Max Verstappen wie Kimi Räikkönen? Lizenz auf Probe?
Unglaublich: MIt 16 Jahren ist Max Verstappen für das Formel-1-Team Toro Rosso verpflichtet
Gestern sass Formel-1-Supertalent Max Verstappen in Rockingham (England) erstmals hinter dem Lenkrad eines Grand-Prix-Rennwagens: es handelt sich um jenen Red Bull Racing RB7-Renault, den er am kommenden Wochenende in Rotterdam bei einem Rennfest bewegen wird (mehr zu Veranstaltung finden Sie HIER). Verstappen machte sich in aller Ruhe mit der Bedienung des Weltmeister-Autos 2011 von Sebastian Vettel vertraut.
Die meisten unserer Gesprächspartner im Fahrerlager von Spa-Francorchamps schätzten die Verpflichtung von Max Verstappen (16) bei Toro Rosso durchaus realistisch ein. Ihr Tenor: «Sein Talent ist offensichtlich, und ob die Beförderung zum GP-Piloten zu früh kommt, das wird sich zeigen.»
Aber seltsam wirkt das schon: Da wird ein Junge Formel 1 fahren, der in den meisten Ländern kein Auto auf der Strasse bewegen und erst in zwei oder drei Jahren einen Mietwagen ausfassen darf.
Kritik am Einsatz eines so jungen Piloten in der Formel 1 gibt es nur hinter vorgehaltener Hand. Niemand will öffentlich dem Autoverband FIA an den Karren fahren, der Verstappen junior den Formel-1-Führerschein namens Superlizenz ausstellen muss.
Das Führungsmitglied eines GP-Rennstalls gibt aber zu bedenken: «Ich mache mir eher Sorgen darüber, wo das hinführt. Was kommt denn als nächstes? Ein 15-Jähriger, der direkt aus dem Kart in die Formel 1 kommt? Was passiert, wenn sich so ein Fahrer in den ersten Rennen mehrfach mit anderen Piloten anlegt oder sich bei einem Unfall schwer verletzt? Könnt ihr euch dann das Geschrei vorstellen? Vielleicht sollte man beim Autoverband wirklich anfangen, darüber nachzudenken, ob es nicht eine Altersgrenze geben sollte. Da scheint mir 18 eine vernünftige Lösung zu sein, so wie auch auf der Strasse.»
Doch Ferrari-Superstar Fernando Alonso hat ein Gegenargument: «So eine Entscheidung kann man nicht mit dem Alter verknüpfen. Einer ist mit 16 oder 17 für die Formel 1 bereit, ein anderer erst mit 27, ein dritter überhaupt nie.»
Bei der FIA ist man sich der Verantwortung durchaus bewusst: Max Verstappen wird bei seinen Formel-1-Tests zur Erlangung der Superlizenz von Vertretern des Autoverbands genau beobachtet, die Verantwortlichen werden Einsicht in alle Datenaufzeichnungen erhalten.
Und dann wird man in Paris möglicherweise so vorgehen wie im Jahre 2001 bei Kimi Räikkönen, der mit ganzen 23 Autorennen aus der Formel Renault direkt in den Sauber hüpfte – sehr zum Unwillen einiger gegnerischer Teamchefs, wie etwa McLaren-Steuermann Ron Dennis.
Die Superlizenz wurde damals auf Bewährung ausgestellt, mit dem Vorbehalt, dass sie Kimi wieder entzogen werden kann.
Der Finne eroberte dann im ersten Rennen in Melbourne gleich den ersten Punkt (als Sechster), und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass im Sommer ausgerechnet jener Mann Jagd auf Räikkönen machte, der dessen Verpflichtung im Winter so hart kritisiert hatte: Ron Dennis.
2002 sass Kimi Räikkönen in einem McLaren ...