Jules Bianchi: Unfall in Suzuka mit rund 210 km/h
Bianchi vor Sutil: Die Verhältnisse in Japan waren extrem
Wenn ein Pilot schwer verletzt in Krankenhaus liegt, will keiner mit dem Finger auf ihn zeigen. Jules Bianchi kann sich nicht verteidigen, niemand weiss, ob er wieder ganz gesund wird, da wirken Vorwürfe schnell einmal geschmacklos. Aber nicht nur in den sozialen Netzwerken stellen viele Fans die Frage, ob der Marussia-Fahrer eine Mitschuld am Unfall trägt.
Offizielle Unfallbilder hält die FIA unter Verschluss. Einzelheiten aus der Datenaufzeichnung sollen erst nach Abschluss der Untersuchung des Autoverbands veröffentlicht werden. Daher gilt auch als unbestätigt, was im Fahrerlager von Sotschi kolportiert wird: Der Unfall von Jules Bianchi war keine Fotokopie des Ausrutschers von Adrian Sutil. Der Franzose soll auf ein Ausbrechen des Fahrzeugs stärker korrigiert haben – war das vielleicht der Grund für das hohe Tempo, mit dem der Rennwagen von der Bahn abkam?
Über die Geschwindigkeit beim Unfall wurde viel spekuliert. Wer auf dem Filmportal YouTube sucht, findet darauf die Antwort.
Mit einer offiziellen App der Formel 1 lässt sich jeder Fahrer auf jeder Runde verfolgen – samt eingelegten Gängen und Speed. Dabei ist zu sehen: Unmittelbar nach dem Sutil-Unfall passiert Marussia-Fahrer Max Chilton die Stelle mit 230 km/h. Jules Bianchi ist mit etwas mehr als 210 km/h kaum langsamer. Der auf Bianchi folgende Ericsson ist mit rund 220 km/h ebenfalls gefährlich schnell.
Die F1-App für Tablets zeigt auch: Der Unfallsektor war nie grün (dem Flaggensignal jenseits der Unfallstelle zum Trotz), sondern ist nach dem Unfall von Adrian Sutil dauerhaft gelb.
Die gleichen Signale, welche in die App gespiesen werden, erhalten die Piloten auch ins Auto gefunkt. Jules Bianchi wusste also, dass vor ihm Gefahr lauert.
Unter den Sofortmassnahmen, die für Sotschi diskutiert werden, sind: Frühere Einsatz des Safety-Car, Ermahnung an die Fahrer, bei gelben Flaggen mehr Tempo rauszunehmen.