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Toto Wolff: «Keine Mercedes-Schablone für die Fahrer»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton mit Toto Wolff

Lewis Hamilton mit Toto Wolff

Schon vor dem Belgien-GP sprach Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff mit uns über das Problem, mit zwei Alpha-Tieren wie Nico Rosberg und Lewis Hamilton umzuspringen.

Ein Grand Prix allein, so viel Wirbel er auch verursacht hat, lässt Torger Christian «Toto» Wolff das grosse Bild nicht aus den Augen verlieren: Mercedes soll 2014 beide Formel-1-WM-Titel an Land ziehen. Das ist durch die Kollision seiner beiden Fahrer in Spa-Francorchamps zwar nicht einfacher geworden, aber auch nicht in Frage gestellt.

Toto Wolff sprach nach dem Ardennen-Lauf Klartext: «Jetzt wird der WM-Kampf immer spannender, und wir müssen das Thema offenbar etwas intensiver behandeln, damit die Fahrer im Rahmen dessen bleiben, was wir uns vorstellen.»

Von seiner grundsätzlichen Meinung weicht der Wiener aber nicht ab. Auf die Frage, wie schwierig es nun wirklich ist, zwei solche Alpha-Tiere zu managen, meint Toto: «Eigentlich wäre es nicht schwierig. Man muss da die Kirche schon im Dorf lassen. Zunächst einmal sind die beiden Fahrer Mitarbeiter, so wie die anderen 1198 auch. Aber sie sind natürlich die Stars der Show, weil sie eben im Auto sitzen, aber sie tragen genau so viel oder genau so wenig zum Erfolg bei wie viele andere in dieser Organisation. Und wenn man das immer im richtigen Zusammenhang behält und dies Star-Rolle ausblendet, dann ist das Management gar nicht so schwierig. Sie sind beide vernünftige und intelligente und hochprofessionelle Sportler, die ihre Rolle verstehen und die Wichtigkeit der Marke Mercedes.»

So weit zur Theorie, die – wie wir erlebt haben – von der Praxis leicht ausgehebelt werden kann.

Was unterscheidet Rosberg und Hamilton eigentlich, wenn sie nicht eben um das exakt gleiche Stück Asphalt kämpfen?

 Toto Wolff erklärt: «Zunächst einmal haben wir es mit völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten zu tun mit komplett verschiedenen Charakteren und daher auch Herangehensweisen. Was das Faszinierende dabei ist: meist endet es bei fast identischen Rundenzeiten und Leistungen.»

«Nico braucht vielleicht ein strukturierteres Umfeld, Lewis kommt eher von der kreativen Seite und braucht etwas mehr Freiräume. Unsere Rolle dabei besteht darin, ihnen ein Umfeld zu geben und genügend Unterstützung zu geben, damit sie sich wohlfühlen und bestmögliche Leistung bringen. Daher kann man über zwei so unterschiedliche Männer auch keine Schablone stülpen und fordern: So musst du sein und die Hunde bleiben zuhause. Wenn Lewis die Hunde gut tun, dann kommen sie eben mit.»

Der Lewis Hamilton 2014 entspricht auch nicht mehr dem Lewis Hamilton von 2013. Toto Wolff präzisiert: «Lewis kam vor einem Jahr neu ins Team. Zuvor war er fast ein ganzes Leben lang bei McLaren, das war wie eine Familie für ihn. Er musste sich bei uns im neuen Umfeld zuerst zurechtfinden, er musste Vertrauen in unserer Truppe fassen.»

«Ein anderer Punkt: Er war in die Entwicklung des letztjährigen Silberpfeils nicht involviert. 2013 ist er das ganze Jahr über für uns gefahren und hat an der Entwicklung des 2014er Rennwagens aktiv teilgenommen. Er hat ganz klar gesagt, was er braucht. Dadurch ist er zusätzlich ins Team hineingewachsen. Wir sind seine neue Familie geworden, mit der er langfristig plant.»

Belgien hin oder her, Toto Wolff hat sich mit Mercedes für die zweite Saisonhälfte grundsätzlich folgenden Marschplan vorgenommen: «Wir waren in der zweiten Hälfte 2013 weniger gut als in der ersten, und wir wollen nicht, dass sich das wiederholt. Daher ist der interne Druck sehr gross, uns selber anzutreiben. Wir wollen bei der Entwicklung des Fahrzeugs nicht nachlassen und den Vorsprung auf die Konkurrenz halten.»

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