Nico Rosberg: Wieso ging Mercedes-Kabelstrang kaputt?
Die Mercedes-Truppe jubelt, Nico Rosberg ist's ums Weinen
Die Mercedes-Truppe stellte sich in der Nacht von Singapur zum Siegerbild auf, die Mechaniker hatten einen Halbkreis gebildet. Da trat Nico Rosberg zur Gruppe – und erhielt von den Jungs einen riesigen Applaus. Nico trat von einem Bein aufs andere und wusste nicht so richtig, wo er hinsehen sollte. Der Applaus hielt an. Rosberg winkte vage ab und wirkte weiter verlegen. Aber die Aufmunterung der Mercedes-Truppe wird ihm gut getan haben. Dann federte Sieger Lewis Hamilton daher. Natürlich war der Applaus mindestens so gross, aber nicht arg viel mehr. Die beiden setzten sich vor ihre Schrauber, dann werden ungefähr 1000 Bilder geschossen.
Die Szene sagt viel über Mercedes aus: Die ganze Truppe bedauert, dass Nico Rosberg so unglücklich aus dem Singapur-GP ausgeschieden ist – hilflos, weil nichts an Bord funktionierte: keine Kupplung, keine Gänge, auch ein mehrfaches Wechseln des Lenkrads war nutzlos, WM-Führung auf einen Schlag an seinen Rivalen Lewis Hamilton verloren, jeder im Team spürte, wie sehr Rosberg leidet.
Mercedes-Renndirektor Toto Wolff: «Ich habe mich bei Nico entschuldigt, weil wir ihn im Stich gelassen haben.»
Bald nach dem Rennen vermutete der Wiener richtig, dass ein Kabelstrang der Grund für den Ausfall der Systeme gewesen ist. Nur das Warum, es bleibt ungelöst.
Toto Wolff weiter: «Was wir wissen, das ist, dass der Kabelstrang in der Lenksäule gebrochen ist. Aber das Teil war innerhalb seines normalen Lebenszyklus. Es hätte also nicht kaputtgehen dürfen. Der Defekt hat dann fast das komplette System einfach heruntergefahren. Was noch funktioniert hat, das war die Gangschaltung, aber auch die nicht ideal, weil teilweise um zwei Gänge aufs Mal hochgeschaltet wurde. Wir hatten überdies einen Ausfall des Hybridsystems, da fehlen dem Fahrer dann 160 PS, also holten wir Nico an die Box, um noch einmal das Lenkrad zu wechseln. Aber das brachte wieder nichts, wir konnten das System nicht in Gang setzen. Es hätte die Möglichkeit gegeben, den Wagen aufzubocken und unter hoher Drehzahl in den ersten Gang schalten zu lassen – aber an dem Punkt habe ich angeordnet: Stopp! Ich riskiere es nicht, dass dann, wenn wir den Wagen mit drehenden Rädern auf den Boden plumpsen lassen, auf einmal ein Wagenheber in der Gegend herumfliegt. Am Ende wird noch jemand verletzt! Zu dem Zeitpunkt lag Rosberg sowieso schon weit hinten, also haben wir beschlossen, den Wagen aus dem Rennen zu nehmen.»
Ein grosser Teil des Mercedes-Materials geht von Singapur direkt weiter Richtung Suzuka, Japan. Nicht so die defekten Teile aus Rosbergs Silberpfeil – die wurden noch in der langen Nacht von Singapur ins Werk von Brackley (England) geschickt, zur Analyse. Schon morgen Montag werden die Experten in Grossbritannien die Übeltäter unter die Lupe nehmen.