MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Vor 40 Jahren: Skandal in der deutschen Formel 3

Kolumne von Rainer Braun
Die Titelentscheidung in der Formel 3 anno 1981 endete mit einem handfesten Skandal. Ort: Nürburgring. Hauptdarsteller: Stefan Bellof, sein Titelrivale Franz Konrad und Gaststarter Jochen Dauer.

So eine Titelentscheidung hatte die deutsche Formel-3-Meisterschaft noch nicht erlebt. Die Hauptdarsteller in diesem Schmierenstück vor vierzig Jahren waren Tabellenführer Stefan Bellof, sein Titelrivale Franz Konrad und dessen Geleitschutz Jochen Dauer. Schauplatz war am 20. September 1981 die 2,1 km lange Start-Ziel-Schleife des Nürburgrings.

Shooting-Star Bellof (BSR-Ralt-Toyota) hatte sich mit einem furiosen Schlussspurt die beste Ausgangslage erkämpft. Obwohl verspätet ins Championat eingestiegen, übernahm er mit seinem vierten Saisonsieg beim vorletzten der insgesamt elf Läufe in Hockenheim die Tabellenführung vor seinem March-Toyota-Rivalen Franz Konrad und dem BSR-Teamkollegen Frank Jelinski. Mit 124 Punkten im Marschgepäck rückte Bellof zum Finalrennen am Ring an, seine Konkurrenten Konrad und Jelinski brachten sieben und neun Zähler Rückstand mit ins Finale.

Vor allem zwischen Konrad und dem BSR-Duo Bellof und Jelinski galt seit dem Flugplatzrennen Diepholz im Juli Kriegszustand. Grund: Die beiden hatten Konrad in der letzten Runde beim Kampf um den Sieg in der letzten Schikane kurz vor Start und Ziel in eine Rauferei verwickelt, die ihn den Sieg kostete.

Während sich die beiden Schäfer-Piloten über ihren Doppelsieg freuten und Bellof überdies erstmals die Meisterschaftsführung übernahm, drohte Konrad mit Vergeltung: «Ich lass’ mich doch nicht verarschen, jetzt wird zurückgeschossen!»

So weit die Vorgeschichte.

Der Finallauf am Ring über 35 Runden wurde am Renntag noch aufgewertet durch den Besuch von BMW-Sportchef Dieter Stappert, der Brabham F1-Pilot Nelson Piquet als Gast mitbrachte. Beide postierten sich im Bereich der Südkehre.

Bellof stand in der Startaufstellung auf Pole, neben ihm Titelverteidiger Jelinski. In Reihe 2 dann Konrad und Brutschin, dahinter als Fünfter in Reihe 3 Gaststarter Jochen Dauer, der im zweiten March-Toyota aus dem Stall von Konrad saß – sicherheitshalber aber unter einem anderen Bewerber. Ganz offensichtlich war Dauer, Formel-3-erfahren und rauflustig, dazu auserkoren, den Titelkampf noch zu Gunsten von Konrad umzubiegen. Natürlich wiesen beide solche Vermutungen schon im Vorfeld entrüstet zurück.

Was folgt, geht als wohl als eines der unrühmlichsten Ereignisse in die Formel 3-Geschichte ein.

200 Meter nach dem Start steuert Dauer seinen March gezielt in die Flanke des Ralt von Pole-Mann Bellof. Konrad huscht an den Havaristen vorbei, Jelinski mit viel Glück ebenfalls. Nach Boxenhalt hetzt Bellof dem Feld mit Rundenrückstand hinter-her, Dauer erwartet ihn schon und verpasst ihm ein zweites Foul.

Hinterher sickert durch, dass die zweite Attacke wohl Jelinski treffen sollte, aber durch ein Missverständnis ist wieder Bellof dran.

Der Titel ist futsch, Bellof verliert eine ganze Runde, bleibt als 13. ohne Punkte und rutscht auf Tabellenrang 3 ab. Zaungast und WM-Leader Piquet, zu seinen besten F3-Zeiten selbst nicht gerade zimperlich, ist entsetzt: «Wir haben ja auch wilde Aktionen inszeniert, aber das hier geht eindeutig zu weit.»

Lachender Dritter ist Bellofs Teamkollege Frank Jelinski, der unverhofft seinen zweiten F3-DM-Titel einfährt. Als Zweiter und Vizemeister steigt Konrad mit aufs Podium, wird aber vom Publikum gnadenlos ausgepfiffen. Bellof bleibt ohne Punkte und schließt als Tabellendritter ab.

Noch vor Ort wird eine Untersuchung des Vorfalls gegen die Übeltäter eingeleitet. Das reine Ergebnis bleibt zwar bestehen, aber der als Drahtzieher verdächtige Konrad und sein Gehilfe Dauer werden vors Sportgericht zitiert.

Das Sportgericht entzieht Dauer («Es war ein Fehler, mich auf diese Sache einzulassen») für ein halbes Jahr die Lizenz. Konrad («Da ist leider einiges außer Kontrolle geraten, aber für die Fehler Anderer bin ich nicht verantwortlich») gibt den Saubermann und verweist zu seiner Entlastung auf angebliche «Bedrohung durch die Kölner Racing-Mafia» um Bellof-Sponsor Georg Loos.

Wegen zu dünner Beweislage wird der Vizemeister freigesprochen. Was bleibt, ist der Makel der Unredlichkeit und ein vernichtendes Presse-Echo im In- und Ausland.

Für Stefan Bellof endet das Kapitel Formel 3-DM mit der bitteren Erkenntnis, bewusst und mit Vorsatz um den Titelgewinn geprellt worden zu sein. Zeitlebens hat er den beiden diese Schandtat nicht vergessen.

Schlusswort von BSR-Teamchef Bertram Schäfer seinerzeit: «Was passiert ist, müssen der oder die Beteiligten an der schändlichen Aktion mit sich selbst und ihrem Gewissen ausmachen.»

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