Nikolas Tombazis: Ferrari-Kündigung wegen Alonso?
Nikolas Tombazis mit Fernando Alonso
Selbst Ferrari-Kenner hatten sich gewundert: alle mussten für die WM-Durststrecke von Ferrari und Fernando Alonso büssen – Teamchef Stefano Domenicali, Motorenchef Luca Marmorini, Präsident Lua Montezemolo, Teamchef Marco Mattiacci. Nur Designer Nikolas Tombazis nicht. Bis im Dezember – dann ersetzte der neue Teamchef Maurizio Arrivabene den Athener Tombazis durch dessen bisherigen Stellvertreter Simone Resta.
Tombazis arbeitete bei Ferrari seit 2006 als leitender Designer bei Ferrari. Sein Vorgänger Aldo Costa musste im Mai 2011 den Posten des Technikchefs quittieren, als Sündenbock für einen verpatzten Saisonbeginn. Er heuerte bei Mercedes an und half dort, den übermächtigen 2014er Silberpfeil zu bauen.
Vergangene Woche war Tombazis vorderhand zum letzten Mal in Italien – er ist aus seinem Haus in den modeneser Hügeln ausgezogen und kehrt zurück in seine Heimat Griechenland.
«Für meine Familie ist es besser, nach Griechenland zu gehen», meint Tombazis. Er selber will für Arbeit pendeln und hat mit dem Thema Formel 1 durchaus nicht abgeschlossen.
Gegenüber dem «Corriere della Sera» sagt Nikolas zu den Gründen für die Trennung: «Ich will mich nicht vor Verantwortung drücken, aber am 2014er Auto habe ich erheblich weniger gemacht als an anderen Rennwagen. Um genau zu sein, war das 2015er Auto das erste seit vielen Jahren, um das ich mich ausgiebiger gekümmert hatte. Und es ist auch das erste, das vom modernisierten Windkanal profitieren konnte.»
«Das Kreuz, das ich zu tragen hatte – wir haben Fernando Alonso nie ein siegfähiges Auto gegeben. Lange Zeit war Fernando der beste Formel-1-Fahrer der Welt, vielleicht ist er das noch immer. Wenn wir ein Auto hatten, das für Rang 5 gut war, dann konnten wir uns sicher sein, Alonso wird Vierter.»
«Ab 2010 war Red Bull Racing immer stärker, dennoch hätte Fernando um ein Haar zwei Titel erobert. Wir waren seit 2009 im Hintertreffen. Wir haben im WM-Kampf gegen McLaren 2008 so lange am Wagen gearbeitet, dass wir mit der Arbeit für 2009 in Verzug gerieten. Diesen Rückstand holten wir nie auf, erst James Allison hat mir dann Arbeitsmöglichkeiten geschenkt, um in Ruhe an einem neuen Wagen zu arbeiten, mit mehr Vorlaufzeit, das Ergebnis war das 2015er Auto.»
Den Zeitpunkt für die Trennung findet der Grieche daher noch heute seltsam: «Ferrari hätte mich zu anderen Momenten wegschicken können, es nun zu tun, erscheint mir unlogisch. Bin ich ein Sündenbock? Vielleicht ein wenig.»