Honda.

Zum Start stellten sich nur sechs Rennwagen mit Bridgestone-Walzen auf, zwei Ferrari (mit Michael Schumacher und Rubens Barrichello), zwei Jordan (mit Tiago Monteiro und Narain Karthikeyan) und zwei Minardi (mit Christijan Albers und Patrick Friesacher).

Die 130.000 Fans waren zunächst wie betäubt über dieses skurrile Schauspiel, dann wurden sie fuchsteufelswild, sie pfiffen und buhten, viele kritzelten spontan Schilder, auf welchen sie ihrer Abscheu Ausdruck gaben. Sie forderten ihr Geld zurück, schrieben auf Kartonstücke und Tücher «Gone Prix» (gegangen, verloren, fort) statt Grand Prix, sie schrieben «die Formel 1 stinkt», «ihr enttäuscht uns» und «startet das Rennen neu». Was leider nicht passierte.

In Ungarn nun rollten alle Fahrer ausser Hamilton an die Box, weil klar war – die Piste ist viel schneller trocken geworden als erwartet. Es lag auf der Hand, Slick-Reifen zu holen. Und, um dies zu beantworten: Nein, wir hatten vor Hamilton noch nie einen Start mit nur einem Auto.

Aber wie sieht da nun mit dem Start aus, hätten wir überhaupt kein Auto auf der Startaufstellung gehabt? Formel-1-Rennleiter Michael Masi: «Wir hätten das Prozedere zum Start normal abgerufen, mit der gewohnten roten Ampel, auf welcher fünf rote Lichter nacheinander aufgeschaltet werden und dann alle erlöschen. In diesem Moment ist der Start offiziell freigegeben, und die Ampel am Ende der Boxengasse hätte auf Grün geschaltet. Die Reihenfolge zur ersten Kurve hin hätte sich also aus der Reihenfolge der Autos in der Boxengasse ergeben.»

Auf dem Startpodest stand jahrelang Formel-1-Rennleiter Charlie Whiting, der auch Sicherheitsdelegierter war. Nach dem unerwarteten Tod von Whiting im März 2019 wurden dessen Aufgaben aufgeteilt. Der neue Rennleiter Michael Masi aus Australien zieht es vor, im Kommandostand der Rennleitung zu bleiben, um das Geschehen zu beobachten. Im Starthäuschen steht – ab und an im Fernsehen zu erblicken – der deutsche FIA-Fachmann Christian Bryll.

Masi sagt weiter: «Im Reglement gibt es bislang keine Passage, welche sich um einen Start ohne Autos auf der Startaufstellung kümmert. Aber wir werden das in den kommenden Wochen und Monaten in Ruhe betrachten, im Rahmen unserer regelmässigen Sitzungen mit den Sportchefs der Teams.»

Ungarn-GP, Budapest

01. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, 1:40:00,248h
02. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1,859 sec*
03. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, +2,736
04. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +15,018
05. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +15,651
06. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, +1:03,614 min
07. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +1:15,803
08. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, +1:17,910
09. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, +1:19,094
10. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, +1:20,244
11. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
12. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
13. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +1 Runde
14. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
Out
Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, Kollision
Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, Kollision
Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, Kollision
Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, Kollision
Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, Kollision
Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, Kollision
*Disqualifikation, zu wenig Sprit

WM-Stand nach 11 von 23 Rennen**

Fahrer
1. Hamilton 192 Punkte
2. Verstappen 186
3. Norris 113
4. Bottas 108
5. Pérez 104
6. Leclerc 80
7. Sainz 80
8. Ricciardo 50
9. Vettel 48
10. Gasly 48
11. Ocon 39
12. Alonso 36
13. Stroll 18
14. Tsunoda 16
15. Latifi 4
16. Russell 2
17. Räikkönen 1
18. Giovinazzi 1
19. Schumacher 0
20. Mazepin 0

Teams
1. Mercedes 300
2. Red Bull Racing 290
3. McLaren 163
4. Ferrari 160
5. Alpine 75
6. Aston Martin 66
7. AlphaTauri 64
8. Williams 6
9. Alfa Romeo 2
10. Haas 0
** WM-Stand noch unkorrigiert nach der Disqualifikation von Vettel. Aston Martin hat das Recht, gegen den Ausschluss in Berufung zu gehen


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