Formel 1: FIA-Urteil nach Crash in Baku

Jules Bianchi: Prognose ungewiss, was macht Marussia?

Von Mathias Brunner
Die Marussia-Box in Sotschi

Die Marussia-Box in Sotschi

Der 25jährige Franzose Jules Bianchi liegt weiter in kritischem Zustand im Krankenhaus von Yokkaichi. Ein indischer Neurologe warnt: «Für Prognosen ist es viel zu früh.»

Auf den ersten Blick ist in Sotschi alles wie üblich in der Formel 1. Die Rennställe bereiten ihre Boliden vor. Bei Marussia werden zwei Rennwagen vorbereitet, wer sie pilotiert, ist noch völlig ungewiss. Jedenfalls sicher nicht Jules Bianchi, dessen Name über der Marussia-Box steht.

Der Rennstall hat sich noch nicht dazu geäussert, wie es hier in Sotschi weitergehen soll: Gar kein Einsatz? Nur ein Fahrzeug mit Max Chilton? Zwei Autos für Chilton und für Alexander Rossi?

Die Normalität im Fahrerlager trügt: der Formel-1-Tross ist in Gedanken nicht in Russland, sondern in Yokkaichi – dort liegt Marussia-Fahrer Jules Bianchi weiter in kritischem Zustand im Spital. Niemand kann sagen, ob der Franzose den Kampf um sein Leben gewinnen wird. Jedem muss klar sein, wie schlimm seine Verletzung ist. Auch Dr. Pankaj Sharma – ein in Indien geborener, in Grossbritannien tätiger Neurologe – macht kein Geheimnis um die Ernsthaftigkeit der Verletzung des Franzosen.

Sharma ist in der beratende Hirnspezialist der Hammersmith-Krankenhäuser und ist am Imperial College tätigt. Er hält Doktortitel der Universtitäten von London und Cambridge und ist auch ein Experte für Schlaganfälle. Der Inder weiss, wovon er spricht, wenn er warnt: «Unsere Erfahrungen mit diffus axonalen Hirnverletzungen stammen weitgehend aus Verkehrsunfällen. Was dabei passiert: der Schädel wird verzögert, aber das Hirn darin bewegt sich weiter. Dabei können die Verbindungen zwischen den Nervenzellen beschädigt werden oder gar reissen. Ich versuche jeweils, das so darzustellen: Axone sind wie Autobahnen zwischen verschiedenen Städten. Die Städte selber, also die Nervenzellen, sind nicht beschädigt, aber die Strassen dazwischen sind kaputt. Ich betone noch einmal: es ist zu früh für eine Diagnose in diesem ganz speziellen Fall. Zudem kenne ich die exakten Ergebnisse der Untersuchungen von Jules Bianchi nicht. Allen Erfahrungen zufolge sind jedoch die Heilungsaussichten bei solchen Verletzungen in der Regel wenig ermutigend, viele Patienten erwachen nicht mehr aus ihrer Bewusstlosigkeit.»

«Ich zweifle keine Sekunde daran, dass Jules Bianchi in medizinisch erstklassigen Händen ist. Es hilft auch, dass er als Spitzensportler top-fit ist. Niemand kann sagen, wie es weitergeht. Was ich jedoch weiss: wir haben es hier mit einer gravierenden Verletzung zu tun, die den Sportler bestenfalls über längere Zeit daran hindern wird, in seinen Beruf zurückzukehren.»

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