China: Ferrari dank Strategie wieder vor Mercedes?
Die Intermediate-Reifen für Mischverhältnisse werden wohl in China unbenutzt bleiben
Shanghai ist nicht Sepang: In Malaysia hatte der Formel-1-Tross unter 35 Grad im Schatten geschwitzt, die Pistentemperaturen in Sepang überschritten sogar die 60-Grad-Marke! In China hingegen ist es mit 20 Grad recht mild, die Pistentemperaturen blieben im Bereich von höchstens 30 Grad.
Normalerweise begünstigen solche Verhältnisse sowie die Pistencharakteristik des «Shanghai International Circuit» das so genannte Körnen, wenn sich also auf der Lauffläche des Reifen kleine Gummikügelchen bilden. Das liegt vorrangig daran, dass sich der in den Kurven aufgeheizte Reifen auf den Geraden unerwünscht abkühlt.
Nun aber stellt sich heraus: Der (weiss markierte) mittelharte Pirelli körnt überhaupt nicht, der (gelb markierte) weiche Reifen nur ein wenig. Ebenfalls ungewöhnlich: im zweiten Training war es weniger warm als im ersten.
Die Pirelli-Techniker schätzen, dass der Unterschied zwischen den beiden Mischungen auf eine Shanghai-Runde gut 1,5 Sekunden beträgt. Dieser Abstand wird sich verringern, wenn mit zunehmendem Wochenende mehr Gummi auf der Bahn liegt. Da weiterhin trockenes Wetter angesagt ist, wird dieser Gummi auch nicht weggewaschen. Der Abstand zwischen den zwei Mischungen entspricht dem, was wir auf dem Albert Park Circuit von Melbourne hatten, wo Pirelli die identische Reifenkombination hingebracht hatte.
Pirelli-Rennchef Paul Hembery: «Für uns ist die herausragende Erkenntnis des Tages, dass wir vom üblichen Körnen hier wenig gesehen haben. Das ist gut, weil die Teams fast unbehelligt an ihren Entwicklungen und der Abstimmung der Autos arbeiten konnten.»
Bislang zeichnet sich daher ab: das Bild ist nicht so extrem wie in der Hitze von Sepang, wo Mercedes aufgrund des Reifenverschleisses keine Zweistoppstrategie fahren konnte, Ferrari hingegen schon.
Die Strategen der Rennställe rechnen gegenwärtig aus, ob sich sogar ein Einstopper lohnen würde – was für Ferrari als Reifenflüsterer machbar sein könnte. Doch das muss nicht heissen, dass es schneller ist, nur einmal anzuhalten. Paul Hembery von Pirelli: «Nach unseren Berechnungen ist eine Zweistoppstrategie die Schnellste.»