Istanbul Park: Statt Formel 1 künftig Mietwagen?
Start zum Türkei-GP von 2011 – Sebastian Vettel führt
Von 2005 bis 2011 fanden auf dem «Istanbul Park Circuit» (vormals «Istanbul Otodrom») sieben Läufe zur Formel-1-WM statt. An der Rennstrecke aus der Feder von Hermann Tilke kam es kaum etwas auszusetzen – die Fahrer liebten die Bahn, besonders die Dreifach-Links namens Kurve 8 hatte es in sich.
Aber in Sachen Zuschauer wurde es von Jahr zu Jahr jämmerlicher: das Rennen wurde in Istanbul (45 Kilometer entfernt) kaum beworben, die Tickets waren zu teuer, die Strecke lag zu weit von der türkischen Hauptstadt entfernt, rund um die Strecke im asiatischen Teil des Grossraums Istanbul gab es für Formel-1-Anhänger wenig zu unternehmen. Nach sieben Rennen war Feierabend, weil die Türken nicht mehr bezahlen wollten und Ecclestone keine Grands Prix mehr sehen wollte, die scheinbar unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden.
Auch die MotoGP, die DTM und die Tourenwagen-WM waren auf der atemraubenden Berg- und Talbahn zu Gast, aber auch da tauchten nicht arg viel mehr Fans auf, 2013 noch gastierte die Superbike-WM dort. Die rund 100 Millionen US-Dollar Baukosten, getragen von der Istanbuler Handelskammer sowie vom türkischen Börsenverband, erwiesen sich als Fehlinvestition.
Nun berichten verschiedene türkische Medien, die Strecke sei für den Zeitraum von zehn Jahren verleased – an die Mietwagenfirma Intercity, welche auf der früheren Rennstrecke einen Autopark eröffnen werde und dies schon am 9. September.
Angedacht sind Vertretungen von Autohändlern mit einer einmaligen Infrastruktur: Fahrzeug-Experten sollen an der früheren Rennstrecke arbeiten, Zubehörfirmen angelockt werden, die Fahrzeuge instand gehalten werden, wo früher Rennmotoren grollten. Auch Versicherungsgesellschaften sollen künftig ihren Sitz am Istanbul Park haben. Ob das alles sehr reizvoll ist, fast fünfzig Kilometer vom pulsierenden Istanbul entfernt, ist eine andere Frage.
Noch 2012 hatte Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone von einer Rückkehr der Formel 1 gesprochen: der Engländer sagte der türkischen Zeitung «Haber Turk», wenn die Probleme gelöst würden, dann könnte das Rennen wieder in den Kalender aufgenommen werden. Das Problem bestand in der Bezahlung von 22 Mio Dollar Antrittsgebühr, die nicht aufgetrieben werden konnten.
Ende Dezember war sogar davon die Rede, dass Ecclestone die Kontrolle über die Rennstrecke übernehmen würde. Doch das Grundproblem war offenbar nicht zu lösen: zu wenig Werbung fürs Rennen, zu wenig Interesse der Türken, zu wenig Zuschauer, bei jedem Wintertest in Barcelona herrscht eine bessere Stimmung.
Ein Witzbold damals in einem Formel-1-Training: «Kennt ihr den Unterschied zwischen den GP-Fans von Silverstone und jenen hier in der Türkei? In England kennt jeder Zuschauer alle Piloten. In der Türkei kennt jeder Pilot alle Zuschauer …»
Wirtschaftlich gibt es keinen Grund, einen Türkei-GP im WM-Jahresprogramm zu halten, die Verhandlungen zwischen Formel-1-Promoter Ecclestone und der Handelskammer scheiterten.