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Nico Rosberg, Lewis Hamilton: Mercedes – was nun?

Von Mathias Brunner
Mercedes-Renndirektor Toto Wolff mit Technikchef Paddy Lowe

Mercedes-Renndirektor Toto Wolff mit Technikchef Paddy Lowe

Die Fans diskutieren weiterhin kontrovers den Krieg der Stern von Spa-Francorchamps. Aber Mercedes-Rennchef Toto Wolff glaubt fest daran, dass zwei Alpha-Tiere zu managen sind.

Nach dem Rennen ist vor dem Rennen: Noch immer wird weltweit die Kollision der beiden Mercedes-Fahrer Nico Rosberg und Lewis Hamilton hitzig diskutiert und kommentiert. Aber viele sehen auch über den Brillenrand hinaus und stellen sich die Frage – wie soll es nun weitergehen? Wie werden die beiden WM-Titelrivalen in Monza gehandhabt? Glaubt Mercedes wirklich daran, die Quadratur des Kreises zu schaffen und zwei Nummer-1-Fahrer glücklich zu machen?

Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff ist da nach dem WM-Lauf bei allem Ärger ganz Realist: «Wir werden aufgrund der Vorkommnisse in Spa-Francorchamps nicht in Kurzschlussreaktionen verfallen. Wir werden uns nochmals ausführlich mit den Fahrern unterhalten. Ich hatte wirklich aufgrund der Rennen zuvor gehofft, dass es nicht so weit kommen würde. Aber da sind wir nun mal, und nun müssen wir sehen, wie wir damit umgehen.»

«Wir müssen sicherstellen, dass wir im Rahmen dessen bleiben, was wir vor der Saison festgelegt hatten. Wir sind im Herzen alle Fans, und als Fan möchten wir auch weiterhin beiden Piloten freie Fahrt geben. In Belgien hat uns diese Philosophie viele wertvolle Punkte gekostet.»

Toto Wolff sagte SPEEDWEEK.com vor dem Rennen auf die Frage, ob freie Fahrt für beide Fahrer nun Fluch oder Segen sei: «Es ist eben beides. Es ist ein Fluch, weil man sich selbstverständlich leichter tut mit einem Fahrer, der den unangefochtenen Nummer-1-Status hat, und du trimmst ihn ganz alleine auf Siege und die Weltmeisterschaft. Gleichzeitig bringen dir zwei Top-Fahrer wesentlich mehr, um das Team vorwärts zu bringen und die Leistungsfähigkeit des Autos zu erhöhen. Die Transparenz zwischen den beiden macht das Auto schneller. Und es geht dabei nicht nur ums diesjährige Fahrzeug, es geht auch um die längerfristige Leistungsfähigkeit.»

Der Wiener möchte nicht vom Kurs abkommen, den Mercedes vor der Saison eingeschlagen hatte und den Wolff am Mittag vor dem Belgien-GP so beschrieb: «Wir versuchen etwas, das bislang so gut wie keiner geschafft hat – nämlich zwei Nummer-1-Fahrer im Team zu haben, zu managen und zu halten. Wir wollen beiden eine faire Chance geben, diese Meisterschaft zu gewinnen.»

Nach dem Rennen stellt sich die Frage: Befindet sich Mercedes da nicht in einer programmierten Verlierer-Position? Gibt es Stallorder, wird geschimpft, der eine Fahrer werde bevorzugt. Gibt es freie Fahrt und es kracht, muss sich Mercedes von Vorwurf wie von Eddie Jordan anhören, man sei führungsschwach. Fühlt sich Mercedes in der Öffentlichkeit bei solchen Themen unfair behandelt?

«Nein», erwidert Wolff. «Wenn wir Emotionen auslösen, in die eine oder andere Richtung, dann ist das grundsätzlich gut. Emotionen gehören zum Sport. Gleichzeitig hat jeder das Recht auf seine Meinung, das ist wie im Fussballstadion, da finden wir auch 10.000 Trainer. Manche davon haben Recht, andere nicht. Wir sehen das sportlich.»

«Aber es steht sehr viel auf dem Spiel, und wenn wir es nicht schaffen, diese Situation angemessen zu managen, dann könnten wir zum Schluss der Saison wie Narren aussehen. Wir möchten nicht in Abu Dhabi die Weltmeisterschaft im Wissen beenden, dass wir Fahrer-WM oder Markenpokal verloren haben, weil wir zu sehr Rennfans waren.»

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